Sehr geehrte, liebe Besucher meiner
Internetseite,
so lauten bekannte Sehnsuchtszeilen des
Dichters Eduard Mörike. – Wer möchte nicht in sie einstimmen in diesen
Tagen des Frühlings, wenn die Sonne scheint, die Temperaturen steigen
und es in der Natur sprießt und grünt und blüht?
Symbolträchtig haben Bund und
Länder den kalendarischen Frühlingsanfang am 20. März als Stichtag
gewählt, an dem viele Corona-Maßnahmen, die lange Zeit unser Leben
eingeschränkt und bestimmt haben, fallen sollten.
Anfang April war es dann endgültig
soweit. Viele von uns haben wohl schon lange auf diesen Moment gewartet,
ja ihn herbeigesehnt. Wieder mal auf Veranstaltungen gehen können,
Feiern in großer Runde, keine ständigen Kontrollen, Gottesdienste mit
festlichem Chor- und Gemeindegesang ….
Endlich aufatmen – wäre da
nicht doch immer noch das Virus. Auch wenn die Masken fallen, ist das
noch nicht das Ende der Pandemie. Weiterhin sind Vorsicht und Rücksicht
geboten.
Endlich aufatmen – wäre da
nicht dieser völlig unnötige Krieg in der Ukraine mit seiner unsäglichen
Brutalität, Zerstörung und Verwüstung, mit so viel Elend, Leid, Not und
Tod. Dieser irrsinnige Krieg in Europa, in unserer Nachbarschaft.
Unvorstellbar, aber wahr! Und ein Ende ist auch da noch nicht in Sicht.
Im Gegenteil: Die Bilder von schrecklichen Massakern an Zivilisten und
andere abscheuliche Kriegsverbrechen sind eher Hinweis auf eine
grauenvolle Eskalation.
Endlich aufatmen – wäre da
nicht auch die Angst vor einer Ausweitung des Krieges, die Gefahr eines
Flächenbrandes, auf jeden Fall aber erhebliche wirtschaftliche
Konsequenzen, die wir – je länger, desto mehr – auch bei uns deutlich
spüren werden. – Staunenswert und überaus beeindruckend ist aber auch
die enorme Hilfsbereitschaft und Solidarität den tausenden Flüchtlingen
gegenüber – auch hierzulande.
Endlich aufatmen – wären da
nicht die sich immer deutlicher abzeichnenden und stärker auswirkenden
Gefahren und drohenden Katastrophen durch den Klimawandel.
Die Welt ist aus den Fugen geraten.
Die Welt und ihre Krisen schwingen mit,
wenn wir jetzt wieder im Straßen-Café die sonnige Frühlingsluft
genießen.
Die Welt und ihre Krisen schwingen mit,
wenn wir Christen jetzt wieder Ostern feiern, das Fest der Hoffnung und
des Lebens.
Ein paradoxer Frühling! Er
zeigt einerseits, wie fragil, wie verwundbar und zerbrechlich das Leben
ist. Und andererseits, wie alles sich sehnt und drängt nach Licht und
Leben, nach Befreiung, Freude und Frieden.
Dietrich Bonhoeffer schreibt:
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch
aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er
Menschen, die sich alles zum Besten dienen lassen. – Ich glaube, dass
Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir
brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns
selbst, sondern allein auf ihn verlassen. – In solchem Glauben müsste
die Angst vor der Zukunft überwunden sein.“
Ein Wort Jesu ist mir in den
letzten Wochen immer wieder in den Sinn gekommen: „Frieden
hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht einen Frieden,
wie die Welt ihn gibt…“ Und weiter: „Euer Herz ängstige sich
nicht und verzage nicht! (Joh 14, 27)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
– trotz aller Widerwärtigkeiten und allen Bedrängnissen in dieser Welt
und in unserem Leben – ein frohes und gesegnetes Osterfest, ein Fest der
Hoffnung, das uns aufatmen lässt und Zuversicht schenkt – und ganz viel
Gottvertrauen! Dunkel, Leid und Tod haben nicht das letzte Wort.
Christus
ist auferstanden! „Die Auferstehung Christi macht offenbar, dass wir
Zukunft haben. Leiden und Not verlieren dadurch nichts von ihrer
Bitterkeit, aber sie erscheinen in einem neuen Licht“. (Dieter
Bonhoeffer) – Neues Licht und Leben, inneres Hell- und Heil-Werden. Wo
ersehne und brauche ich das für mich und für diejenigen, die zu mir
gehören, an diesem Osterfest?
Seien und bleiben Sie gesund, behütet
und gesegnet!
Es grüßt
Sie
Ihr
Pater Pius Kirchgessner, Kapuziner
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