Der, von dem ich erzählen
will,
wurde geboren in Armut und
starb,
noch jung, mit
ausgebreiteten Armen
am Kreuz einen
schrecklichen Tod.
Warum, worin bestand seine
Schuld?
Oder anders gefragt: wem
war er im Weg?
Er raubte kein Geld, kein
Land, stürzte
keinen vom Thron, zog
nicht in den
Krieg, schrieb nicht
einmal Bücher.
Der Ort, wo er aufwuchs
wie andere auch,
war ohne Bedeutung: ein
Nest in den Bergen
am Rande des diesigen
römischen Reiches,
Er lernte ein Handwerk,
zimmerte Möbel,
bis er die Werkstatt
verließ und sein Dorf
und umherzog im Land, das
Wort auszusäen.
Er sah, wie man weiß,
weder Rom noch Athen.
Aber er sah seinen Vater
im Himmel und
sah auf der Erde die
Menschen im Dunkel
und lehrte sie sehn mit
anderen Augen.
Er heilte die Kranken,
rief Tote ins Leben.
So zog er umher und warb
um die Herzen
und sprach von der Liebe,
dem
Königreich Gottes.
Er starb, wie er lebte,
und lebt, wie er starb:
mit ausgebreiteten Armen.
LOTHAR ZENETTI
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