Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Marienpredigten Maria - Hilfe der Christen

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Maria - Hilfe der Christen

Pastor Friedrich von Bodelschwingh berichtet in seiner Autobiographie ein Erlebnis aus seiner frühesten Kindheit:

Eines Nachts wacht er auf und wird von einer unheimlichen Angst überfallen. Es ist ihm, als fiele alles Schwere und Traurige der Welt wie eine Welle über ihn her. – Schließlich weiß er in der Not keinen anderen Rat mehr, als sich zu den Eltern zu flüchten. Gepeinigt vom Spiel der Phantasie und verängstigt tastet er sich durch zwei dunkle Zimmer hindurch, um in die Wohnstube zu kommen, wo noch Licht brennt.

Nun berichtet er wörtlich weiter: „Als ich dann meine Mutter am Tisch sitzen sah, als sie ihren Arm nach mir ausstreckte und mich auf ihren Schoß nahm, da war auf einmal alles wieder gut.

„Was hast du denn, mein Junge, fragte sie mich. Da hatte ich alle Not vergessen, da hatte ich gar keine einzelnen Wünsche mehr. „Mama“, sagte ich, und dicke Tränen liefen mir dabei über das Gesicht: „Mama, ich wollte nur zu dir.“

 

Vielleicht denken manche gerührt: eine Kindergeschichte - und lächeln dazu. Mir scheint: diese Geschichte hat für uns alle eine gleichnishafte Bedeutung.

Sollten wir nicht zugeben, dass wir diesem Kind oft recht ähnlich sind: verängstigt, voll innerer Not und Traurigkeit, ratlos und im Dunkeln tappend, vielfach geplagt und manchmal am Ende unserer Kräfte?

Sollten wir dann nicht tun können und tun dürfen, was Pastor Bodelschwingh als Kind getan hat: zur Mutter gehen, bei ihr Hilfe und Rat, Schutz und Trost und Geborgenheit suchen?

 

Sehen Sie, Christen aller Jahrhunderte haben in Maria ihre hilfreiche Mutter gesehen und haben sich voll Vertrauen in Unglück und Leid an sie gewandt. Und haben bei ihr in Betrübnis und Not Hilfe, Schutz und Trost gefunden.

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer,

auch in der Heiligen Schrift wird uns die Mutter Jesu gezeigt als Helfende, als Mittlerin und Fürsprecherin, als eine Frau, die sieht, wo’s fehlt, die Not und Mangel wahrnimmt und alle Hebel in Bewegung setzt, um der Not und dem Mangel Abhilfe zu schaffen.

 

Beachten wir nur, was für eine Rolle Maria bei der Hochzeit von Kana spielt: Sie merkt die Verlegenheit des Brautpaares. Sie erkennt die Notlage. Sie nimmt die Ausweglosigkeit wahr. Sie zeigt Umsicht und Feingefühl.

 

Die Hochzeit von Kana offenbart uns das mütterliche, vermittelnde Eingreifen Marias. Und sie zeigt uns, was Maria bei ihrem Sohn vermag: Diskret macht sie Jesus auf die Verlegenheit des Brautpaares aufmerksam: „Sie haben keinen Wein mehr.“

 

Und Maria beweist Mut. Sie lässt sich auch durch ein scheinbar abweisendes Wort Jesu nicht beirren. Sie schenkt ihm trotz allem Vertrauen. Sie kennt ihren Sohn. – Sie wendet sich den Dienern zu und ermuntert auch sie zum Vertrauen: „Was er euch sagt, das tut!“ Sie weiß sich schon erhört.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir sehen hier Maria auf der Seite der Menschen, die in Not sind. Wir sehen sie auf unserer Seite. Wir sehen, dass es ihr nicht gleichgültig ist, wie es den Menschen geht. Wir sehen, wie sehr ihr daran liegt, dass die Menschen glücklich und froh sind und miteinander feiern können.

Und noch etwas: Maria hält sich nicht heraus. Sie mischt sich ein. Sie kümmert sich. Sie nimmt Anteil am Geschick der Menschen. Die Sorge der Brautleute ist auch ihre Sorge. Sie macht ihren Sohn auf die prekäre, peinliche Situation aufmerksam. Sie setzt sich ein. Sie sorgt dafür, dass den Brautleuten aus der Patsche geholfen wird und ihnen eine große Blamage erspart bleibt.

Auf Mariens Vermittlung hin geschieht das Wunder.

 

Dürfen wir, liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer, nicht hoffen und glauben, dass sie, die sich in ihrem Erdenleben als Helferin und Retterin in Not gezeigt hat, dass sie jetzt im Himmel auch auf Seiten der menschlichen Not ist? – Oder meinen wir, nach ihrer Aufnahme in den Himmel habe Maria aufgehört, für die Menschen, die von vielerlei Not bedrängt sind, in mütterlicher Liebe einzutreten? – Soll Maria ihre Solidarität mit den Menschen, wie sie bei der Hochzeit von Kana gezeigt hat, aufgegeben oder verloren haben?

Jetzt kann sie doch erst recht menschliche Not sehen, Elend wahrnehmen, mitfühlen und ratend und helfend zur Seite stehen. Sie nimmt doch jetzt nicht weniger Anteil! Sie ist doch jetzt nicht weniger mächtig, aus Nöten und Gefahren zu erretten!

Ja, jetzt kann sie es noch viel mehr, viel besser, viel umfassender!

 

Sehen Sie, es gibt keinen Grund und auch keinen theologischen Vorbehalt, der dagegen sprechen würde oder es uns gar verwehren könnte, Maria um ihre Hilfe anzurufen.

 

Wir dürfen mit gutem Grund und - wie wir gesehen haben - auch mit biblischer Begründung die Fürbitte Mariens anflehen.

Sie kann uns nicht nur Vorbild und Leitbild sein, an dem wir immer wieder Maß nehmen und an deren Leben wir unser Leben ausrichten, sondern auch Fürsprecherin und Helferin in allen Nöten und Gefahren.

 

In einem Gebet heißt es:

„Du bist mächtig, uns aus Nöten und Gefahren zu erretten,

denn wo Menschen Hilf` gebricht, mangelt doch die deine nicht!“

 

Das alles finde ich besonders schön und treffend dargestellt im Bild der Schutzmantelmadonna. Da breitet die Muttergottes weit ihren Mantel aus wie einen Schild, wie einen Schirm. Und die Menschen finden Zuflucht darunter. Sie finden Schutz und Trost, Rettung und Hilfe Sie sind geborgen und behütet.

Bei der Schutzmantelmadonna ist Maria fast verwachsen mit den Notleidenden und Bittenden, die sich unter ihrem Mantel bergen. Maria ist für sie ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes.

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

Unser Gnadenbild hier ist zwar keine Schutzmantelmadonna, aber es ebenfalls ein Trost- und Hoffnungsbild.

Ich meine: echt trösten und jemanden wieder aufrichten, kann nur jemand, der selbst Leid kennt, Unglück erfahren und Not erlebt und durchgestanden hat.

Nun, Sie wissen es selbst, das Leben Mariens ist kein leichtes Schicksal gewesen.

Es war ein geprüftes, ein hartes Leben, dem kein Leid erspart blieb.

Das war kein Spaziergang, kein Ausruhen im Schaukelstuhl.

 

Es war ein Leben voller Dramatik und Tragik:

Da ist die Tragik der verschlossenen Türen und Herzen bei der Herbergsuche, die lieblose Ungastlichkeit des Stalles, in dem sie ihren Sohn zur Welt brachte, als Wiege ein Futtertrog.

Da ist der Hass des Herodes, der in dem wehrlosen Kind eine politische Gefahr wittert. Hals über Kopf müssen sie davon, auf die Straße, über die Grenze, von Versteck zu Versteck, atemlos flüchtend, in ein fremdes Land.

Da ist später das tagelange Suchen voll Angst und Sorge nach dem Zwölfjährigen.

 

Und das Schlimmste sollte ja noch kommen:

die wachsende Anfeindung ihrem Sohn gegenüber, das Unverständnis, die Ablehnung. Maria erlebt die Gefangennahme Jesu, das Verhör, den Prozess gegen ihn. Sie begegnet ihm auf dem Kreuzweg, sieht seine Qualen, seine Wunden, seine Schmerzen. Es sind auch ihre Wunden, ihre Schmerzen. Im Herzen leidet sie mit ihm und trägt im Stillen sein Kreuz mit.

Schließlich steht sie unter dem Kreuz und erlebt mit, wie er zwischen zwei Verbrechern stirbt.

Wie mag da Maria zumute gewesen sein?

Hat sich da nicht das Wort des greisen Simeon erfüllt: „Auch deine Seele wird ein Schwert durchbohren?“

Und am Schluss hält Maria den toten Leib ihres Sohnes in den Armen.

In der Tat: „Angst und Jammer, Qual und Bangen, alles Leid hielt sie umfangen, das nur je ein Herz durchdrang.“

 

Kein Wunder, dass Maria dem christlichen Herzen von Anfang an teuer war.

Kein Wunder, dass sich Menschen aller Generationen von ihr verstanden wussten.

Sie kennt die Grunderfahrungen des Lebens, auch die dunklen Seiten, die Angst, den Schmerz, die Not.

Sie versteht, was uns bedrückt, belastet und ängstigt.

 

Und mit all dem dürfen wir zu ihr kommen.

All das dürfen wir ihr, der Trösterin der Betrübten, bringen.

Alle Klagen dürfen wir ihr sagen, alle Sorgen zu ihr tragen.

Sie, die in ihrem Erdenleben offen war für menschliche Not und sich einsetzte und auf Hilfe sann, sie ist jetzt erst recht im Himmel die „Hilfe der Christen“, „Trösterin der Betrübten“, „Zuflucht der Sünder“, das „Heil der Kranken“.

 

Bitten wir die Gottesmutter, dass wir - wie sie - die Kraft haben, unsere Liebe und unseren Glauben durch alles Schwere und alle Anfechtungen durchzuhalten, in den Dunkelheiten nicht zu verzagen und unser ganzes Vertrauen immer wieder auf Gott zu setzen.

Bitten wir Maria um feste Hoffnung, viel Kraft und starken Glauben in allen Betrübnissen und Wechselfällen des Lebens.

 

Zu Maria wollen wir aufschauen, sie grüßen, ihre Hilfe erflehen und uns erneut unter ihren mütterlichen Schutz stellen.

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang