Exerzitien mit P. Pius

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„Brich auf, mein Herz, und wandere!

Es leuchtet der Stern.

Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg.

Und viel geht dir unterwegs verloren.

Lass es fahren.

Gold der Liebe,

Weihrauch der Sehnsucht,

Myrre der Schmerzen

hast du ja bei dir.

Er wird sie annehmen.“          (Karl Rahner)

 

 

Zell am Harmersbach im Advent 2022

 

 

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter!

 

„Aufbrechen“ ist immer wieder neu eine Aufgabe für jeden Menschen, erst recht für Christinnen und Christen. In der biblischen Tradition gibt es viele Beispiele und Vorbilder dafür.

 

An Weihnachten stehen uns besonders die Weisen vor Augen. Sie brechen auf, machen sich auf den Weg, folgen dem Stern, um den neuen König – der sich als neugeborener Jesus im Stall entpuppt – zu huldigen.

Aus diesem weihnachtlichen Bild der Weisen lässt sich der Auftrag für uns ableiten: „Brich auf, mein Herz, und wandere!“

 

Wichtig ist: auf die Verheißung zu hören, den Stern wahrzunehmen und ihm zu folgen. Dabei wird es nicht ausbleiben, dass auch wir im Unterwegssein im Lauf unseres Lebens vielfältig die Erfahrung machen, loslassen zu müssen. „Viel geht dir unterwegs verloren.“ Kann ich es lassen und trotzdem erfahren, dass Entscheidendes bereits gegeben ist und immer wieder neu geschenkt wird – „Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht“ –, manches aber auch zu tragen, zu er-tragen und zu bewältigen ist – „Myrre der Schmerzen“.

Und in allem darauf vertrauen, dass diese persönlichen Erfahrungen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, die Kostbarkeiten sind, die als Geschenke in die Begegnung mit anderen – und in diesen Tagen auch an die Weihnachtskrippe – gebracht werden, Schweres und Schönes, Leidvolles und Frohes. „Er wird es annehmen.“ – Das finde ich unheimlich tröstlich.

 

Loslassen und aufbrechen, Abschied nehmen und neu anfangen, das steht im neuen Jahr auch für mich an. Nachdem das Provinzkapitel der deutschen Kapuziner im Juni beschlossen hat, das Kapuzinerkloster in Zell samt dem dazugehörigen Haus der Begegnung (HdB) aufzuheben, hat nun die neue gewählte Provinzleitung Schritte der Umsetzung vollzogen. Das HdB schließt Ende dieses Jahres. Es wird an die Stadt Zell vermietet, die es für Flüchtlinge verwenden will. Die jetzt noch im Kloster lebenden 10 Brüder siedeln an andere Orte um. Ich selbst – so ist es vorgesehen – breche meine Zelte nach Ostern ab und mache mich auf den Weg nach München. Dort gehöre ich zur Gemeinschaft von sieben Mitbrüdern im Kapuzinerkloster, werde aber in dem unmittelbar benachbarten Kreszentiastift wohnen und mit halber Stelle als Superior für das Mutterhaus der Kongregation der Kreszentiaschwestern zuständig sein, die ein großes Wohnstift und Pflegeheim betreuen. Mit der anderen halben Stelle soll, kann und darf ich weiterhin in der Exerzitienseelsorge tätig sein. Wie sich dies gestalten wird, muss sich zeigen. Es gilt erst einmal am neuen Ort anzukommen, mich einzufinden und neu zu orientieren.

Eines ist für mich klar, dass ich – Anfang Oktober 70 geworden – dem Alter und der Gesundheit entsprechend ein Stück kürzertreten will und muss.

 

Ansonsten schaue ich überaus dankbar auf die 20 Jahre in Zell zurück. Es ist mir Heimat geworden. Ich lasse in der Tat viel Liebgewonnenes zurück. Das ist nicht leicht. Gleichzeitig blicke ich gespannt und erwartungsvoll nach vorn und gehe zuversichtlich dem entgegen, was neu auf mich zukommt.

 

Jedenfalls, in dem „Brich auf, mein Herz, und wandere“ von Karl Rahner finde ich mich gerade ganz gut wieder. Ebenso in dem berühmten Wort von Dag Hammarskjöld: „Für das Vergangene Dank! Dem Kommenden Ja!“ Sowie in dem mir seit Jahrzehnten sehr vertrauten und lieben Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. Darin sprechen mich in momentan besonders die Zeilen an: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andere, neue Bindungen zu geben.“ Weiter heißt es: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

 

Dass auch Ihr Euch bzw. Sie sich in allem behütet und beschützt wissen und so vertrauensvoll Schritte ins neue Jahr wagen können, das wünsche ich Euch/Ihnen von Herzen. Vergessen wir nicht: „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer).

 

Von Herzen danke ich für alle liebe Verbundenheit und alle wohlwollende Güte, die ich empfangen durfte und darf. Und verbleibe mit treuem Gebetsversprechen und eine gnadenreiche Weihnacht wünschend sowie ein gutes und von Gott gesegnetes Neues Jahr

 

Dein/Euer/Ihr

Pater Pius

 

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