Exerzitien mit P. Pius

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Jahresrückblick 2007

 

Zell a. H im Advent 2007

 

Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter!

 

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, stehen wir mitten im Advent, eine Zeit der Erwartung, der Hoffnung. Zu Beginn dieser Adventszeit hat Papst Benedikt XVI. seine zweite Enzyklika veröffentlicht. Darin macht er die Hoffnung zum Thema.

„Deus caritas est = Gott ist die Liebe“ lautete der Titel der ersten Enzyklika. Die neue trägt den Namen „Spe salvi = Auf Hoffnung hin sind wir gerettet“.

Von der Liebe zur Hoffnung. Jetzt fehlt nur noch der Glaube. Ob sich damit die nächste Enzyklika befasst?

Jemand fragte dieser Tage: Ist nicht schon alles gesagt über Glaube, Hoffnung und Liebe? Gewiss ist schon vieles dazu geschrieben und gesagt worden. Aber es ist ein Unterschied, wer es sagt, wie er es sagt und in welcher Zeit jemand spricht. In der neuen Enzyklika hat der Papst einen neuen, und ich meine, brillanten Entwurf zum Thema Hoffnung geschaffen.

 

Was bewegt Papst Benedikt das Thema Hoffnung aufzugreifen?

Weil wohl die wenigsten eine Enzyklika lesen, will ich versuchen ein paar Bedeutungslinien aufzuzeigen.

Der Papst will einer – zumindest in unseren Breitengraden – müden Christenheit die Augen öffnen für die versunkenen Schätze, die sie hütet.

Er will das Wort Gottes den Menschen nahe bringen. Es geht ihm um die Verkündigung und Auslegung grundlegender Dimensionen des Christseins. Die drei Göttlichen Tugenden „Glaube, Hoffnung und Liebe“ sind zentrale Worte der Hl. Schrift und Kennzeichen des Christentums.

 

So meditiert Papst Benedikt – auf philosophisch-theologisch hohem Niveau – nach der Liebe nun die Tugend der Hoffnung. Dabei geht es ihm nicht um Handlungsanweisungen, Gebote und Normen, sondern er will den Glauben positiv, erhellend, ermutigend den Menschen unserer Zeit vortragen, ihn erläutern und ins Gespräch bringen Der Papst will im unruhigen Weltgesche­hen, inmitten von Krisen, Umbrüchen und Entwurzelung Orientierung geben, bestärken und auf die Hoffnungsgestalt des christlichen Glaubens – im Unterschied zu weltlichen Heilslehren – hinweisen.

 

Benedikt XVI., der im Neuen Testament und in den Texten der Kirchenväter wie kaum ein zweiter beheimatet ist, macht weder um Descartes noch um Nietzsche einen Bogen. Er scheut auch keine Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen der Gegenwart. Detailliert und kritisch geht der frühere Theologieprofessor auf die Vordenker von Fortschritt, Vernunft und Freiheit ein: Bacon, die Französische Revolution, Kant, Engels, sehr ausführlich Marx, bis zu Horkheimer und Adorno.

Marx habe eine klare und präzise Analyse gesellschaftlicher Missstände aufgezeigt, lobt der Papst. Sein Konzept vom Paradies auf Erden scheitere jedoch an der Freiheit des Menschen, die immer auch eine Entscheidung zum Bösen sein können.

Die Quintessenz der neuen Enzyklika zielt darauf, dass alle Menschen auf Hoffnung hin leben, dass jedoch das wahre Heil, die Errettung und Erlösung uns in Jesus Christus zugesprochen und gegeben ist. Der Papst erinnert daran, dass für den Christen die Hoffnung kein „Etwas“ ist und nicht bloß irgendein Wunsch (z.B. hoffentlich bleibe ich gesund...), sondern ein „Jemand“, auf den ich alle Sorgen werfen kann: Jesus Christus, das Fleisch gewordene Wort.

Christliche Hoffnung ist nicht etwas ungewisses und illusorisches, sondern gewiss und verlässlich, sofern sie in Christus verankert ist, dem Felsen unsere Heiles. Eine Welt ohne den Glauben an Christus ist ohne Hoffnung und ohne Gott, meint der Papst im Blick auf das neue Heidentum unserer Tage. Wenn Gott fehlt, zerrinnt auch die Hoffnung. Es fehlt die Dimension der Tiefe, alles wird abgeplattet, eingeebnet. Nichts ragt mehr über das rein Materielle und Diesseitige heraus.

 

Nihilismus (verleitet zu denken, dass im Menschen und um ihn herum das Nichts herrscht: das Nichts vor der Geburt, das Nichts nach dem Tod; das Leben hat letztlich keinen Sinn und kein Ziel) und Relativismus (alles – und damit eigentlich gar nichts – als wahr gelten lassen; alles ist gleich gültig) diagnostiziert Benedikt XVI. als „Krankheiten“ der heutigen Zeit, die die Hoff­nung im Herzen der Menschen zersetzen. Der christliche Glaube hält dem Papst zufolge die „Medizin“ bereit. Es ist nicht ein abstraktes „Prinzip Hoffnung“, das der Papst der Welt von heute vorschlägt, sondern der göttliche Erlöser, der allein in der Lage ist, dem Menschen das lähmende Gefühl der Sinnlosigkeit und der Angst vor dem Tod zu nehmen.

 

Mit seiner Enzyklika will der Papst auch auf die Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens eine Antwort geben. Hier geht es um die so genannten „Letzten Dinge“, um das, worauf der Mensch hin lebt.

Was ist, wenn alle irdischen Hoffnungen und Tröstungen zerbrechen oder untergehen? Worauf darf der Mensch dann hoffen?

Es geht um die Hoffnung über den Tod hinaus. Es geht um das „ewige Leben“ als entscheidendes Hoffnungsbild des christlichen Glaubens.

In diesem Zusammenhang scheut der Papst auch die heiklen Themen nicht: Letztes Gericht, Himmel, Hölle, Fegfeuer. Mit dem Tod werden die Lebensentscheidungen endgültig. Der Mensch muss sich vor Gott verantworten.

 

Hier eine wörtliche Kostprobe zum Thema Hölle: „Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben, Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die dem Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Nichts wäre mehr zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich. Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird.“

Das Fegfeuer beschreibt der Papst dagegen als Ort der Reinigung nach dem Tod, die den Gläubigen „endlich gottfähig“ machen soll.

Im Herzen des Menschen ist unauslöschlich die Hoffnung eingeschrieben, da Gott, unser Vater, Leben ist. Und für das ewige und selige Leben sind wir geschaffen.

 

Ist es nicht so, dass es – wenn man es genau bedenkt – tatsächlich nur eine einzige wirklich große Hoffnung gibt neben den unzähligen begrenzten Hoffnungen unseres bisschen irdischen Daseins? Die Hoffnung auf Gott, auf Errettung aus dem Tod. Das mögen Nicht-Glaubende anders sehen. Doch für Glaubende entscheidet sich daran alles – oder nichts. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt der Volksmund. Gott stirbt nie, sagt der Papst.

 

Ich finde die Enzyklika in ihrem theologischen Entwurf meisterhaft. Der Papst verzichtet auf den lehramtlichen Stil. Mitunter benutzt er sogar die Ich-Form. Hier spricht auch nicht nur der ehemalige Professor, sondern er sucht als Papst, als höchste Autorität der katholischen Kirche, den Dialog mit allen Menschen guten Willens.

 

 

 

Das Licht der Hoffnung

 

Vier Kerzen brannten am Adventskranz.

Es war still, so still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.

 

Die erste Kerze seufzte und sagte:

Ich heiße Frieden.

Mein Licht leuchtet, aber die Menschen wollen keinen Frieden. Sie wollen mich nicht. Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.

 

Die zweite Kerze flackerte und sagte:

Ich heiße Glauben.

Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen.

Es hat keinen Sinn mehr, das ich brenne.

Ein Luftzug wehte durch den Raum und die Kerze war aus.

 

Leise und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort:

Ich heiße Liebe.

Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen.

Und in einem Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

 

Da kam ein Kind in den Raum. Es schaute die Kerzen an und sagte:

Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!

Und fast fing es an zu weinen. Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort.

Sie sagte: Hab keine Angst! So lange ich brenne, können wir auch die

anderen Kerzen wieder anzünden.

Ich heiße Hoffnung.

Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze

und zündete die anderen Lichter wieder an.

 

 

 

Nun noch einige Infos zu mir selbst:

 

Es geht mir soweit  gut. Gesundheitlich bin ich ganz zufrieden. Auch hier in Zell gefällt es mir.

Ende März werden es fünf Jahre, dass ich hier bin. Und ich muss sagen, dass ich mich im schönen Harmersbachtal wohl fühle. Ich bin auch froh, dass ich nach dem Provinzkapitel, das dieses Jahr wieder stattfand und in dessen Folge es immer eine Reihe von Versetzungen gibt, bleiben kann und bleiben darf. Eine Veränderung steht nicht an.

Ich stelle fest: ein wenig Bodenständigkeit und wissen, wo ich hingehöre, tut mir gut. Nach wie vor bin ich nämlich viel unterwegs in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Südtirol und gebe Exerzitienkurse, die immer mit Reisen und manchmal längerer Abwesenheit verbunden sind. Dann ist es schön, das Gefühl zu haben heimzufahren und wieder zu Hause zu sein.

 

Ansonsten bringe ich mich auch hier vor Ort, so weit es mir möglich ist, in den „laufenden Betrieb“ ein.

Das ist zum einen die Wallfahrtsseelsorge: Gottesdienste, Predigten, Beichtstuhl in der Wallfahrtskirche. Ich versuche auch an den großen Wallfahrtstagen, wenn es sich einrichten lässt, dazusein und mitzuhelfen.

Zum anderen ist da die Pfarrseelsorge: Zumindest sporadisch helfe ich in der großen Seelsorgeeinheit mit, die das Harmersbach- und Nordrachtal umfasst,  welche uns Kapuzinern anvertraut ist und die den hauptamtlich dort engagierten Mitbrüdern viel Zeit und Kraft abverlangt.

Dann ist da noch das „Haus der Begegnung“ (HdB), wo ich auch jährlich einige Kurse anbiete.

Ab Januar nächsten Jahres starte ich mit etwas Neuem: monatliche Meditationsabende im HdB und bin gespannt, wie das Angebot angenommen wird.

 

Es ist auch schön, dass im zu Ende gehenden Jahr nur einer meiner Exerzitienkurse mangels Beteiligung ausgefallen ist. Und ich muss gestehen: Es ist eine Tätigkeit, die mir liegt und bei aller Anstrengung, die sie auch kostet, doch viel Freude macht und mich erfüllt. Ich habe viele Begegnungen mit Menschen und mache gute Erfahrungen in der geistlichen Begleitung. Niemals fühle mich nur in der Rolle des Gebenden, sondern erfahre mich immer wieder selbst reich beschenkt.

 

So kenne ich keine Langeweile. Die Zeit ist immer gut ausgefüllt. Ich muss eher aufpassen, dass es nicht zu viel wird und die Aufgaben mir nicht über den Kopf wachsen. So schaue ich, dass neben dem Stundengebet in der Brüdergemeinschaft auch das persönliche Gebet und die Meditation nicht zu kurz kommt. Tägliche Zeiten der Stille und des Verweilens in der Gegenwart Gottes, das innere Beten oder das Beten des „Engel des Herrn“, wenn die Angelusglocke läutet, bedeuten mir sehr viel. Es sind für mich willkommene Unterbrechungen, die für Entschleunigung sorgen in einer schnelllebigen Zeit, die auch vor Klostermauern nicht halt macht. Gleichzeitig sind für mich solche Zeiten des Innehaltens Atempausen für die Seele, Brunnenstunden, Oasen im Alltag. Sie tun einfach gut.

 

Im nächsten Jahr nehme ich im September an einer ordensinternen Fortbildung  in Frascati (in der Nähe von Rom) teil, um franziskanische Spiritualität aufzufrischen und auch den Ursprüngen der Kapuziner in den Einsiedeleien von Camarino und Albacina, wo ich noch nie war, auf die Spur zu kommen. Ich freue mich schon sehr darauf und verspreche mir davon auch ein Auftanken und Atemholen für die Seele. Man kann nicht immer nur geben, sondern muss selbst auch immer wieder zu den Quellen gehen und schöpfen.

 

Nun danke ich von Herzen für alle Zeichen der Verbundenheit, die ich auch im vergangenen Jahr wieder empfangen habe und wünsche ein frohes, von SEINEM Licht und Frieden erfülltes Fest der Geburt Christi sowie ein gutes, von Gott gesegnetes Neues Jahr!

Möge ER uns alle erfahren lassen, dass wir von IHM geführt sind. Dann können wir Vertrauen haben und immer mehr ohne Angst leben. Gott ist da. Seine Kraft geht alle Wege mit.

Darum: „Fürchte dich nicht!“ Hab‘ Mut! Gott führt und leitet. Lassen wir uns von IHM an der Hand nehmen! Vertrauen wir uns ohne Vorbehalt und Sorge IHM an! Und gehen wir mit Zuversicht in das noch unbegangene Land des Jahres 2008 mit allem, was es bringt und was auf uns wartet. Behüte uns alle Gott! SEIN liebevoller Segen sei mit Euch allen!

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