Lasst uns dem Leben
trauen,
Lasst uns dem Leben
trauen,
weil wir es nicht
allein
zu leben haben,
sondern Gott es mit
uns lebt.
Liebe
Verwandte, Freunde und Wohltäter!
Mit Riesenschritten geht es wieder
Weihnachten entgegen.
Gewöhnlich sind die
Wochen und Tage davor von Unruhe und Betriebsamkeit geprägt. Es geht
vielfach hektischer und gehetzter zu als sonst. So vieles ist noch zu
tun, zu erledigen, vorzubereiten.
Der Advent ist zur Rennstrecke des
Jahres geworden.
Eine Gemeindereferentin meinte bei einer
Seelsorgekonferenz: „Weihnachten fängt für mich am 27. Dezember an.“
Und ein Pfarrer sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass man Feiertage
hassen kann“. Der Trubel ums Fest verschlingt für viele das Fest
selbst.
Doch geht’s nicht so
ähnlich das Jahr über weiter?
Was vielen am meisten fehlt ist Zeit. „Keine Zeit!“ Wie oft sagen
oder denken wir das! Ein Tagesordnungspunkt bei unserem
Konventsgespräch, das wir jeden Mittwochmorgen in der Brüdergemeinschaft
von Zell haben, lautete neulich: „Zeitmanagement“.
Gehen wir mit der Zeit
richtig um? Liegt der Zeitmangel an der mangelhaften Zeiteinteilung?
Oder fehlt es an der Einstellung zum Leben? Fehlt es an der Geduld?
Fehlt es an der Annahme unserer menschlichen Begrenztheit? Der Tag hat
nun mal nur zwölf Stunden. Und ich habe nur zwei Hände. Auch meine
Kraft ist nicht unerschöpflich. Fehlt es weithin nicht auch an
Gelassenheit und Vertrauen?
Vor Kurzem bin ich auf
eine Aussage von Maria Ward (gestorben 1645) gestoßen. Sie ist die Gründerin
der Congregatio Jesu, früher Englische Fräulein genannt:
„Meine Sorgen sind
ohne Ende, aber ich lebe bis über die Ohren im Vertrauen.“
Dieses Wort hat mir gefallen und mich sofort
angesprochen. Dieser großartigen Frau hat das Leben oft übel
mitgespielt. Sie kannte Sorgen und Nöte. Auch von kirchlicher Seite
wurden ihr viele Prügel in den Weg gelegt. Ihre Absichten wurden
verkannt. Es gab Misslingen und Scheitern.
„Meine Sorgen sind
ohne Ende, aber ich lebe bis über die Ohren im Vertrauen.“
Ein solches Wort vermag
den oft verengten Blick zu öffnen und die kurze Sicht zu weiten. Es
nimmt die Angst. Es lehrt das Wartenkönnen, führt zu Geduld und hilft zu
engagierter Gelassenheit. Alles Dinge, die wir brauchen und uns für das
Neue Jahr wünschen dürfen.
Maria
Ward wollte „zufrieden sein mit dem, was
Gott, der Allgegenwärtige, verfügen und gewähren wird, aber an nichts
hängend.“
Zufrieden sein, an nichts hängen und bis
über die Ohren im Vertrauen leben!
Ich finde ein gutes Motto für 2009. –
Maria Ward wusste um Gottes gute und kluge Führung. Sie konnte alles in
seine Hand legen und aus seiner Hand annehmen. Einmal sagt sie auch –
und auch das passt gut zur Jahreswende: „Was
nicht in einem Jahr geschieht, kann sich in einem anderen machen lassen;
was mich betrifft, habe ich keine Eile; ich kann gut des allmächtigen
Gottes Zeit und Stunde abwarten.“
Dabei war Maria Ward
keineswegs passiv, untätig oder planlos.
Sie wusste, was sie wollte und setzte sich dafür mit allen Kräften ein.
Sie plante aber nicht ins Blaue hinein. Sie hörte auf die innere Stimme,
sie lauschte dem Willen Gottes. Es ging ihr nicht um sich selbst,
sondern um Gottes Absichten. Das gab ihr innere Stärke, ein
bewundernswertes Selbstbewusstsein und eine hohe Selbstachtung.
Maria Ward nennt Gott
den "Allgegenwärtigen". Dass Gott da ist immer und überall, dass wir ihm
begegnen können in allen Dingen und allem, was geschieht, das sein Anruf
und Zuspruch jederzeit an uns ergeht, das hat ihr Bewusstsein, ihr Tun
und Leben geprägt.
GOTT IST DA.
Das ist die tiefe Botschaft auch von Weihnachten. In der Geburt seines
Sohnes sagt Gott einem jeden von uns: „Fürchte dich nicht! Ich bin
bei dir. Was immer geschieht, wohin immer dein Weg dich führt, durch
welches Dunkel du auch gehst, vertraue, hab Mut, glaube: ICH BIN DA.
Ich bin immer bei dir. Ich verlasse dich nicht.“
Diese Botschaft macht
Hoffnung und schenkt Zuversicht auch für das noch unbegangene Neue Jahr.
„Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem
neuen Tag.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Von Martin Luther
King stammt folgendes schöne und tief gehende Wort:
„Komme, was mag, Gott ist mächtig. Wenn
unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend
Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in dieser Welt
eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott kann Wege aus der
Ausweglosigkeit weisen. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen
verwandeln – zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.“
Nun noch ein paar
Bemerkungen zu mir selbst.
Wenn ich auf das Jahr
2008 zurückblicke, so tut ich es mit großer Dankbarkeit. So viele gute
und schöne Erfahrungen habe ich machen dürfen, so viel Hilfe und
Beistand erhalten und so oft Gottes gute Fügung und Führung erlebt – es
ist wunderbar. Gott hat mir auch die nötige Gesundheit und Kraft
gegeben, alle meine Aufgaben erfüllen zu können. An erster Stelle steht
nach wie vor die Kursarbeit. Aber auch in der Wallfahrtskirche und in
den Pfarreien der Seelsorgeeinheit Zell übernehme ich immer wieder
Dienste
Ich bin viel
unterwegs.
Die Exerzitientätigkeit führt mich häufig nach auswärts. Ich empfinde das nicht
als Belastung, sondern sehe auch die positiven Seiten. So komme ich viel
im ganzen deutschsprachigen Raum herum. Dieses Jahr war ich zum ersten
mal in Wien, eine wirklich faszinierende Stadt. Nächstes Jahr stehen
Exerzitien in Kopenhagen auf dem Programm. Das finde ich spannend und
ich freue mich schon darauf.
Höhepunkt des Jahres
war zweifellos meine Teilnahme am „Frascatikurs“,
einem vierwöchigen Seminar im September für deutschsprachige Kapuziner
in Italien, das der Fortbildung diente. Mit fast 30 jüngeren und älteren
Mitbrüdern aus der Schweiz, Südtirol, Österreich und Deutschland sowie
zwei Polen und einem Afrikaner aus Madagaskar durfte ich eine wunderbare
Zeit in Italien erleben, zwei Wochen in Frascati bei Rom, eine Woche in
Assisi und eine Woche in Camarino. Am Vormittag standen Vorträge und
inhaltliches Arbeiten an franziskanischen Themen auf dem Tagesplan.
Nachmittags waren Exkursionen angesagt. Den Samstag hatten wir jeweils
zur freien Verfügung.
Wir haben in Rom und
Assisi die wichtigsten Orte aufgesucht und obwohl ich schon einige Male
in Rom war und häufig in Assisi, habe ich dank der kundigen und guten
Führung manches Neue entdeckt. Auch ist es ein großer Unterschied, so
habe ich es wohltuend erlebt, ob ich selbst eine Gruppe begleite und
führe und die Verantwortung habe oder ob man einfach nur Teilnehmer ist
und sich einer Gruppe anschließen kann.
Ganz neu war für mich
Camarino
zwischen Assisi und Ancona gelegen und seine Umgebung. In Camarino ist
heute das Noviziat mehrerer mittelitalienischer Kapuzinerprovinzen.
Anfang des 16. Jahrhunderts hatten hier die ersten Kapuziner eine kleine
Niederlassung. Man kann Camarino die Wiege des Kapuzinerordens nennen.
Hier spürten und gingen wir eine Woche lang
den Ursprüngen der Kapuzinerreform und der Entstehung und Geschichte des
Ordens nach. Die kleinen, kargen Zellen mit einem winzigen Fenster, mit
nicht mehr als einem Bett, einem kleinen Tisch und Stuhl ohne Ofen und
Heizung dazu das nasskalte Wetter in dieser Woche ließen uns das arme,
einfache und asketische Leben der ersten Brüder am eigenen Leib deutlich
spüren.
Am Vormittag gab es
wieder Theorie, Vorträge und Gruppenarbeit, am Nachmittag
Stadtbesichtigungen und Ausflüge zu franziskanisch-kapuzinischen
Einsiedeleien.
Mir ging eindrücklich
auf,
welch große Bedeutung am Beginn der Kapuzinerreform das Leben in den
Eremos hatte und welchen Raum damit verbunden die Kontemplation,
das innere Beten einnahm neben der missionarischen Ausrichtung
(Wanderpredigt).
An einem Nachmittag
stiegen wir auch einen schmalen und steilen Waldweg zur Einsiedelei
von Albacina hinauf. Hier sind bei einem Treffen der frühen
Kapuziner die ersten Konstitutionen (Satzungen) des Ordens entstanden.
Man hat von hier eine wunderschöne Aussicht ins Tal und zu den
gegenüberliegenden Bergen. Hier, sozusagen am Geburtsort unseres Ordens,
feierten wir im Freien einen sehr schönen Gottesdienst.
Was mir auch in Erinnerung bleiben wird ist
die große, staunenswerte Gastfreundschaft und die herzliche
Brüderlichkeit, die wir an vielen Orten erfahren durften. Einfach so,
gratis, Zugabe!
Ich muss sagen:
Die vier Wochen haben sich gelohnt und sie
haben auch gut getan.
Ich konnte manches, was ich im Noviziat oder
im Studium über Franziskus und Klara, die franziskanische Spiritualität
oder die Geschichte des Ordens gehört und gelesen hatte vor Ort und
dadurch sehr anschaulich auffrischen, vieles vertiefen und manches
durfte ich auch neu entdecken und sehen lernen. Dafür bin ich sehr
dankbar.
Auch das Miteinander von Kapuzinerbrüdern
verschiedener Provinzen empfand ich als sehr bereichernd und schön. Das
unbeschwerte brüderliche Beisammensein in gelöster und offener
Atmosphäre, das gemeinsame Beten und Feiern und die Zeit, die jeder auch
für sich hatte, war wohltuend.
Die vier Wochen in
Italien werde ich so schnell nicht vergessen. Und die dazugehörigen
Orte, Begegnungen und Erlebnisse werden wohl noch lange nachklingen.
Wohin das göttliche Kind uns auf dieser Erde
führen will,
das wissen wir nicht
und sollen es auch nicht vor der Zeit
fragen.
Nur das wissen wir,
dass denen, die den Herrn
lieben,
alle Dinge zum Guten
gereichen.
Hl. Edith Stein
Herr, sei uns nah im neuen Jahr
auf allen unseren Wegen.
Schenk du uns Frieden, Trost und Schutz
und deinen reichen Segen!
Versuchen wir so gut es
geht und bei allen Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten, die es gibt,
„bis über die Ohren im Vertrauen“ zu leben.
Vielen Dank und ein
herzliches Vergelt’s Gott für alle liebe Verbundenheit, alle Wohltaten
und alles Wohlwollen, das ich im vergangenen Jahr erfahren durfte.
Im Gebet an der Krippe
treffen wir uns!
Schön wäre es und ich
würde mich freuen, wenn unsere Wege sich auch im Neuen Jahr wieder
kreuzen würden! |