Wer schon einmal bei einer Live-Sendung
im Radio oder im Fernsehen dabei war, der weiß, dass es in dem
Augenblick ernst wird, wo das rote Lämpchen aufleuchtet. Bei diesem
Zeichen ist allen klar: Die Übertragung beginnt, man ist „auf Sendung“.
„Auf Sendung zu sein“: Davon spricht auch das heutige Evangelium. Wer
auf Sendung ist, der tut das in der Regel nicht aus sich selbst heraus
und auch nicht für sich selbst. Er hat etwas zu vermitteln – mit seinen
Worten, seinen Handlungen, seiner ganzen Person. Er ist Bote und
zugleich Teil der Botschaft. Die Botschaft, die Jesus dem anvertraut,
den er auf Sendung schickt, ist dann nichts anderes als die Fortsetzung
dessen, was er selbst vorgelebt hat: In deinen Blicken, in deinen Gesten
soll meine Zuwendung zum Ausdruck kommen, meine Aufmerksamkeit für die
Menschen, mein Trost und meine Ermutigung. Schließ Türen auf, hinter
denen Menschen gefangen sind; weite ihren Horizont; eröffne ihnen neue
Lebensräume! Was ist mit jemandem, der ständig in dieser Weise „auf
Sendung sein“ soll – vor allem, wenn er oft gar nicht erfährt, ob und
wie er ankommt, und wenn er immer wieder mit so etwas wie
„Einschaltquoten“ konfrontiert sein mag, die ihn am Erfolg zweifeln
lassen können? Natürlich möchten wir auch die Früchte unseres Tuns
sehen. Das ist menschlich. Doch beim Evangelium gelten andere Maßstäbe.
Da geht es um einen tiefen Glauben, ein großes Vertrauen und einen
langen Atem. Wir wissen also nicht, was mit dem geschieht, was wir an
Gutem aussäen. Wir dürfen das auch getrost Gott überlassen. Wenn wir in
dieser Haltung „auf Sendung gehen“, dann brauchen wir uns nicht zu
quälen, ob wir gut genug sind und auch Erfolg haben; sondern wir wissen
dann: Wir haben das Unsrige getan und versuchen es weiterhin – und Gott
wird daraus etwas machen.
Dr. Gerhard Feige, Bischof von
Magdeburg
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