Die
Italiener nennen ihn einfach „il santo“, das heißt: „der
Heilige“.
Aber auch
über Italien hinaus ist der heilige Antonius einer der populärsten Heiligen.
In vielen
Kirchen findet sich eine Statue von ihm.
Fast
immer ist er dargestellt mit dem Jesuskind auf dem Arm und der Heiligen
Schrift in der Hand.
Häufig
gibt es auch einen Opferstock mit der Aufschrift „Antoniusbrot“.
Das bedeutet, das Geld, das da hineingeworfen wird, ist für die Armen
bestimmt.
Nach wie
vor erfreut sich der heilige Antonius großer Beliebtheit und steht beim
Kirchenvolk hoch im Kurs.
Viele
Gläubige haben ein grenzenloses Vertrauen zu ihm.
Wenn sie
etwas verloren haben (Geld, Schlüssel, Ausweis, Führerschein usw.) beten
sie zum heiligen Antonius, dass der Heilige ihnen beim Suchen helfen soll.
Und viele berichten, dass er tatsächlich geholfen hat.
Wer ist
dieser „Patron der Schlamper“, wie er scherzhaft manchmal genannt
wird?
Antonius
stammte nicht aus Padua, wie man meinen möchte, weil er hierzulande so
genannt wird, „Antonius von Padua“, sondern aus Portugal. Er
wurde als Sohn einer begüterten Adelsfamilie in Lissabon geboren.
Ursprünglich hieß er auch nicht Antonius, sondern Fernando.
Mit 15
Jahren trat er in den Orden der vornehmen Augustiner Chorherren ein.
Zunächst
studierte er in Lissabon, dann in Coimbra.
In
Coimbra ereignete sich 1220 die Episode, die eine entscheidende Wendung
für sein Leben bedeutete:
Die
Gebeine der fünf ersten Märtyrer des Franziskusordens wurden von Marokko
nach Portugal überführt und kamen auch nach Coimbra. Antonius war
beeindruckt und erschüttert von ihrem Beispiel, ihrem Bekennermut und
ihrer Glaubenstreue.
Ihre
Geschichte rief in dem 25jährigen Fernando den Wunsch hervor, es ihnen
nachzutun und selbst Missionar zu werden.
Deshalb
entschloss er sich, den Orden zu wechseln und zu den viel ärmeren und
strengeren Franziskanern überzutreten.
1220 trat
er in das Kloster St. Antonius der Minderbrüder in Olivares bei Coimbra
ein und nahm den Namen des Klosterpatrons an: Antonius. Er träumte
davon, wie die fünf Märtyrer zu den Sarazenen zu gehen und sein Leben
hinzugeben.
Auf
seinen Wunsch hin wurde er nach Marokko geschickt. Doch er bekam einen
empfindlichen Dämpfer. Kaum dort angekommen, brach er nämlich krank
zusammen. Er hatte Malaria bekommen und musste nach einem längeren
Krankenlager wieder die Heimreise antreten. Aber auch die Rückfahrt war
nicht einfach. Starke Stürme verschlugen das Schiff an die Küste von
Sizilien.
Es ist
vieles ganz anders gekommen, als Antonius es sich gewünscht und gedacht
hatte. Und doch erwies sich, dass Gott auch auf krummen Linien gerade zu
schreiben vermag und dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten
gereicht.
1221 nahm
er von Messina (Sizilien) aus am Generalkapitel der Franziskaner in
Assisi teil und ist dort auch dem heiligen Franziskus begegnet. Über 3000
Minderbrüder versammelten sich damals an Pfingsten in Portiunkula nahe
bei Assisi zum sogenannten „Mattenkapitel“.
Antonius
fiel nicht auf. Kaum einer nahm ihn war. Seine adlige Herkunft hatte er
verschwiegen.
Schließlich nahm sich der Provinzial von Bologna seiner an, nahm ihn mit
in seine Provinz im Norden Italiens und schickte ihn in ein kleines
Bergkloster in der Nähe von Forli.
Dort tat
Antonius die einfachsten und niedrigsten Dienste:
Kartoffel
schälen, putzen, Holz holen, Wäsche waschen, abspülen…
Der
hochbegabte und gelehrte ehemalige Augustinerchorherr tat alles im Geist
der Dienstbereitschaft und Einfachheit des Herzens.
Täglich
zog er sich in eine Höhle zur Meditation und zum Gebet zurück.
Bei einem
Mahl nach einer Priesterweihe im Jahr 1222 fiel es ihm zu, vor dem
Bischof und allen Anwesenden völlig unvorbereitet die Tischrede zu
halten. Viel erwartete man sich nicht von dem „einfachen Küchenbruder“.
Vielleicht war das ganze sogar eine Art Jux.
Doch
ruhig und klar, aber mit großer Begeisterung sprach Antonius von der
Erhabenheit des Priesterberufs.
Die
Zuhörer kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Seine
Ansprache offenbarte großes Wissen und Beredsamkeit, gleichzeitig aber
auch inneren Reichtum und Tiefe.
Auch die
Mitbrüder erkannten, was eigentlich an Begabung und Talent in ihm
steckt. Hohe Intelligenz und erstaunliche Gelehrsamkeit, vor allem
fundierte Kenntnis der Heiligen Schrift, vereinigte sich mit der
Gotteserfahrung eines tiefen Mystikers.
Damit war
Antonius‘ weiterer Weg besiegelt.
Der
Provinzial beauftragte ihn mit der Predigttätigkeit.
Antonius
war ein begnadeter Prediger. Die Menschen strömten in Scharen zu seinen
Predigten.
Antonius
war auch ein hervorragender Bibelkenner.
Es war
als hätte er die Bibel immer aufgeschlagen im Kopf.
Man sagt
von Antonius, dass er die gesamte Bibel hätte diktieren können, wenn sie
verloren gegangen wäre.
Aus
diesen Gründen war er wie kein anderer geeignet, um in Oberitalien und
in Südfrankreich gegen die Irrlehre der Albigenser, Waldenser und
Katharer zu wirken, die ganze Städte und Gebiete für sich eingenommen
hatten und die ja auch von der Heiligen Schrift her argumentierten. Dazu
kam sein radikal armer und anspruchsloser Lebensstil, den die Irrlehrer
in der Nachfolge Christi ebenfalls einforderten. Das machte Antonius
glaubwürdig und fähig, die sektiererischen Gruppen, die sich von der
Kirche losgesagt und abgespalten hatten, zur Einheit der Kirche
zurückzuführen.
Die Macht
seiner Worte, sein enormes Wissen, dazu seine Liebenswürdigkeit und
Echtheit – er lebte selbst, was er sagte und tat, was er predigte – das
war es, was die Menschen an Antonius faszinierte und in Bann schlug.
1228
predigte er vor Papst Gregor IX. so grandios, dass der Pontifex ihn „arca testamenti“,
„Schatztruhe der Heiligen Schrift“ nannte.
Allerdings, nicht immer war ihm Erfolg beschieden.
In Udine
war er zum Predigen auf einen Baum gestiegen, die Menschen schrien aber
so sehr, dass er aufhören und weiterziehen musste.
Bekannt
ist die Predigt, die er der Legende nach in Rimini hielt, einer Stadt,
wo die Katharer besonders großen Zulauf hatten und deren Einwohner fast
alle ungläubig geworden waren. Auch da wollte man ihn nicht hören. Was
machte Antonius?
Er ging
an den Strand und predigte den Fischen.
Und die
Fische des Meeres kamen, unzählige versammelten sich, streckten ihre
Köpfe aus dem Wasser und klatschten mit ihren Flossen auf dem Wasser. Da
strömten immer mehr Leute der Stadt herbei und staunten angesichts des
Wunders, dass die stumme, vernunftlose Kreatur dem Antonius aufmerksam
lauschte.
Antonius
dankte Gott für alle Gnadengaben und dafür dass wenigsten die Fische
Gott die Ehre erwiesen. Am Ende der Predigt machte er das Kreuzzeichen
über die Fische und alle tauchten wieder unter.
Da gingen
die Menschen von Rimini in sich und bekannten ihre Irrtümer. Mit
reumütigem und zerknirschtem Herzen ließen sie sich zu Füßen des
Heiligen nieder, auf dass er nun zu ihnen spreche. Und sie wurden neu
gestärkt im Glauben, erfüllt mit großer Freude und Dankbarkeit und viele
kehrten zum katholischen Glauben zurück.
Der heilige
Franziskus erfuhr vom Eifer und dem segensreichen Wirken des Bruders
Antonius. Er erkannte seine Tugenden und vertraute ihm die Ausbildung
der jungen Mitbrüder an, die sich auf die Priesterweihe vorbereiteten.
Zugleich wurde er zum Provinzial der Romagna, der zweitgrößten
Ordensprovinz, ernannt.
Von
Franziskus ist ein Brief an Antonius erhalten. Darin bringt der
Ordensvater zum Ausdruck, dass er sich freut und es gut heißt, dass
Antonius die Brüder in der Theologie unterrichtet, nur sollen sie
darüber (vor lauter Studium) „den Geist des Gebetes nicht auslöschen,
dem alle anderen zeitlichen Dinge dienen müssen.“
Antonius
selbst war seinen Schülern ein lebendiges Beispiel, wie der Geist des
Gebetes, der Zurückgezogenheit, der Armut und Demut nicht nur mit
eifrigem Studium, kompetenter Fortbildung und seelsorglicher Tätigkeit
verbunden sein kann, sondern wie diese sich gegenseitig befruchten, ja
sich gegenseitig bedingen.
Die
letzten Jahre, etwa ab 1228, verbrachte Antonius in Padua, wenn er nicht
in Ordensangelegenheiten oder verkündigend unterwegs war.
Hier in
Padua trat er auch engagiert für die Armen und Rechtlosen ein. Man
erzählt, die Stadt sei durch Antonius völlig umgewandelt worden. Diebe
und Räuber taten Buße, Wucherer gaben Zinsen zurück. Man erließ sogar
ein Gesetz, dass Schuldner nur noch mit ihrem Besitz, nicht mit ihrem
Leben haften mussten.
Problemen
und Missständen in Gesellschaft und Kirche stand Antonius wach und
kritisch gegenüber und forderte Recht und Gerechtigkeit.
In Padua
waren es zuletzt bis zu 30000 Menschen, die seine Predigten hören und
bei ihm beichten wollten.
Während
seiner letzten Lebensjahre legte Antonius auch zwei Reihen von Predigten
schriftlich nieder. Sie tragen den Titel „Sonntagspredigten“ bzw.
„Predigten über Heilige“.
Antonius nahm wenig Rücksicht auf sich selbst und seine Gesundheit. Er
verausgabte sich bis an die Grenzen des Möglichen. Völlig entkräftet
starb er am 13. Juni 1231 im Alter von 35 Jahren. Seine letzten Worte
waren: „Ich sehe meinen Herrn Jesus Christus!“
Schon in
den Tagen vor und nach seiner Beisetzung geschahen Dutzende von Wundern.
Das Leben
des heiligen Antonius hatte solche Wirkung hinterlassen, dass er schon 11
Monate nach seinem Tod auf stürmisches Verlangen des Volkes, das ihn als
großen Wundertäter verehrte, heiliggesprochen wurde.
Der
Portugiese, aus dem ein Italiener geworden war, wurde ein Volksheiliger
wie kein zweiter. Auch heute noch ist er ein Helfer in vielen Nöten und
ein großer Fürsprecher in vielerlei Anliegen.
In Padua
predigte er am liebsten aus einem Baum heraus.
Aber
nicht das wurde sein Kennzeichen, sondern das Jesuskind auf dem Arm und
die Heilige Schrift in der Hand.
So nahe
wusste ihn die Menschen bei Jesus und Jesu bei ihm.
Die
Heilige Schrift war seine Quelle. Daraus schöpfte er, daran orientierte
er sich.
Das Wort
Gottes war ihm Weisung und Licht für seinen Weg.
Bei
manchen Darstellungen sitzt das Jesuskind sogar auf dem Evangelienbuch
und der Heilige hält dann ein Kreuz oder eine Lilie in der Hand, Zeichen
der Verbundenheit und Hingabe an Christus.
1946
wurde Antonius von Papst Pius XII. zum Kirchenlehrer erhoben und ihm der
Titel verliehen: „doctor evangelicus“ – „evangelischer Lehrer“.
Gemessen
an den Lebensjahren, stand Antonius keine lange Lebensspanne zur
Verfügung. Doch sein Leben war ein kraftvolles Zeugnis für die Gegenwart
und das Wirken Gottes.
Zutiefst
in Gott verwurzelt und den Menschen zugewandt, lebte er in Treue seine
Berufung.
Was er in
einer Predigt einmal sagte, gilt auch für ihn selbst:
„Wenn
du von der Güte Gottes kostest, dann denkt dein Herz heilige Gedanken.
Wenn der Kristall vom Sonnenlicht getroffen wird, wirft er dessen
Strahlen zurück. Das gilt auch für den Gläubigen, der vom Glanz Christi
erleuchtet wird. Er wirft diesen Glanz zurück in seinen Worten und in
seinem Beispiel, wodurch er auch seine Mitmenschen mitzureißen vermag.“
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