Liebe
Verwandte, Freunde und Wohltäter!
Jetzt, da ich diese Zeilen
schreibe, stehen wir mitten im Advent, eine Zeit der Erwartung, der
Hoffnung. Zu Beginn dieser Adventszeit hat Papst Benedikt XVI. seine
zweite Enzyklika veröffentlicht. Darin macht er die Hoffnung zum Thema.
„Deus caritas est =
Gott ist die Liebe“ lautete der Titel der
ersten Enzyklika. Die neue trägt den Namen „Spe salvi = Auf Hoffnung
hin sind wir gerettet“.
Von der
Liebe zur Hoffnung. Jetzt fehlt nur noch der Glaube. Ob sich damit die
nächste Enzyklika befasst?
Jemand fragte dieser Tage:
Ist nicht schon alles gesagt über Glaube, Hoffnung und Liebe? Gewiss
ist schon vieles dazu geschrieben und gesagt worden. Aber es ist ein
Unterschied, wer es sagt, wie er es sagt und in welcher Zeit jemand
spricht. In der neuen Enzyklika hat der Papst einen neuen, und ich
meine, brillanten Entwurf zum Thema Hoffnung geschaffen.
Was
bewegt Papst Benedikt das Thema Hoffnung aufzugreifen?
Weil wohl die wenigsten eine
Enzyklika lesen, will ich versuchen ein paar Bedeutungslinien
aufzuzeigen.
Der
Papst will einer – zumindest in unseren Breitengraden – müden
Christenheit die Augen öffnen für die versunkenen Schätze, die sie
hütet.
Er will
das Wort Gottes den Menschen nahe bringen. Es geht ihm um die
Verkündigung und Auslegung grundlegender Dimensionen des Christseins.
Die drei Göttlichen Tugenden „Glaube, Hoffnung und Liebe“ sind
zentrale Worte der Hl. Schrift und Kennzeichen des Christentums.
So
meditiert Papst Benedikt – auf philosophisch-theologisch hohem Niveau –
nach der Liebe nun die Tugend der Hoffnung. Dabei geht es ihm nicht um
Handlungsanweisungen, Gebote und Normen, sondern er will den Glauben
positiv, erhellend, ermutigend den Menschen unserer Zeit vortragen, ihn
erläutern und ins Gespräch bringen Der Papst will im unruhigen
Weltgeschehen, inmitten von Krisen, Umbrüchen und Entwurzelung
Orientierung geben, bestärken und auf die Hoffnungsgestalt des
christlichen Glaubens – im Unterschied zu weltlichen Heilslehren –
hinweisen.
Benedikt XVI., der im
Neuen Testament und in den Texten der Kirchenväter wie kaum ein zweiter
beheimatet ist, macht weder um Descartes noch um Nietzsche einen Bogen.
Er scheut auch keine Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen der
Gegenwart. Detailliert und kritisch geht der frühere Theologieprofessor
auf die Vordenker von Fortschritt, Vernunft und Freiheit ein: Bacon, die
Französische Revolution, Kant, Engels, sehr ausführlich Marx, bis zu
Horkheimer und Adorno.
Marx habe eine klare und
präzise Analyse gesellschaftlicher Missstände aufgezeigt, lobt der
Papst. Sein Konzept vom Paradies auf Erden scheitere jedoch an der
Freiheit des Menschen, die immer auch eine Entscheidung zum Bösen sein
können.
Die Quintessenz der neuen Enzyklika zielt darauf, dass alle
Menschen auf Hoffnung hin leben, dass jedoch das wahre Heil, die
Errettung und Erlösung uns in Jesus Christus zugesprochen und gegeben
ist. Der Papst erinnert daran, dass für den Christen die Hoffnung kein
„Etwas“ ist und nicht bloß irgendein Wunsch (z.B. hoffentlich bleibe ich
gesund...), sondern ein „Jemand“, auf den ich alle Sorgen werfen kann:
Jesus Christus, das Fleisch gewordene Wort.
Christliche Hoffnung ist nicht etwas ungewisses und
illusorisches, sondern gewiss und verlässlich, sofern sie in Christus
verankert ist, dem Felsen unsere Heiles. Eine Welt ohne den Glauben an
Christus ist ohne Hoffnung und ohne Gott, meint der Papst im Blick auf
das neue Heidentum unserer Tage. Wenn Gott fehlt, zerrinnt auch die
Hoffnung. Es fehlt die Dimension der Tiefe, alles wird abgeplattet,
eingeebnet. Nichts ragt mehr über das rein Materielle und Diesseitige
heraus.
Nihilismus
(verleitet zu denken, dass im Menschen und um ihn herum das Nichts
herrscht: das Nichts vor der Geburt, das Nichts nach dem Tod; das Leben
hat letztlich keinen Sinn und kein Ziel) und Relativismus (alles
– und damit eigentlich gar nichts – als wahr gelten lassen; alles ist
gleich gültig) diagnostiziert Benedikt XVI. als „Krankheiten“ der
heutigen Zeit, die die Hoffnung im Herzen der Menschen zersetzen. Der
christliche Glaube hält dem Papst zufolge die „Medizin“ bereit.
Es ist nicht ein abstraktes „Prinzip Hoffnung“, das der Papst
der Welt von heute vorschlägt, sondern der göttliche Erlöser, der allein
in der Lage ist, dem Menschen das lähmende Gefühl der Sinnlosigkeit und
der Angst vor dem Tod zu nehmen.
Mit seiner
Enzyklika will der Papst auch auf die Frage
nach dem Sinn und Ziel des Lebens eine Antwort geben. Hier geht es um
die so genannten „Letzten Dinge“, um das, worauf der Mensch hin
lebt.
Was ist, wenn alle irdischen
Hoffnungen und Tröstungen zerbrechen oder untergehen? Worauf darf der
Mensch dann hoffen?
Es geht um die Hoffnung über
den Tod hinaus. Es geht um das „ewige Leben“ als entscheidendes
Hoffnungsbild des christlichen Glaubens.
In diesem Zusammenhang
scheut der Papst auch die heiklen Themen nicht: Letztes Gericht, Himmel,
Hölle, Fegfeuer. Mit dem Tod werden die Lebensentscheidungen endgültig.
Der Mensch muss sich vor Gott verantworten.
Hier eine wörtliche Kostprobe zum Thema Hölle: „Es kann
Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft
zur Liebe völlig zerstört haben, Menschen, in denen alles Lüge geworden
ist; Menschen, die dem Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten
haben. Nichts wäre mehr zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung
des Guten unwiderruflich. Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet
wird.“
Das
Fegfeuer beschreibt der Papst dagegen als Ort der Reinigung nach dem
Tod, die den Gläubigen „endlich gottfähig“ machen soll.
Im
Herzen des Menschen ist unauslöschlich die Hoffnung eingeschrieben, da
Gott, unser Vater, Leben ist. Und für das ewige und selige Leben sind
wir geschaffen.
Ist es nicht so,
dass es – wenn man es genau bedenkt – tatsächlich nur eine einzige
wirklich große Hoffnung gibt neben den unzähligen begrenzten Hoffnungen
unseres bisschen irdischen Daseins? Die Hoffnung auf Gott, auf Errettung
aus dem Tod. Das mögen Nicht-Glaubende anders sehen. Doch für Glaubende
entscheidet sich daran alles – oder nichts. „Die Hoffnung stirbt
zuletzt“, sagt der Volksmund. Gott stirbt nie, sagt der Papst.
Ich finde die Enzyklika in
ihrem theologischen Entwurf meisterhaft. Der Papst verzichtet auf den
lehramtlichen Stil. Mitunter benutzt er sogar die Ich-Form. Hier spricht
auch nicht nur der ehemalige Professor, sondern er sucht als Papst, als
höchste Autorität der katholischen Kirche, den Dialog mit allen Menschen
guten Willens.
Das Licht der Hoffnung
Vier
Kerzen brannten am Adventskranz.
Es war
still, so still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die
erste Kerze seufzte und sagte:
Ich heiße Frieden.
Mein
Licht leuchtet, aber die Menschen wollen keinen Frieden. Sie wollen mich
nicht. Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die
zweite Kerze flackerte und sagte:
Ich heiße Glauben.
Aber
ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen.
Es hat
keinen Sinn mehr, das ich brenne.
Ein
Luftzug wehte durch den Raum und die Kerze war aus.
Leise
und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort:
Ich heiße Liebe.
Ich
habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die
Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen.
Und in
einem Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam
ein Kind in den Raum. Es schaute die Kerzen an und sagte:
Aber,
aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!
Und
fast fing es an zu weinen. Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort.
Sie
sagte: Hab keine Angst! So lange ich brenne, können wir auch die
anderen Kerzen wieder anzünden.
Ich heiße Hoffnung.
Mit einem
Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze
und
zündete die anderen Lichter wieder an.
Nun noch
einige Infos zu mir selbst:
Es geht
mir soweit gut. Gesundheitlich bin ich ganz zufrieden. Auch hier in
Zell gefällt es mir.
Ende
März werden es fünf Jahre, dass ich hier bin. Und ich muss sagen, dass
ich mich im schönen Harmersbachtal wohl fühle. Ich bin auch froh, dass
ich nach dem Provinzkapitel, das dieses Jahr wieder stattfand und in
dessen Folge es immer eine Reihe von Versetzungen gibt, bleiben kann und
bleiben darf. Eine Veränderung steht nicht an.
Ich stelle fest: ein
wenig Bodenständigkeit und wissen, wo ich hingehöre, tut mir gut. Nach
wie vor bin ich nämlich viel unterwegs in Deutschland, der Schweiz,
Österreich und Südtirol und gebe Exerzitienkurse, die immer mit Reisen
und manchmal längerer Abwesenheit verbunden sind. Dann ist es schön, das
Gefühl zu haben heimzufahren und wieder zu Hause zu sein.
Ansonsten bringe ich mich auch hier vor Ort, so weit es mir möglich ist,
in den „laufenden Betrieb“ ein.
Das ist zum einen die Wallfahrtsseelsorge: Gottesdienste,
Predigten, Beichtstuhl in der Wallfahrtskirche.
Ich
versuche auch an den großen Wallfahrtstagen, wenn es sich einrichten
lässt, dazusein und mitzuhelfen.
Zum
anderen ist da die Pfarrseelsorge: Zumindest sporadisch helfe ich in
der großen Seelsorgeeinheit mit, die das Harmersbach- und Nordrachtal
umfasst, welche uns Kapuzinern anvertraut ist und die den
hauptamtlich dort engagierten Mitbrüdern viel Zeit und Kraft abverlangt.
Dann ist da noch das „Haus der Begegnung“ (HdB), wo ich auch
jährlich einige Kurse anbiete.
Ab
Januar nächsten Jahres starte ich mit etwas Neuem: monatliche
Meditationsabende im HdB und bin gespannt, wie das Angebot angenommen
wird.
Es ist
auch schön, dass im zu Ende gehenden Jahr nur einer meiner
Exerzitienkurse mangels Beteiligung ausgefallen ist. Und ich muss
gestehen: Es ist eine Tätigkeit, die mir liegt und bei aller
Anstrengung, die sie auch kostet, doch viel Freude macht und mich
erfüllt. Ich habe viele Begegnungen mit Menschen und mache gute
Erfahrungen in der geistlichen Begleitung. Niemals fühle mich nur in der
Rolle des Gebenden, sondern erfahre mich immer wieder selbst reich
beschenkt.
So kenne ich keine Langeweile.
Die Zeit ist immer gut ausgefüllt. Ich muss eher aufpassen, dass es
nicht zu viel wird und die Aufgaben mir nicht über den Kopf wachsen. So
schaue ich, dass neben dem Stundengebet in der Brüdergemeinschaft auch
das persönliche Gebet und die Meditation nicht zu kurz kommt.
Tägliche Zeiten der Stille und des Verweilens in der Gegenwart Gottes,
das innere Beten oder das Beten des „Engel des Herrn“, wenn die
Angelusglocke läutet, bedeuten mir sehr viel. Es sind für mich
willkommene Unterbrechungen, die für Entschleunigung sorgen in einer
schnelllebigen Zeit, die auch vor Klostermauern nicht halt macht.
Gleichzeitig sind für mich solche Zeiten des Innehaltens Atempausen für
die Seele, Brunnenstunden, Oasen im Alltag. Sie tun einfach gut.
Im nächsten Jahr nehme ich im September an einer
ordensinternen Fortbildung in Frascati (in der Nähe von Rom) teil,
um franziskanische Spiritualität aufzufrischen und auch den Ursprüngen
der Kapuziner in den Einsiedeleien von Camarino und Albacina, wo ich
noch nie war, auf die Spur zu kommen. Ich freue mich schon sehr darauf
und verspreche mir davon auch ein Auftanken und Atemholen für die Seele.
Man kann nicht immer nur geben, sondern muss selbst auch immer wieder zu
den Quellen gehen und schöpfen.
Nun danke ich von Herzen für alle Zeichen der Verbundenheit, die
ich auch im vergangenen Jahr wieder empfangen habe und wünsche ein
frohes, von SEINEM Licht und Frieden erfülltes Fest der Geburt Christi
sowie ein gutes, von Gott gesegnetes Neues Jahr!
Möge ER
uns alle erfahren lassen, dass wir von IHM geführt sind. Dann können wir
Vertrauen haben und immer mehr ohne Angst leben. Gott ist da. Seine
Kraft geht alle Wege mit.
Darum: „Fürchte dich nicht!“ Hab‘ Mut! Gott führt und
leitet. Lassen wir uns von IHM an der Hand nehmen! Vertrauen wir uns
ohne Vorbehalt und Sorge IHM an! Und gehen wir mit Zuversicht in das
noch unbegangene Land des Jahres 2008 mit allem, was es bringt und was
auf uns wartet. Behüte uns alle Gott! SEIN liebevoller Segen sei mit
Euch allen!
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