Zell a. H. im April 2023
Eine Frau am Grab
der, auf den sie ihre Hoffnung gesetzt
hat,
der, dem sie gefolgt ist
der, dem zuliebe sie ihr Leben radikal
geändert hat
ist tot.
Ein Mensch – tot
Träume, Hoffnungen – tot
etwas stirbt in mir,
wenn etwas stirbt
das kann ein Mensch sein
das kann ein Traum sein
das kann eine Idee sein
das kann eine Freundschaft sein
das kann das Ende eines
Lebensabschnittes sein
ich bin traurig
ich trauere
denn etwas stirbt in mir
wenn etwas stirbt
dieses Sterben in mir
muss gelebt werden
muss durchlebt werden
in allen Tiefen
meine Trauer macht mich blind
auch Maria erkennt den auferstandenen
Jesus nicht;
erst, als er sie beim Namen ruft
öffnen sich ihre Augen – ich bin bei
Dir
auch wenn Du vor Trauer
blind bist für mich
ich rufe Dich bei Deinem Namen
und die Augen gehen Dir auf
und dann wirst Du aus Deiner Trauer
auferstehen.
Andrea Schwarz
Liebe Verwandte und Freunde, liebe Leser
und Leserinnen!
Auch bei mir geht ein Lebensabschnitt zu
Ende.
Das „Haus der Begegnung“ (HdB), in dem
ich viele Exerzitienkurse, Meditationsabende usw. gehalten habe, ist
seit Januar mit ukrainischen Flüchtlingen belegt und das
Kapuzinerkloster hier in Zell a. H. wird aufgehoben. Am Pfingstmontag
ist um 10 Uhr in der Wallfahrtskirche die offizielle Verabschiedung,
hinterher ein Empfang in der Schwarzwaldhalle in Unterharmersbach. Ich
selbst ziehe bereits nach dem Weißen Sonntag nach München um.
Ein Lebensabschnitt geht zu Ende. 20
Jahre durfte ich in Zell sein. Es ist mir Heimat geworden. Nun naht der
Abschied. Loslassen ist angesagt. Es fällt mir nicht leicht. Der
Abschied ist mit Emotionen und vielen Erinnerungen verbunden. Ja, es
macht auch traurig. Andrea Schwarz hat recht, wenn sie schreibt, dass
etwas in einem stirbt, wenn etwas stirbt. Es ist tatsächlich ein wenig
wie sterben.
Doch Wehmut ist das eine. Es erfüllt mich
aber auch große Dankbarkeit. Ich bin überaus dankbar für diese Jahre,
die ich in Zell sein und in den verschiedensten Bereichen der Seelsorge,
vor allem Exerzitien und geistliche Begleitung, dann aber auch an der
schönen Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ und in den Pfarreien der
Seelsorgeeinheit Dienst tun und wirken konnte.
Natürlich weiß ich: Wir haben hier keine
bleibende Stätte. Wir sind Pilger. Und gerade zur franziskanischen
Spiritualität gehört die Itineranz, das Unterwegssein. Im Kopf weiß ich
das, aber der Nachvollzug - gar nicht so einfach. Dazu kommt die Frage:
Was kommt auf mich zu? Wie wird es weitergehen? Sicher ist, dass am
neuen Ort vieles anders ist. In mancherlei Hinsicht ist es wohl ein
Unterschied wie Tag und Nacht. Großstadt, andere Mitbrüder, eine neue
Aufgabe. Und vieles ist einfach noch ungewiss. Es wird wohl eine große
Umstellung. Und es wird Zeit brauchen, mich um- und einzugewöhnen. Was
mir hilft ist, dass ich am neuen Ort und in der neuen Aufgabe (Superior
für Ordensschwestern) herzlich willkommen bin und dass man sich auf mich
freut! Das macht vieles leichter und lässt mich den Blick zuversichtlich
nach vorne richten. Ein neuer Anfang kann auch eine Chance sein. Noch
einmal aufbrechen, noch einmal Veränderung riskieren. Das kann Leben
auch bereichern und erfüllter machen.
Nun naht Ostern und damit auch Hoffnung
auf Neues, auf Sinn und Gelingen, Leben und Freude.
Und
schon immer habe ich in der Gewissheit gelebt: GOTT, DU BIST DA. DU
NÄHER MIR ALS ICH MIR SELBST. Es ist die Gewissheit, dass SEINE
Gegenwart mich umhüllt, durchdringt und birgt. Und dass ER alle Wege
mitgeht. „Christus, meine Zuversicht, auf dich vertraue ich und
fürcht mich nicht“, heißt es in einem Lied, das im Gotteslob
bezeichnenderweise unter der Nr. 365 steht. Jeden Tag können und dürfen
wir es auf uns hin hören und anwenden. – Das bedeutet nicht, dass es
keine Fragen, keine Dunkelheiten, kein Leid und keine Tränen mehr gibt.
Aber das Vertrauen auf Gott hat sich bis heute und immer wieder - auch
in schweren Stunden - als ein Fundament erwiesen, das trägt.
Von Herzen wünsche ich Euch und Ihnen
allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Es grüßt Euch / Sie Pater Pius
Kirchgessner, Kapuziner
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