und im Schatten des
Todes
und unsere Schritte zu
lenken
auf den Weg des
Friedens.
Als weihnachtlicher Text und
Gruß sind mir in diesem Jahr oben stehende Verse aus dem
„Benediktus“, dem „Lobgesang des Zacharias“ in den
Sinn gekommen.
Wir beten bzw. singen ihn
täglich in den Laudes, dem kirchlichen Morgenlob.
In
letzter Zeit höre und bete ich diesen Lobgesang anders. Die „Schatten
des Todes“ haben mich berührt. Mir ist noch nie so bewusst geworden
wie in den letzten Monaten, wie sehr ich und wir alle mitten im Leben
vom Tod umfangen sind.
Gehäuft
und heftig gab es Todesnachrichten und Trauerfälle, die mir nahe
gegangen sind und mich betroffen gemacht haben. Es ging fast Schlag auf
Schlag.
Und ich
merke, wie ich noch dabei bin, manches zu verarbeiten.
Am 12.
Juni verstarb P. Kilian Gremminger, ein Cousin von meiner Mutter,
der für uns als Kinder der „Pateronkel“ war. Ihm habe ich zu einem
Großteil meine Berufung zu verdanken. Denn ohne ihn wäre ich nicht
Kapuziner. Er hat dafür gesorgt, dass ich als elfjähriger Bub in das
Fidelis-Kolleg, die Klosterschule der Kapuziner, nach Zell kam. Er hat
meinen Werdegang im Orden von der Einkleidung, über ewige Profess bis
zur Priesterweihe aufmerksam und wohlwollend begleitet. Er war mein
Primizprediger und hat auch bei meinem silbernen Ordensjubiläum in
Dieburg die Predigt gehalten. Am Ostermontag 2003 konnten wir dann in
unserer beider Heimat, in Hettingen, zusammen unser Priesterjubiläum
feiern, er sein Goldenes und ich mein Silbernes. Ich werde ihm ein
ehrendes und dankbares Andenken bewahren und bei Aufenthalten in Münster
gern sein Grab auf dem Klosterfriedhof besuchen und für ihn beten.
Am 21.
Juli wurde P. Timotheus Lang von Gott zu sich gerufen. Tim befand
sich nach einer Operation zur Erholung hier in Zell. Hier war er vor
mehr als 40 Jahren mein Präfekt und Lehrer.
Später
in den 80er Jahren waren wir 8 Jahre im Noviziatskloster in Werne
zusammen. Ich schätzte ihn sehr. Die Nachricht von seinem Tod –
Lungenembolie während eines Telefongespräches (Tim war ein sehr
kommunikativer Mensch) – erreichte mich am Ende meines Urlaubes. Sie kam
für uns alle sehr plötzlich und unerwartet. Und vor allem starb er –
noch keine 70 Jahre alt – eigentlich viel zu früh. Tim war ein
wunderbarer Mensch und mit Leib und Seele Seelsorger. Sein Heimgang ist
für uns ein großer Verlust. Ich danke Gott, dass ich ihn kennenlernen
und ein gutes Stück Weg mit ihm gehen durfte.
Am 4.
September verstarb P. Polykarp Geiger. Als er am Nachmittag –
beim Mittagessen war er noch dabei und guter Dinge – in den Beichtstuhl
gerufen wurde, konnte er den Ruf nicht mehr hören. Er lag tot auf seinem
Bett. Der Herr selbst hat ihn zu sich gerufen. Er war u. a. Pfarrer in
Mainz, Provinzial und Missionar in Indonesien. Ich habe mich mit ihm
prima verstanden. Er hatte eine umgängliche, leutselige Art und war der
einzige badische Landsmann in unserem Konvent, was uns auch verbunden
hat. In Liebe und Dankbarkeit denke ich an ihn.
Nur
wenige Tage später starb Sr. Mirjam Müller, auch eine Cousine von
meiner Mutter, die bei uns einfach „Schwestertante“ hieß. Sie war
Dominikanerin in Neusatzeck und fast ihr ganzes Ordensleben als
Kindergartenschwester tätig. Auch wenn zu ihr die Kontakte in den
letzten Jahren auf Grund ihrer Demenz nachgelassen hatten, so war sie
doch eine der „geistlichen Personen“, in deren Nähe ich mich gerne
aufhielt – sie konnte wunderbar erzählen – und deren gottgeweihtes Leben
mir Vorbild war.
Ein
weiteres Mal klopfte „Bruder Tod“ an. Im hohen Alter von 96 Jahren und
geistlich noch fit verstarb P. Elias Berger auf unserer
Pflegestation in Münster, wohin er wenige Monate vorher von Zell aus
umgesiedelt war. Am 13. November wurde er auf unserem Zeller
Klosterfriedhof beigesetzt.
Eine
Reihe Todesfälle innerhalb weniger Monate. Und ich spüre: das ging nicht
spurlos an mir vorbei. Um so tröstlicher empfinde ich die Zusage im
Lobgesang des Zacharias, dass uns das aufstrahlende Licht aus der
Höhe, Jesus Christus, besuchen wird. Dieses aufstrahlende Licht ist kein
grelles Flutlicht. Es ist wie ein Stern in der Dunkelheit. Es zeigt den
Weg. Es gibt Halt und Zuversicht. Es wärmt und erhellt.
So
erlebe ich das immer wieder:
ein gutes Wort, das mir jemand sagt, eine Begegnung, die tiefer geht als
normal, eine Wendung zum Guten, wo ich es nicht erwartet hätte. Hinweise
auf Gottes Güte und Führung und sein Mitsein auch im Alltag.
Aufstrahlendes Licht in das Dunkel hinein! Es sagt mir:
„Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir!“
Wie so
oft im Leben liegen Freud‘ und Leid nah beieinander. Es gab im zu
Ende gehenden Jahr auch viele schöne und froh machende Ereignisse und
Begegnungen so
z. B. den Ordenstag in
St. Gallen Anfang Februar, den ich als Referent mitgestalten durfte. So
dann eine Woche im Noviziatskloster zu Salzburg, wo ich die
Kapuzinernovizen der deutschsprachigen Provinzen in das Thema
„Meditation“ in Theorie (Seminar) und Praxis (Übungen) einführen und
unterrichten durfte. Erholsam und erlebnisreich war auch wieder mein
Urlaub in Völs a. Schlern in meinem geliebten Südtirol. Gute
Erinnerungen habe ich auch an so manchen Exerzitienkurs, wo ich merkte,
wie tief es ging und wie sehr sich die Teilnehmer von Gottes Geist und
Gottes Wort haben bewegen und ergreifen lassen. Da fühle ich mich immer
selber reich beschenkt und kann nur sagen:
„Danke, lieber Gott! Da warst du am Werk, nicht ich.“
Durch die großen Lücken, die
in unserem Konvent entstanden sind, war ich hier vor Ort auch in der
Wallfahrts- und Pfarrseelsorge sehr gefordert und vermehrt
eingespannt. Reduktionen von Beichtzeiten in der Wallfahrtskirche und
Gottesdiensten in der Seelsorgeeinheit ab 1. Advent waren
unausweichlich. Mit P. Viktor haben wir jetzt wieder eine Verstärkung
bekommen, die die Situation zusätzlich entspannt.
Meine Hauptaufgabe ist
weiterhin die Exerzitien-Kurs-Arbeit. Darüber bin ich froh und
dankbar. Das liegt mir und da fühle ich mich nach wie vor am richtigen
Platz. So warten auch im neuen Jahr, auf das es jetzt mit
Riesenschritten zugeht, eine stattliche Anzahl Exerzitienkurse hier und
anderswo auf mich. Möge Gott weiterhin Gesundheit, Kraft und seinen
Segen schenken.
Im Lobgesang des
Zacharias, höre ich eine Verheißung und Zusage anklingen,
die über Weihnachten steht und uns auch an jedem Tag im Neuen Jahr
begleiten kann: das aufstrahlende Licht aus der Höhe – durch die
barmherzige Liebe unseres Gottes. Möge dieses Licht uns leuchten,
Dir und mir und uns allen im Auf und Ab des Alltags und unsere
Schritte lenken auf den Weg des Friedens. Möge dieses Licht
hineinleuchten in unsere Sehnsucht und Not, in unsere Enttäuschungen
und Hoffnungen, in unsere Freude und unser Leid. Gott ist da. Und seine
Kraft geht alle Wege mit.
„Ich fürchte kein
Unheil. Du bist bei mir.“ (Ps 23)
Ganz herzlich danke
ich für alle Zeichen liebender Verbundenheit, für alle Zeichen der
Wertschätzung und des Vertrauens, die mich im vergangenen Jahr erreicht
haben. Trotz mancher Traurigkeiten spüre ich rückblickend viel Freude
und große Dankbarkeit in mir. „Die Freude an
Gott, halleluja, ist unsere Kraft, halleluja!“
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