Exerzitien mit P. Pius

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Steh auf, werde Licht

Fest der Erscheinung des Herrn; Jes 60, 1 - 6

 

Erste Lesung                                                                                                  

Die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir

 

Lesung

aus dem Buch Jesája.

1Steh auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.

2Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir.

3Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

4Erhebe deine Augen ringsum und sieh: Sie alle versammeln sich, kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter werden auf der Hüfte sicher getragen.

5Da wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird erbeben und sich weiten. Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu, der Reichtum der Nationen kommt zu dir.

6Eine Menge von Kamelen bedeckt dich, Hengste aus Mídian und Efa. Aus Saba kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die Ruhmestaten des Herrn.

 

 

 

Haben wir die Worte der ersten Lesung noch im Ohr? Welcher Prophet war das noch? Und erahnen wir, was das heißt: „Wort, des lebendigen Gottes“? Oder rauscht es an unsren Ohren, rauscht es an uns vorbei?

 

Es waren Worte des Propheten Jesaja. Und er sagt uns: „Steh auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir. / Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde / und Dunkel die Völker, / doch über dir geht strahlend der HERR auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir…“

 

Jesaja spricht diese Worte zu einem Volk, das viel Dunkel erlebt hat: Krieg, Vertreibung, Not, Krankheit. Jetzt kommen sie aus dem Exil heim, und alles ist zerstört, nichts mehr da: Angst und Verzweiflung machen sich breit im Volk, in den Familien, im eigenen Herzen.

 

Finster und dunkel ist es auch bei uns gerade – nicht nur, weil wir uns in der dunkelsten Zeit des Jahres – gemessen an Sonnenstunden, befinden - nein, es hat uns noch immer diese Pandemie in ihren Klauen, lässt nicht locker und macht so Vieles zunichte und schlicht unmöglich. Viele empfinden Angst vor Ansteckung, Krankheit und Tod, bei sich selbst oder bei denen, die sie lieben. Hinzu kommt: Sorge um den Arbeitsplatz, das sichere Einkommen, Familienprobleme treten verstärkt auf. Da wird es einem schon mal angst und bang. Da kann es einem geradezu eng um‘s Herz werden. Und da kommt dieser Prophet daher und sagt: „Steh auf – werde licht“ – Wo soll’s denn herkommen, dieses Licht? Wie soll’s gehen? Fast zu schön, um wahr zu sein!

 

Nur wer Dunkelheit, Finsternis selbst erfahren hat, weiß auch was Licht ist. Haben Sie schon mal in einem stockfinsteren Raum ein Streichholz angezündet? Ein kleines Licht kann ganz viel Dunkelheit vertreiben! Man sieht plötzlich mehr als nur schwarz.

 

Wir haben wieder Weihnachten gefeiert. Und heute Epiphanie, das Fest der Erscheinung des Herrn. Und wir singen: „Licht, das uns erschien – Kind, vor dem wir knien.“

 

Am allerersten Weihnachten – damals, in der kleinen Höhle vor den Toren von Betlehem – ist das Licht in die Welt gekommen. Und die Weisen sind niedergefallen und haben den angebetet, der von sich selbst später sagt: „Ich bin das Licht der Welt“. ER ist in die Welt gekommen, damit keiner, der an IHN glaubt, in der Finsternis bleibt (vgl. Joh 12, 46).

 

Bereits am ersten Tag der Schöpfung sprach Gott: „Es werde Licht!“ - Und im großen Glaubensbekenntnis beten wir „Gott von Gott – Licht vom Licht“ – Aber auch da wieder die Frage, glauben wir wirklich, was wir da sagen? Ist uns bewusst, was es bedeutet, wenn wir so beten?

 

Das Licht war immer schon da – von Anfang an. Es ist da – bei aller Finsternis und Dunkelheit, die es immer auf der Welt gab, gibt und geben wird, solang sie besteht. Nur weil es Licht gibt, verschwindet das Dunkel nicht, aber es wird heller. – Und selbst die dunkelste Nacht und die tiefste Finsternis können kein Licht – und sei er noch so klein – zum Erlöschen bringen.

 

Jesaja, unser Prophet aus der Lesung, lebte rund 700 Jahre vor Jesu Geburt und prophezeite, dass dieses Licht kommt: „Denn dein Licht kommt“. Das Licht, das schon da ist, will neu aufleuchten, erfahren werden, größer werden. Und es braucht uns dazu, jeden und jede Einzelne von uns.

 

Jesaja war sich sicher, er glaubte, was der Lebendige, der lebende Gott, ihm sagte, und er hatte Geduld, die uns heute oft fehlt.

 

Aber er hatte noch mehr: er hatte Vertrauen, Zutrauen in das, was Gott ihn schauen und sagen ließ, und die feste Hoffnung, dass es eintritt, dass es so ist, dass es so sein wird, dass dieses Licht Wirklichkeit wird in unserer Welt.

 

Dieses Licht ist und wird auch für uns Wirklichkeit – immer wieder: In einem netten und wohltuenden Gespräch, wenn auch mit Abstand. Aber Worte sind manchmal wärmer und gehen tiefer als jede oberflächliche und flüchtige Umarmung. – In der freundlichen Nachbarin, die im Falle der Quarantäne anbietet, etwas aus der Stadt zu besorgen und mitzubringen, In einem wärmenden Augen-Blick, der einem das Herz aufgehen lässt.

 

Es fallen Ihnen bestimmt selbst Situationen ein, in denen Sie bei anderen Menschen Licht erleben durften: Einander begegnen in Liebe, achtsam miteinandersein, auch nachsichtig mit Fehlern und Versagen des anderen. Ein offenes Ohr haben. Ein Lächeln überwindet mühelos jeden Corona-Abstand.

 

Aufleuchten von Licht, das viel Dunkelheit vertreibt. Und wenn jeder und jede versucht, das Licht weiterzugeben, das er/sie bei anderen selbst bemerkt und gespürt hat, werden wir alle immer mehr zu Licht.

 

„Steht auf, werdet Licht“ - scheint Jesája auch uns heute hier in N. zuzurufen. Werdet selbst Licht und verbreitet es bereitwillig und großzügig.

Aus Dunkelheit wird Licht, wenn viele kleine Lichter geteilt und weitergegeben werden, wenn Hoffnung und Zuversicht weitergetragen werden, wenn wir merken, wir sind nicht allein. ER geht mit, ER, der lebt und der selbst das Licht der Welt ist.

 

Werden wir ansteckend – nicht mit Virus und Krankheit, sondern mit Licht und Hoffnung, mit Vertrauen! Und dem festen Glauben an die immer größeren Möglichkeiten des lebenden Gottes – auch heute – hier – mit uns und für uns!

 

 

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