Exerzitien mit P. Pius

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Jahresrückblick 2011

 

Zell a. H im Advent 2011

Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter!

In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Wir feiern die Liebe Gottes. Wir feiern, dass Gott im Kind von Bethlehem einer von uns geworden ist, unser Bruder. In Jesus hat er unser Leben geteilt. Er hat Freude und Leid erfahren wie wir.

 

Weihnachten sagt und zeigt uns: Wir sind von Gott geliebt. Wir sind angenommen mit allem, was unser Menschsein ausmacht.

Und von daher kommt Licht und Hoffnung in unser Leben.

 

Der Schlüssel dazu ist das Wort aus dem Johannesevangelium: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn in sie hinein gesandt hat, damit jeder, der glaubt, das Leben hat.“ (vgl. Joh, 3,16)

 

„Gottes Sehnsucht ist der Mensch“, sagt der hl. Augustinus.

In Jesus ist er gekommen, um zu suchen, was verloren war und zu heilen, was verwundet ist. Der Name „Jesus“ ist wie ein Programm: Gott rettet! Gott hilft! Er ist eine Kurzfassung der gesamten Heilsbotschaft.

 

Gott wird Mensch. Gott steht an unserer Seite.

„Gott ist da. Seine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns wie die Luft, die wir atmen und ohne die wir nicht leben können.“ (Tagesgebet )

 

Diese Gewissheit der Gegenwart Gottes und diese Zuversicht aus der Erfahrung, dass Gott da ist und alle Wege mit geht, hat mich durch das zu Ende gehende Jahr auf all meinen Wegen und in allem Auf und Ab begleitet und getragen.

 

Ich bin froh und dankbar, dass Gott mir die Gesundheit und die Kraft geschenkt hat, alle Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen.

Das waren in der Hauptsache mehr als zwei Dutzend Exerzitienkurse unterschiedlicher Art. Das Spektrum reicht von den klassischen Einzelexerzitien über Meditations- und Wanderexerzitien bis hin zu den traditionellen Gemeinschafts- bzw. Vortragsexerzitien sowie monatlichen Meditationsabenden.

 

Nach wie vor bin ich gern in diesem Seelsorgebereich tätig. Ich halte die Exerzitienseelsorge für wichtig, sehe sie als sinnvoll an und erfahre sie auch für mich selbst als erfüllend. Ich begegne bei dieser Tätigkeit vielen Menschen mit ihren Fragen und Sorgen, mit ihren Freuden und Nöten. Es ist schön, ihnen ein Stück Weggefährte, geistlicher Begleiter und guter Hirte sein zu dürfen. Oft kommen die Kursteilnehmer erschöpft und ausgelaugt an. Sie fühlen sich wie ein trockener Schwamm. Und gehen gestärkt, mit neuem Mut und erfüllt mit neuer Kraft wieder in ihren Alltag zurück. Es ist schön, immer wieder diese Wandlung miterleben zu können und meinen Teil dazu beitragen zu dürfen.

 

Dass ich bei dieser Aufgabe viel herumkomme von Holland über Bayern, Schweiz, Österreich bis Südtirol, das bringt die Arbeit so mit sich.

 

Noch bin ich das viele Unterwegssein nicht leid und noch vermag ich es auch kräftemäßig. Denn das bedeutet ja auch, immer wieder packen, aufbrechen, losfahren, in einem anderen Bett schlafen und ein Stück weit aus dem Koffer zu leben. Gott sei Dank, kehre ich auch immer wieder gerne zurück und es stellt sich ein gutes Gefühl ein, wenn ich das Kinzigtal wieder erreiche und in das Harmersbachtal hineinfahre.

 

Einige Kurse halte ich auch in unserem „Haus der Begegnung“, das zum Kapuzinerkloster hier in Zell gehört. Da merke ich immer wieder wie das HdB vielen Menschen gut tut. Sie suchen und finden hier nicht nur Lebenshilfe und Glaubensvertiefung, sondern auch eine Oase der Ruhe und der Geborgenheit.

 

Es gibt bei den jährlichen Kursangeboten eine Reihe von Teilnehmer, die immer wieder gerne kommen, denen die Atmosphäre des Hauses zusagt, die unsere gute Küche schätzen und die sich in der vertrauten Umgebung (der Klostergarten, die Wallfahrtskirche, der nahe Harmersbach und der Schwarzwald mit seinen Tälern und Höhen) wohl und heimisch fühlen. Für manche Kursteilnehmer ist das HdB im Laufe der Jahre, so höre ich es immer wieder, ein Stück Heimat geworden.

 

Zur Exerzitienseelsorge und Kursarbeit kommen für mich immer wieder pastorale Einsätze hier vor Ort dazu, sei es in der Wallfahrtskirche oder in den Kirchen und Kapellen unserer großen Seelsorgeeinheit, die drei Täler umfasst und einen Durchmesser von ca.40 km erreicht.

 

Liebe Verwandte, liebe Freunde und Wohltäter!

 

Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Als Stichworte fallen mir ein: Erdbeben und Tsunami in Japan und dadurch ausgelöst die atomare Katastrophe von Fukushima, Revolutionen in der arabischen Welt, wo Menschen aus langer Diktatur und Unterdrückung den Aufstand wagten, auf die Straße gingen, protestierten und für Freiheit und Gerechtigkeit Leib und Leben riskierten. Sodann kommt mir in den Sinn die Finanz- und Schuldenkrise, die fast täglich die Schlagzeilen und Titelseiten beherrschte und Stuttgart 21, wozu es vor kurzem eine Volksabstimmung gab.

 

Die wichtigsten kirchlichen Daten: Weltjugendtag in Madrid, Seligsprechung von Johannes Paul II., beginnender Dialogprozess und vor allem der Papstbesuch in Deutschland. Dieser mag sogar ein historisches Ereignis gewesen sein. Wer weiß ob und wann ein deutscher Papst wieder einmal in seine deutsche Heimat kommt.

 

Leider konnte ich selbst an keinem der Orte, die der Papst besucht hat, live dabei sein. So gut es mir möglich war, habe ich aber die Stationen des Papstbesuches mit Interesse im Fernsehen verfolgt.

 

Im Vorfeld des Papstbesuches gab es manche Kritik und auch unterschiedliche Erwartungen. Meines Erachtens war es für den Papst unmöglich, den vielen und zum Teil auch sehr hohen und völlig unrealistischen Erwartungen zu entsprechen. Die Kirche ist ja kein Wunschkonzert. Dass der Papst „Gastgeschenke“ verteilen würde und katholisches Glaubensgut zur Disposition stellen, indem er sagt: „Ab morgen machen wir das alles anders. Wir passen uns den anderen Konfessionen an. Wir passen uns dem Zeitgeist an.“ Das konnte kein Einsichtiger erwarten.

 

Dem Papst ging es und geht es vor allem um die Erneuerung und Vertiefung des Glaubens. Das war das Hauptanliegen seines Deutschland­besuches.

 

So hat er auf dem Eichsfeld den Menschen gedankt, die unter zwei totalitären Regimen ihren Glauben mutig durchgehalten haben. In Erfurt hat er im ehemaligen Augustinerkloster, in dem der junge Martin Luther als Mönch lebte, diesen als Christen charakterisiert und sein „Ringen um Gott und mit Gott“ gewürdigt.

Vor Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sprach er in Freiburg vom „Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist.“

 

Äußere Reformen ohne Grundlage im Glauben und neue Begeisterung für den Glauben hält er – und da stimme ich ihm zu – für sinn- und ziellosen Aktionismus. Christlicher Glaube ist nie durch ein Weniger an Hingabe, sondern immer durch ein Mehr davon gewachsen.

 

Highlights für mich im Jahr 2011 waren zwei Tage auf dem Kinzigtäler Jakobusweg sowie der „Urlaub mit Gott“, eine Wanderwoche in den Dolomiten. Urlaub habe ich in diesem Jahr im Gästehaus St. Josef in Garmisch-Partenkirchen gemacht. Obwohl es in diesen Tagen oft regnerisch war, oder vielleicht auch gerade deswegen, fand ich den Urlaub sehr erholsam.

 

Anfang Dezember habe ich nach den vielen Exerzitienkursen, die ich das Jahr über gehalten habe, selbst Einzelexerzitien in der Nähe von Regensburg mitgemacht. Sie haben Leib und Seele gut getan.

Ich fühle mich innerlich erneuert und gestärkt. So will und kann ich zuversichtlich nach vorne schauen, mutig weitergehen und aus Gottes Hand annehmen, was das neue Jahr bringt. Es ist spannend.

 

Nach der Zusammenlegung der beiden Kapuzinerprovinzen zu einer deutschen Provinz 2010 und einem Sachkapitel in diesem Jahr, ist erneut ein Sachkapitel Ende Januar einberufen worden, zu dem alle Brüder eingeladen sind, um zu schauen, zu besprechen und zu entscheiden, wie es weitergehen soll.

Wir werden weniger und älter. Es geht um die Zukunft von Klöstern, Seelsorgebereichen und Aufgabengebieten. Reduktion, Konzentration, Schwerpunktsetzung ist angesagt. Und bei all dem auch Loslassen, schmerzliche Prozesse, aber notwendig und hoffentlich auch heilsam.

 

Möge Gott uns allen seinen Geist schenken, uns mit seinem Licht erfüllen und uns die rechten Weg zeigen. Möge er uns führen und leiten.

 

 

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