„Warum
sind da an der Wand so kleine Pluszeichen?“, fragte mich der Junge und
zeigte mit dem Finger an die Säulen. Er kam mit seiner Klasse aus der
benachbarten Grundschule zur Besichtigung der Heilig-Kreuz-Kirche. An
jeder Säule befindet sich dort ein Mosaik, darunter ist je ein Kreuz mit
4 gleichen Seiten. In den Augen des Jungens ein Pluszeichen, das kennt
er aus der Schule. Ich wollte ihm schon sagen, dass es Kreuze sind, doch
da frage ich erst einmal zurück: Hast du eine Idee?“ Der Junge überlegte
kurz und sagte:
„Weil der
Gott lieber plus rechnet als minus!“
Diese
Idee finde ich genial. Plus macht mehr, Plus erhöht! Wo ein Plus steht,
geht es nach oben. Ein zutiefst theologischer Gedanke, der für mich gut
in den heutigen Tag passt.
Leiden
und Sterben gehört zum Menschsein dazu, auch für Gottes Sohn.
Entscheidend ist aber, dass damit nicht alles zu Ende ist. Auferstehung
ist das Wort für das „Plus“, mit dem es weitergeht. Erlösung von Schmerz
und Leid. Auferstehen in ein neues Leben, ein Neuanfang. Das Kreuz ist
damit zum Zeichen des Lebens geworden. Ich gebe zu, dass dieser Gedanke
durchaus rätselhaft erscheint: Im Zeichen des Kreuzes, das doch zum
grausamen Tod geführt hat, liegt ein Zeichen des Lebens? Ja, genau
dieser scheinbare Widerspruch berührt mich. Das ist kein Rätsel, das ich
lösen kann. Es ist ein Geheimnis. Im Tod liegt das Leben, in einer
vermeintlichen Niederlage liegt der Sieg.
„Weil
Gott nicht mit Minus, sondern lieber mit Plus rechnet.“
Annkathrin Tadday
in
„Aufbruch für die Seele“, @ 2021 - St. Benno Verlag |