Am Schluss der Erzählung von den
Sterndeutern heißt es, dass sie nicht zu Herodes nach Jerusalem
zurückkehrten, sondern – wie ihnen im Traum befohlen worden war – auf
einem anderen Weg heimzogen in ihr Land.
Ich vermute, dass diese Heimkehr nicht
gänzlich schweigend vonstattenging. Die Drei haben ja viel erlebt
unterwegs auf ihrer langen Reise, in Jerusalem und dann in Bethlehem.
Und über all diese Dinge haben sie sich sicher unterhalten und sich
ausgetauscht.
„Gut, dass wir durchgehalten
haben!“ mag der erste gesagt haben. „Der Weg zur Krippe, der
war ja nicht immer einfach. Spätestens in Jerusalem war die Gefahr groß,
aufzugeben.“
Ist das nicht häufig so im Leben? Wie
schnell ist man versucht, aufzugeben! Gerade dann, wenn die Dinge nicht
so laufen, wie man sich das vorgestellt hat. Ich finde, da können uns
die Sterndeuter Mut machen, durchzuhalten, auch wenn man nicht genau
weiß, wie es weitergehen soll.
„Gut, dass wir den Stern vor Augen
hatten!“ mag der zweite Sterndeuter erwidert haben. „Ohne den
Stern hätten wir das Ziel nie gefunden.“
In der Tat, ein Stern ermöglicht
Orientierung in dunkler Nacht. Und wie schnell kann es Nacht werden für
einen! Da wirft mich eine Krankheit aus der Bahn. Oder etwas anderes
macht mir schwer zu schaffen. Ich gerate in Krise. Ich muss einen
Schicksalsschlag erleiden … Was bleibt mir dann an Licht?
Ohne den Stern wäre es für die
Sterndeuter schwer geworden, den richtigen Weg zu finden. Sie wären
vermutlich mehr als einmal vom Weg abgekommen, hätten sich verirrt und
vielleicht das Ziel ihrer Reise nie erreicht.
Ich kann mich fragen: Wie ist das bei
mir? Woran orientiere ich mich, wenn ich nicht mehr durchblicke oder
wenn ich Dinge zu meistern habe, die alles andere als einfach sind? Weiß
ich dann, welches Vertrauen, welche Hoffnung mich tragen? Weiß ich dann,
an wen ich mich halten und auf wen ich bauen kann? Ist mein Glaube so
etwas wie ein Stern, nach dem ich mich richten kann, wenn es dunkel für
mich wird?
„Den Geburtsort des Königs habe ich
mir aber ganz anders vorgestellt“, bemerkte der dritte
Sterndeuter. Das war ja das Überraschende: Nicht ein prächtiger Palast
in der Hauptstadt Jerusalem, sondern ein armseliger Stall im kleinen
Provinznest Betlehem ist der Ort, wo die Erlösung beginnt.
Wie viele Menschen denken da anders.
Leben ist für sie erst dann sinnvoll, wenn es mit Reichtum, Stärke,
Ansehen, Wohlbefinden und Gesundheit verbunden ist. Doch seitdem Gott
Mensch geworden ist im Kind von Betlehem, seitdem gilt: Jedes Leben hat
einen Sinn, jedes Leben, auch das schwache und kranke, auch das alte und
behinderte, auch das gebrochene und enttäuschte.
Das ist eine frohe Botschaft, gerade auch
für jene Menschen, die sich eher im armseligen Stall von Bethlehem
wiederfinden als im schmucken Palast von Jerusalem. – Da, wo ich mich im
Dunkeln erlebe, genau da leuchtet der Stern. Genau da ist Gott. Er gibt
mir die Kraft durchzuhalten und auf hellere Tage zu hoffen.
Der Stern über dem Stall von Bethlehem
ist ein Zeichen des Trostes: Kein Mensch ist von Gott vergessen! Und ein
Zeichen der Zuversicht: Jedes Leben liegt in Gottes guten Händen! – Sei
Weihnachten gibt es nichts, was Gott fremd wäre. Seit Weihnachten bin
ich von Gott verstanden und angenommen – in allem! Nicht nur mit meinen
guten und starken Seiten. Er liebt mich ganz, ohne Wenn und Aber. Und
das lässt hoffen.
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