geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Über uns ein guter Stern

zum Fest der Erscheinung des Herrn (Heilige Drei Könige)

 

Am Schluss der Erzählung von den Sterndeutern heißt es, dass sie nicht zu Herodes nach Jerusalem zurückkehrten, sondern – wie ihnen im Traum befohlen worden war – auf einem anderen Weg heimzogen in ihr Land.

 

Ich vermute, dass diese Heimkehr nicht gänzlich schweigend vonstattenging. Die Drei haben ja viel erlebt unterwegs auf ihrer langen Reise, in Jerusalem und dann in Bethlehem. Und über all diese Dinge haben sie sich sicher unterhalten und sich ausgetauscht.

 

„Gut, dass wir durchgehalten haben!“ mag der erste gesagt haben. „Der Weg zur Krippe, der war ja nicht immer einfach. Spätestens in Jerusalem war die Gefahr groß, aufzugeben.“

Ist das nicht häufig so im Leben? Wie schnell ist man versucht, aufzugeben! Gerade dann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt hat. Ich finde, da können uns die Sterndeuter Mut machen, durchzuhalten, auch wenn man nicht genau weiß, wie es weitergehen soll.

 

„Gut, dass wir den Stern vor Augen hatten!“ mag der zweite Sterndeuter erwidert haben. „Ohne den Stern hätten wir das Ziel nie gefunden.“

In der Tat, ein Stern ermöglicht Orientierung in dunkler Nacht. Und wie schnell kann es Nacht werden für einen! Da wirft mich eine Krankheit aus der Bahn. Oder etwas anderes macht mir schwer zu schaffen. Ich gerate in Krise. Ich muss einen Schicksalsschlag erleiden … Was bleibt mir dann an Licht?

 

Ohne den Stern wäre es für die Sterndeuter schwer geworden, den richtigen Weg zu finden. Sie wären vermutlich mehr als einmal vom Weg abgekommen, hätten sich verirrt und vielleicht das Ziel ihrer Reise nie erreicht.

 

Ich kann mich fragen: Wie ist das bei mir? Woran orientiere ich mich, wenn ich nicht mehr durchblicke oder wenn ich Dinge zu meistern habe, die alles andere als einfach sind? Weiß ich dann, welches Vertrauen, welche Hoffnung mich tragen? Weiß ich dann, an wen ich mich halten und auf wen ich bauen kann? Ist mein Glaube so etwas wie ein Stern, nach dem ich mich richten kann, wenn es dunkel für mich wird?

 

„Den Geburtsort des Königs habe ich mir aber ganz anders vorgestellt“, bemerkte der dritte Sterndeuter. Das war ja das Überraschende: Nicht ein prächtiger Palast in der Hauptstadt Jerusalem, sondern ein armseliger Stall im kleinen Provinznest Betlehem ist der Ort, wo die Erlösung beginnt.

 

Wie viele Menschen denken da anders. Leben ist für sie erst dann sinnvoll, wenn es mit Reichtum, Stärke, Ansehen, Wohlbefinden und Gesundheit verbunden ist. Doch seitdem Gott Mensch geworden ist im Kind von Betlehem, seitdem gilt: Jedes Leben hat einen Sinn, jedes Leben, auch das schwache und kranke, auch das alte und behinderte, auch das gebrochene und enttäuschte.

 

Das ist eine frohe Botschaft, gerade auch für jene Menschen, die sich eher im armseligen Stall von Bethlehem wiederfinden als im schmucken Palast von Jerusalem. – Da, wo ich mich im Dunkeln erlebe, genau da leuchtet der Stern. Genau da ist Gott. Er gibt mir die Kraft durchzuhalten und auf hellere Tage zu hoffen.

 

Der Stern über dem Stall von Bethlehem ist ein Zeichen des Trostes: Kein Mensch ist von Gott vergessen! Und ein Zeichen der Zuversicht: Jedes Leben liegt in Gottes guten Händen! – Sei Weihnachten gibt es nichts, was Gott fremd wäre. Seit Weihnachten bin ich von Gott verstanden und angenommen – in allem! Nicht nur mit meinen guten und starken Seiten. Er liebt mich ganz, ohne Wenn und Aber. Und das lässt hoffen.