Erste Lesung
Die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1Steh
auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die
Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.
2Denn
siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir
geht strahlend der Herr auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3Nationen
wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
4Erhebe
deine Augen ringsum und sieh: Sie alle versammeln sich, kommen zu dir.
Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter werden auf der Hüfte sicher
getragen.
5Da
wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird erbeben und sich weiten.
Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu, der Reichtum der Nationen
kommt zu dir.
6Eine
Menge von Kamelen bedeckt dich, Hengste aus Mídian und Efa. Aus Saba
kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die
Ruhmestaten des Herrn.
Haben wir die Worte der ersten Lesung noch im Ohr? Welcher Prophet war
das noch? Und erahnen wir, was das heißt: „Wort, des lebendigen
Gottes“? Oder rauscht es an unsren Ohren, rauscht es an uns vorbei?
Es waren Worte des Propheten Jesaja. Und er sagt uns: „Steh auf,
werde Licht, denn es kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des HERRN
geht strahlend auf über dir. / Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde /
und Dunkel die Völker, / doch über dir geht strahlend der HERR auf, /
seine Herrlichkeit erscheint über dir…“
Jesaja spricht diese Worte zu einem Volk, das viel Dunkel erlebt hat:
Krieg, Vertreibung, Not, Krankheit. Jetzt kommen sie aus dem Exil heim,
und alles ist zerstört, nichts mehr da: Angst und Verzweiflung machen
sich breit im Volk, in den Familien, im eigenen Herzen.
Finster und dunkel ist es auch bei uns gerade – nicht nur, weil wir uns
in der dunkelsten Zeit des Jahres – gemessen an Sonnenstunden, befinden
- nein, es hat uns noch immer diese Pandemie in ihren Klauen, lässt
nicht locker und macht so Vieles zunichte und schlicht unmöglich. Viele
empfinden Angst vor Ansteckung, Krankheit und Tod, bei sich selbst oder
bei denen, die sie lieben. Hinzu kommt: Sorge um den Arbeitsplatz, das
sichere Einkommen, Familienprobleme treten verstärkt auf. Da wird es
einem schon mal angst und bang. Da kann es einem geradezu eng um‘s Herz
werden. Und da kommt dieser Prophet daher und sagt: „Steh auf – werde
licht“ – Wo soll’s denn herkommen, dieses Licht? Wie soll’s gehen?
Fast zu schön, um wahr zu sein!
Nur wer Dunkelheit, Finsternis selbst erfahren hat, weiß auch was Licht
ist. Haben Sie schon mal in einem stockfinsteren Raum ein Streichholz
angezündet? Ein kleines Licht kann ganz viel Dunkelheit vertreiben! Man
sieht plötzlich mehr als nur schwarz.
Wir haben wieder Weihnachten gefeiert. Und heute Epiphanie, das Fest der
Erscheinung des Herrn. Und wir singen: „Licht, das uns erschien –
Kind, vor dem wir knien.“
Am allerersten Weihnachten – damals, in der kleinen Höhle vor den Toren
von Betlehem – ist das Licht in die Welt gekommen. Und die Weisen sind
niedergefallen und haben den angebetet, der von sich selbst später sagt:
„Ich bin das Licht der Welt“. ER ist in die Welt gekommen, damit
keiner, der an IHN glaubt, in der Finsternis bleibt (vgl. Joh 12, 46).
Bereits am ersten Tag der Schöpfung sprach Gott: „Es werde Licht!“
- Und im großen Glaubensbekenntnis beten wir „Gott von Gott – Licht
vom Licht“ – Aber auch da wieder die Frage, glauben wir wirklich,
was wir da sagen? Ist uns bewusst, was es bedeutet, wenn wir so beten?
Das Licht war immer schon da – von Anfang an. Es ist da – bei aller
Finsternis und Dunkelheit, die es immer auf der Welt gab, gibt und geben
wird, solang sie besteht. Nur weil es Licht gibt, verschwindet das
Dunkel nicht, aber es wird heller. – Und selbst die dunkelste Nacht und
die tiefste Finsternis können kein Licht – und sei er noch so klein –
zum Erlöschen bringen.
Jesaja, unser Prophet aus der Lesung, lebte rund 700 Jahre vor Jesu
Geburt und prophezeite, dass dieses Licht kommt: „Denn dein Licht
kommt“. Das Licht, das schon da ist, will neu aufleuchten, erfahren
werden, größer werden. Und es braucht uns dazu, jeden und jede Einzelne
von uns.
Jesaja war sich sicher, er glaubte, was der Lebendige, der lebende Gott,
ihm sagte, und er hatte Geduld, die uns heute oft fehlt.
Aber er hatte noch mehr: er hatte Vertrauen, Zutrauen in das, was Gott
ihn schauen und sagen ließ, und die feste Hoffnung, dass es eintritt,
dass es so ist, dass es so sein wird, dass dieses Licht Wirklichkeit
wird in unserer Welt.
Dieses Licht ist und wird auch für uns Wirklichkeit – immer wieder: In
einem netten und wohltuenden Gespräch, wenn auch mit Abstand. Aber Worte
sind manchmal wärmer und gehen tiefer als jede oberflächliche und
flüchtige Umarmung. – In der freundlichen Nachbarin, die im Falle der
Quarantäne anbietet, etwas aus der Stadt zu besorgen und mitzubringen,
In einem wärmenden Augen-Blick, der einem das Herz aufgehen lässt.
Es fallen Ihnen bestimmt selbst Situationen ein, in denen Sie bei
anderen Menschen Licht erleben durften: Einander begegnen in Liebe,
achtsam miteinandersein, auch nachsichtig mit Fehlern und Versagen des
anderen. Ein offenes Ohr haben. Ein Lächeln überwindet mühelos jeden
Corona-Abstand.
Aufleuchten von Licht, das viel Dunkelheit vertreibt. Und wenn jeder und
jede versucht, das Licht weiterzugeben, das er/sie bei anderen selbst
bemerkt und gespürt hat, werden wir alle immer mehr zu Licht.
„Steht auf, werdet
Licht“
- scheint Jes auch uns heute hier in N. zuzurufen. Werdet selbst Licht
und verbreitet es bereitwillig und großzügig.
Aus Dunkelheit wird Licht, wenn viele kleine Lichter geteilt und
weitergegeben werden, wenn Hoffnung und Zuversicht weitergetragen
werden, wenn wir merken, wir sind nicht allein. ER geht mit, ER, der
lebt und der selbst das Licht der Welt ist.
Werden wir ansteckend – nicht mit Virus und Krankheit, sondern mit Licht
und Hoffnung, mit Vertrauen! Und dem festen Glauben an die immer
größeren Möglichkeiten des lebenden Gottes – auch heute – hier – mit uns
und für uns!
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