Der
Sonntag „Gaudete“ ist vorüber und ich begebe mich an den jährlichen
Weihnachtsbrief. Mir wird dabei bewusst, wie schnell sich das Karussell
der Zeit dreht.
Viele
Ereignisse und Erfahrungen haben sich wieder angesammelt.
Im
Frühjahr konnte und durfte ich mein 25 jähriges Priesterjubiläum feiern
und mit Freude dem danken, der mich zum priesterlichen Dienst
berufen hat, auch allen danken, die mich dahin geleitet und viele Jahre
begleitet haben. Es ist ein Geschenk.
Sowohl
die Feier in Bad Mergentheim mit Mitbrüdern, Freunden und Bekannten als
auch die Feier in Hettingen am Ostermontag mit meiner Heimatgemeinde und
im Kreis der Verwandten war erhebend und schön. Die Gottesdienste waren
durch Musik und Chöre unterschiedlicher Art festlich geprägt. Allen, die
in irgendeiner Weise geholfen, mitgestaltet und zum Gelingen der
Feierlichkeiten beigetragen haben, sage ich an dieser Stelle nochmals
ein herzliches Vergelt’s Gott!
Viele
Glück- und Segenswünsche haben mich erreicht. Ich habe mich gefreut über
alle, die gekommen sind und mitgefeiert haben so wie über alle Zeichen
der Verbundenheit, besonders auch für das Gebet. Das brauchen wir alle.
Ende
März galt es dann nach nur vier Jahren in Bad Mergentheim, wo es mir
sehr gut gefallen hat, die Zelte abzubrechen, Abschied zu nehmen,
loszulassen, umzusiedeln und in Zell a. H. neu anzufangen und mich
einzulassen. Ganz neu war das Kloster im mittleren Schwarzwald und der
Ort mit seiner Umgebung mir nicht. Denn hier war ich schon als 11–14
Jähriger auf der Klosterschule. Und so manches von damals kommt mir
wieder in Erinnerung. Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht,
einmal hier als Kapuziner stationiert zu sein und als Priester in der
Wallfahrts- und Pfarrseelsorge mitzuwirken. Wie heißt es? „Der Mensch
denkt, Gott lenkt!“ Und die Vergangenheitsform? „Der Mensch dachte und
Gott lachte!“ Ja, der liebe Gott hat viel Humor. Und seine Gedanken sind
nicht immer unsere Gedanken und seine Wege nicht unsere Wege. Seine
Pläne mit uns sind mitunter recht geheimnisvoll. Aber er führt und fügt
und leitet. Auch auf krummen Zeilen schreibt er gerade. Aufs Ganze
gesehen – wir blicken immer nur bis zur nächsten Kurve – ist sein Wille
und das , was er mit uns vorhat, das Beste. Das glaube ich fest und das
habe ich auch oft schon erfahren. Johannes XXIII. sagt: “Es genügt
von einem Tag zum andern zu leben, Arm in Arm mit der Vorsehung zu
gehen, ohne ihr vorauseilen zu wollen.“
Gott
ist treu. Und ich muss sagen, seine Treue hat mich in all den 25 Jahren
über zahlreiche Stationen, auf vielfältigen Wegen und in allen
Wechselfällen des Lebens begleitet. So blicke ich dankbar zurück und
lege, was war, in seine guten Hände. Ich schaue froh und mutig nach vorn
und versuche, was immer auch da kommen mag, anzunehmen. Seinem Segen
vertraue ich die Gegenwart an, das Hier und Heute.
Mittlerweile bin ich ein dreiviertel Jahr in Zell und schon so manche
Wege „abgelaufen“, die ich vor fast 40 Jahren gegangen bin. In der
Brüdergemeinschaft fühle ich mich wohl. An Arbeit fehlt es nicht. Und
ich tu sie gerne. Nach wie vor bin ich viel unterwegs in Sachen
Exerzitien. Ab nächstem Jahr werde ich allerdings auch einige Kurse hier
vor Ort im „Haus der Begegnung“ anbieten. Ansonsten wirke ich in der
Wallfahrts- und Pfarrseelsorge mit. Langweilig ist es mir nie. Ich muss
eher aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Mein neues Jahresprogramm
für 2004 ist nicht „schlanker“ geworden. Eher im Gegenteil.
Aber
es macht Freude. Ich bin gern Kapuziner und Priester. Und Gottes Kraft
geht alle Wege mit. Das spüre ich immer wieder. Ich nehme auch wahr, wie
manches langsam reift und wächst und wie ich immer wieder viel Geduld
brauche und wie ich das Leben geschehen lassen muss – viel mehr, als
dass ich es im Griff haben kann. „Weide meine Schafe!“ sagt Jesus
zu Petrus. Es sind seine Menschen. Sie gehören ihm. Chefsache! Der
eigentliche Hirt ist er. Und er ist der gute Hirt. Dieser Gedanke
tröstet mich. Er macht mich froh und frei. Und er relativiert manche
Sorge, Not und Wichtigkeit. Es kommt wohl auf mich an, aber es hängt
nicht alles von mir ab. Gott sei Dank! Dass tatsächlich immer wieder das
Wunderbare geschieht und 30-fach, 60-fach, ja manchmal 100-fach Frucht
wächst, ist IHM zu verdanken.
Weihnachten steht vor der Tür und mit schnellen Schritten geht das Jahr
zu Ende.
Ich
wünsche uns allen, dass wir auf der Suche bleiben nach dem Licht und
nach dem Leben. Und ich wünsche uns Vertrauen in die Wege Gottes, auch
wenn wir selber nicht sehen, wie es weiter und wo es lang geht.
Andererseits möge uns immer so viel Licht zukommen, dass wir nicht
verzagen und - eines meiner Lieblingslieder (Gl. 903 Anhang
Freiburg/Rottenburg) - den nächsten Schritt gläubig wagen und tun
können.
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