In
wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Wir feiern die Liebe Gottes. Wir
feiern, dass Gott im Kind von Bethlehem einer von uns geworden ist,
unser Bruder. In Jesus hat er unser Leben geteilt. Er hat Freude und
Leid erfahren wie wir.
Weihnachten sagt und zeigt uns: Wir sind von Gott geliebt.
Wir sind angenommen mit allem, was unser Menschsein ausmacht.
Und
von daher kommt Licht und Hoffnung in unser Leben.
Der
Schlüssel dazu ist das Wort aus dem Johannesevangelium: „So sehr
hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn in sie hinein gesandt
hat, damit jeder, der glaubt, das Leben hat.“ (vgl. Joh, 3,16)
„Gottes Sehnsucht ist der Mensch“,
sagt der hl. Augustinus.
In
Jesus ist er gekommen, um zu suchen, was verloren war und zu heilen,
was verwundet ist. Der Name „Jesus“ ist wie ein Programm: Gott
rettet! Gott hilft! Er ist eine Kurzfassung der gesamten Heilsbotschaft.
Gott wird Mensch.
Gott steht an unserer Seite.
„Gott ist da. Seine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns
wie die Luft, die wir atmen und ohne die wir nicht leben können.“
(Tagesgebet )
Diese Gewissheit der Gegenwart Gottes und diese Zuversicht
aus der Erfahrung, dass Gott da ist und alle Wege mit geht, hat mich
durch das zu Ende gehende Jahr auf all meinen Wegen und in allem Auf und
Ab begleitet und getragen.
Ich
bin froh und dankbar, dass Gott mir die Gesundheit und die Kraft
geschenkt hat, alle Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen.
Das
waren in der Hauptsache mehr als zwei Dutzend Exerzitienkurse
unterschiedlicher Art. Das Spektrum reicht von den klassischen
Einzelexerzitien über Meditations- und Wanderexerzitien bis hin zu den
traditionellen Gemeinschafts- bzw. Vortragsexerzitien sowie monatlichen
Meditationsabenden.
Nach wie vor bin ich gern in diesem Seelsorgebereich tätig. Ich
halte die Exerzitienseelsorge für wichtig, sehe sie als sinnvoll an und
erfahre sie auch für mich selbst als erfüllend. Ich begegne bei
dieser Tätigkeit vielen Menschen mit ihren Fragen und Sorgen, mit ihren
Freuden und Nöten. Es ist schön, ihnen ein Stück Weggefährte,
geistlicher Begleiter und guter Hirte sein zu dürfen. Oft kommen die
Kursteilnehmer erschöpft und ausgelaugt an. Sie fühlen sich wie ein
trockener Schwamm. Und gehen gestärkt, mit neuem Mut und erfüllt mit
neuer Kraft wieder in ihren Alltag zurück. Es ist schön, immer
wieder diese Wandlung miterleben zu können und meinen Teil dazu
beitragen zu dürfen.
Dass
ich bei dieser Aufgabe viel herumkomme von Holland über Bayern, Schweiz,
Österreich bis Südtirol, das bringt die Arbeit so mit sich.
Noch
bin ich das viele Unterwegssein nicht leid und noch vermag ich es auch
kräftemäßig. Denn das bedeutet ja auch, immer wieder packen, aufbrechen,
losfahren, in einem anderen Bett schlafen und ein Stück weit aus dem
Koffer zu leben. Gott sei Dank, kehre ich auch immer wieder
gerne zurück und es stellt sich ein gutes Gefühl ein, wenn ich das
Kinzigtal wieder erreiche und in das Harmersbachtal hineinfahre.
Einige Kurse halte ich auch in unserem „Haus der Begegnung“,
das zum Kapuzinerkloster hier in Zell gehört. Da merke ich immer wieder
wie das HdB vielen Menschen gut tut. Sie suchen und finden hier
nicht nur Lebenshilfe und Glaubensvertiefung, sondern auch eine Oase der
Ruhe und der Geborgenheit.
Es
gibt bei den jährlichen Kursangeboten eine Reihe von Teilnehmer, die
immer wieder gerne kommen, denen die Atmosphäre des Hauses zusagt, die
unsere gute Küche schätzen und die sich in der vertrauten Umgebung (der
Klostergarten, die Wallfahrtskirche, der nahe Harmersbach und der
Schwarzwald mit seinen Tälern und Höhen) wohl und heimisch fühlen. Für
manche Kursteilnehmer ist das HdB im Laufe der Jahre, so höre ich es
immer wieder, ein Stück Heimat geworden.
Zur
Exerzitienseelsorge und Kursarbeit kommen für mich immer wieder
pastorale Einsätze hier vor Ort dazu, sei es in der Wallfahrtskirche
oder in den Kirchen und Kapellen unserer großen Seelsorgeeinheit, die
drei Täler umfasst und einen Durchmesser von ca.40 km erreicht.
Liebe Verwandte, liebe Freunde und
Wohltäter!
Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende.
Als Stichworte fallen mir ein: Erdbeben und Tsunami in Japan und
dadurch ausgelöst die atomare Katastrophe von Fukushima, Revolutionen in
der arabischen Welt, wo Menschen aus langer Diktatur und Unterdrückung
den Aufstand wagten, auf die Straße gingen, protestierten und für
Freiheit und Gerechtigkeit Leib und Leben riskierten. Sodann
kommt mir in den Sinn die Finanz- und Schuldenkrise, die fast täglich
die Schlagzeilen und Titelseiten beherrschte und Stuttgart 21, wozu es
vor kurzem eine Volksabstimmung gab.
Die
wichtigsten kirchlichen Daten: Weltjugendtag in Madrid,
Seligsprechung von Johannes Paul II., beginnender Dialogprozess und vor
allem der Papstbesuch in Deutschland. Dieser mag sogar ein
historisches Ereignis gewesen sein. Wer weiß ob und wann ein deutscher
Papst wieder einmal in seine deutsche Heimat kommt.
Leider konnte ich selbst an keinem der Orte, die der Papst besucht
hat, live dabei sein. So gut es mir möglich war, habe ich aber die
Stationen des Papstbesuches mit Interesse im Fernsehen verfolgt.
Im
Vorfeld des Papstbesuches gab es manche Kritik und auch unterschiedliche
Erwartungen. Meines Erachtens war es für den Papst unmöglich, den vielen
und zum Teil auch sehr hohen und völlig unrealistischen Erwartungen zu
entsprechen. Die Kirche ist ja kein Wunschkonzert. Dass der Papst
„Gastgeschenke“ verteilen würde und katholisches Glaubensgut zur
Disposition stellen, indem er sagt: „Ab morgen machen wir das alles
anders. Wir passen uns den anderen Konfessionen an. Wir passen uns dem
Zeitgeist an.“ Das konnte kein Einsichtiger erwarten.
Dem
Papst ging es und geht es vor allem um die Erneuerung und Vertiefung
des Glaubens. Das war das Hauptanliegen seines Deutschlandbesuches.
So hat
er auf dem Eichsfeld den Menschen gedankt, die unter zwei totalitären
Regimen ihren Glauben mutig durchgehalten haben. In Erfurt hat er im
ehemaligen Augustinerkloster, in dem der junge Martin Luther als Mönch
lebte, diesen als Christen charakterisiert und sein „Ringen um Gott
und mit Gott“ gewürdigt.
Vor Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sprach er in
Freiburg vom „Überhang an Strukturen gegenüber
dem Geist.“
Äußere
Reformen ohne Grundlage im Glauben und neue Begeisterung für den Glauben
hält er – und da stimme ich ihm zu – für sinn- und ziellosen
Aktionismus. Christlicher Glaube ist nie durch ein Weniger an Hingabe,
sondern immer durch ein Mehr davon gewachsen.
Highlights für mich im Jahr 2011 waren zwei Tage auf dem
Kinzigtäler Jakobusweg sowie der „Urlaub mit Gott“, eine
Wanderwoche in den Dolomiten. Urlaub habe ich in diesem Jahr im
Gästehaus St. Josef in Garmisch-Partenkirchen gemacht. Obwohl es in
diesen Tagen oft regnerisch war, oder vielleicht auch gerade deswegen,
fand ich den Urlaub sehr erholsam.
Anfang Dezember habe ich nach den vielen Exerzitienkursen, die ich
das Jahr über gehalten habe, selbst Einzelexerzitien in der Nähe von
Regensburg mitgemacht. Sie haben Leib und Seele gut getan.
Ich
fühle mich innerlich erneuert und gestärkt. So will und kann ich
zuversichtlich nach vorne schauen, mutig weitergehen und aus Gottes Hand
annehmen, was das neue Jahr bringt. Es ist spannend.
Nach
der Zusammenlegung der beiden Kapuzinerprovinzen zu einer deutschen
Provinz 2010 und einem Sachkapitel in diesem Jahr, ist erneut ein
Sachkapitel Ende Januar einberufen worden, zu dem alle Brüder eingeladen
sind, um zu schauen, zu besprechen und zu entscheiden, wie es
weitergehen soll.
Wir
werden weniger und älter. Es geht um die Zukunft von Klöstern,
Seelsorgebereichen und Aufgabengebieten. Reduktion, Konzentration,
Schwerpunktsetzung ist angesagt. Und bei all dem auch Loslassen,
schmerzliche Prozesse, aber notwendig und hoffentlich auch heilsam.
Möge Gott uns allen seinen Geist schenken, uns mit seinem Licht erfüllen
und uns die rechten Weg zeigen. Möge er uns führen und leiten.
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