Zell a. H. im Advent/Weihnachten 2021
Liebe Leser und Leserinnen meiner Internetseite,
das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Was
ist nicht alles geschehen? Zerstörende Feuer: Wälder brennen, Vulkane
speien gefährliche Lava. Wasserfluten: Sie überschwemmen ganze Täler und
Ortschaften. Wahlen: Eine neue Ära beginnt. Die Bundekanzlerin dankt ab.
Die „Ampel“ regiert. So vieles ist im Umbruch – auch in der Kirche.
Und was uns nach wie vor in Atem hält:
die Corona-Pandemie. Ich wünsche sehr, dass Sie bisher heil und gut
durch diese Krisenzeit gekommen sind, was ich – Gott sei Dank – auch von
mir und unserer Kapuzinergemeinschaft hier in Zell sagen kann.
Doch aufs Neue wütet das Virus und greift
mit aller Macht um sich. Die Pandemie – eine zermürbende
Endlos-Schleife? Während die Delta-Welle noch durchs Land rollt, schickt
sich die - womöglich noch ansteckendere Omikron-Variante - schon an, uns
heimzusuchen. Und geht es Ihnen auch so? Die Kräfte lassen langsam nach,
die Geduld schwindet, Müdigkeit macht sich breit, Gereiztheit liegt in
der Luft. Und bei nicht wenigen legen sich Einsamkeit, Traurigkeit und
Dunkelheit bedrückend auf die Seele.
Dazu kommt das Gefühl, dass in unserer
Gesellschaft von Corona-Welle zu Corona-Welle mehr aus den Fugen gerät.
So viel Verwirrung, Hickhack und Gegeneinander. Misstrauen,
Aggressivität und Feindseligkeit greifen um sich. Ein Riss geht durch
Familien, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Vereine, Freundesgruppen und
Kollegenkreise ... Ein Riss, der zu einem Graben werden und die
Gesellschaft spalten kann.
Was tun? Zunächst, denke ich,
einen kühlen Kopf bewahren, nicht resignieren, den Mut nicht verlieren,
hoffnungsvoll bleiben, das Miteinander suchen, Toleranz und Solidarität
üben! Und – als gläubige Menschen – wissen, dass Gott auch in solch
schwierigen Situationen und dunklen Stunden da ist. Tun, was wir tun
können und gleichzeitig unser ganzes Vertrauen auf IHN setzen.
In einem Lied heißt es:
„Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht, habt Vertrauen, der Tag
bricht an.“ – Durch das Dunkel zum Licht gehen. Das kann die
Erfahrung sein, dass in Leid und Not und Tod das Ende der Trauer
aufleuchtet und neues Leben aufbricht. Wie bei den Barbarazweigen.
Sie sehen zunächst aus wie abgestorben und tot, aber in eine Vase mit
Wasser gestellt, regt sich langsam Leben. Sie keimen, grünen und blühen
auf. Ein Bild der Hoffnung. Ein anderes Hoffnungszeichen in dieser
dunklen Jahreszeit: der Adventskranz. Mit jeder Kerze leuchtet er
heller und deutet auf das göttliche Licht hin, das mit Christus in die
Welt kommt.
In großer Erwartung, vielleicht auch
abgeschlagen und ein Stück weit erschöpft von dem, was wir erlebt und
möglicherweise auch erlitten haben, freuen wir uns über jeden Lichtblick
und jeden Hoffnungsschimmer. Wir sehnen uns nach Licht. „Die
Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages.“ Auch wenn wir
einen langen Atem brauchen, so hoffen ich doch, dass auch die Finsternis
der Pandemie sich wieder verzieht, dass es wieder heller wird, dass
wieder unbeschwertere Zeiten kommen.
Von Martin Luther King stammt das
Wort: „Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte
finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine groß, segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott
kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen. Er kann das dunkle Gestern in
ein helles Morgen verwandeln.“
Möge
Weihnachten für euch ein Licht sein,
das wie ein Stern strahlt
und die Finsternis eurer Nächte durchbricht!
Möge Weihnachten für euch ein Gesang sein,
der aufsteigt wie die Freude,
die über eurer Traurigkeit tanzt!
Möge Weihnachten für euch ein Fest sein,
das euch, inmitten eures Kummers,
die Zärtlichkeit des Kindes in der Krippe schenkt!
Charles Singer
Von Herzen wünsche ich Euch und
Ihnen allen ein gnadenreiches Fest der Geburt Christi sowie ein
gesundes, gutes und friedvolles Neues Jahr!
Seien und bleiben Sie mit allen,
die zu Ihnen gehören, behütet und gesegnet!
In Dankbarkeit, in lieber
Verbundenheit und mit vielen Grüßen
Ihr Pater Pius
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