Weihnachten und
Stephanus. Ein harter Schnitt, ein scharfer Kontrast.
Gestern Freudenbotschaft,
heute Verfolgung und Ermordung.
Gestern Jubel über die
Geburt Jesu, heute das Blutzeugnis des ersten christlichen Märtyrers.
Die Apostelgeschichte
nennt Stephanus einen Mann „voll Gnade und Kraft“, voll „Weisheit und Geist“ (Apg 6,
8.10).
Stephanus: Einer, der
Zeugnis ablegte für seinen Glauben.
Einer, der bis zur
letzten Konsequenz Christus nachfolgte ist.
Gott sei Dank wird von
uns hier kein Blutzeugnis gefordert.
Doch viele unserer
Glaubensbrüder- und Schwestern in anderen Ländern des Nahen Ostens, in
Asien und Afrika werden diskriminiert, diffamiert, schikaniert,
kriminalisiert. Sie werden vertrieben, verfolgt. Sie werden ihres Hab
und Guts beraubt, eingekerkert und mit dem Tod bedroht. Viele werden
auch umgebracht, nur weil sie an Jesus Christus glauben.
Heute, am Stephanstag,
gedenkt die Kirche der verfolgten Christen weltweit, all derer, die um
ihres Glaubens willen bedrängt werden und in Not sind.
Nie in der
Kirchengeschichte hat es eine Christenverfolgung gegeben in dem Ausmaß
wie heute. Nie war ein solcher Gedenktag so angebracht und wichtig wie
heute.
Doch das Tragische ist:
Der Westen schaut weitgehend weg.
Trotz aller Appelle des
Papstes, trotz aller Hilfeschreie der Christen in den verfolgten
Ländern, herrscht überwiegend Desinteresse und eine große
Gleichgültigkeit.
Schwer zu sagen, was die
Christen in Not mehr schmerzt, der beißende Hass und die Gewalt ihrer
Peiniger oder die grausame Ignoranz der westlichen Welt.
„Wacht auf“,
ruft uns das Blut der Märtyrer unserer Tage zu.
„Vergesst uns nicht,
denkt an uns, betet für uns, steht uns bei!“
Für alles Mögliche und
Unmögliche gehen Menschen auf die Straße und demonstrieren. Sogar die
Hühner im Käfig werden nicht vergessen. Doch die Verbrechen gegen
Christen werden achselzuckend hingenommen.
Vor drei Wochen wurden
bei einem Attentat auf eine Kirche in Kairo zig Menschen getötet und
viele schwer verletzt, hauptsächlich Frauen und Kinder.
In den Nachrichten bei
uns wurde darüber kaum berichtet, und wenn, dann unter „Ferner liefen“.
Interessiert uns im einst
christlichen Abendland nicht, was mit unseren Schwestern und Brüdern im
einst christlichen Morgenland, in den arabischen Ländern, geschieht?
Wann hat es je in Berlin,
Hamburg, München oder Köln eine echte Solidaritäts-Großkundgebung oder
eine Demo für die bedrängten und verfolgten Christen gegeben?
Selbst die christlichen
Laienverbände oder auch die sogenannte „Kirche von unten“, die
sich zu allem Möglichen äußern, schauen weg und schweigen.
Neulich habe ich gelesen,
dass in Deutschland mittlerweile weniger Getaufte regelmäßig sonntags
zur Kirche gehen, als es Muslime bei uns gibt. Diese leben aber zumeist
ihren Glauben, und zwar sehr selbstbewusst, was man von vielen Christen
leider nicht sagen kann.
Ein Christ, der seinen
Glauben öffentlich lebt und sich dazu bekennt, dazu noch zur Kirche und
zum Papst steht, ist fast schon ein Exot.
Ehrlich gesagt: Bauchweh
machen mir nicht die Muslime in unserem Land. Traurig macht mich eher
das verdunstende, sich auflösende Christentum, die Lauheit, Müdigkeit
und Gleichgültigkeit vieler, die sich noch Christen nennen.
Traurig macht mich, wenn
ich immer wieder sehe und erlebe, wie Kirche und Religion nur noch
benutzt wird als Dekoration, um Feste wie z. B. Erstkommunion und
Hochzeit zu verschönern und ihnen einen feierlichen Rahmen zu geben.
Farbe bekennen ist
angesagt. Christliches Profil zeigen tut not.
Bekennermut ist gefragt,
öffentlich, christlich, als Glaube, nicht als Folklore.
Das Evangelium endet mit
den Worten: „Ihr werdet um meines Namens willen
von allen gehasst werden; wer aber bis zu Ende standhaft bleibt, wird
gerettet.“
Vielleicht haben Sie auch
schon mal Gehässigkeit wegen Ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche
erlebt, oder sind wegen ihrer Glaubenspraxis verspottet oder zumindest
belächelt worden.
Jesus ermuntert uns alle,
keine Angst zu haben, sondern standhaft im Glauben zu sein, standhaft
und treu, bis in den Tod.
Gerade darin sind uns der
heilige Stephanus und die verfolgten Christen ein leuchtendes Vorbild.
Weitere Predigten zum Gedenktag des Heiligen Stephanus
finden Sie in der Rubrik "Predigten \ Weihnachten /
Stephanus"
bzw.
"Brief an Stephanus"
und in dieser Rubrik unter
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