Exerzitien mit P. Pius

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Jesus – ein Mensch wie Brot

Predigtgedanken zu Fronleichnam

 

Die Liebe zwischen einem Mann und seiner Frau ist längst an den toten Punkt gekommen. Seitdem er nichts mehr verdient und sie nichts mehr zu essen hat, ist es ganz aus. Leer und hungrig sind sie. Ewig hungrig sitzen sie sich, wenn er abends heimkommt, gegenüber. Und er sagt: „Gib Brot!“ und sie: „Gib Geld!“ Sie denkt, wenn er doch endlich ginge. Aber er geht nicht. Er geht auch an dem Abend nicht als sie ihn anschreit, dass er nichts tauge. Er geht in die Küche, und sie meint, er esse das letzte Stück Brot. Als sie in die Küche kommt und triumphierend sagt: „Hat’s geschmeckt?“ liegt das Brot noch da und ist schön hergerichtet.

Das ist für sie so gewaltsam und plötzlich – wie ein Blitz am Nachthimmel – dass sie weint und sich fragt: „Warum weint man, wenn man in einer großen Finsternis plötzlich Licht sieht?“ –

„Komm, du musst etwas essen“, sagt er. „Ich habe keinen Hunger mehr; ich werde nie mehr Hunger haben“, erwidert sie und schiebt ihm die Schnitte hin. Sie sehen sich an und stehen sich eine Weile regungslos gegenüber. Sie starren sich in die Gesichter, wie Schiffbrüchige nach ihrer Rettung in die Sonne schauen. Und sie beginnen sich zu verstehen. Sie sieht dann, wie er das Brot bricht. Sie sieht, wie er die halbe Schnitte in den Mund schiebt. Sie nimmt die andere Hälfte und isst und lächelt wieder. (nach Wolfgang Borchert)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Diese Geschichte braucht nicht viel Auslegung. Sie spricht unmittelbar an und berührt. Wenn in der Geschichte einer zum anderen sagt: „Gib Brot!“, dann ist nur vordergründig Brot gemeint. Auf einer tieferen Ebene haben beide, der Mann und die Frau, Hunger nach Liebe und Angenommensein, Hunger nach einem Menschen, der ihnen in ihrer Einsamkeit und Niedergeschlagenheit gut tut, sie stärkt und erquickt wie Brot.

 

Dorothee Sölle hat einmal gesagt: „Alleinsein und allein gelassen werden; keine Freunde haben und dann Menschen misstrauen und sie verachten; die anderen vergessen und dann vergessen werden; für niemanden da sein und von niemandem gebraucht werden; um niemanden Angst haben und nicht wollen, dass einer sich Sorgen um einen macht; nicht mehr lachen und nicht mehr angelacht werden: das ist der schreckliche Tod am Brot allein.“

 

Viele Menschen auch heute und in unserer Zeit hungern nach dem Brot – umgesetzt in ein gutes Wort, umgesetzt in Verständnis und Anerkennung, umgesetzt in Freundschaft, Vertrauen und Liebe.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wissen Sie, was man mit Brot machen kann? Wie in der Geschichte: es miteinander teilen. Das schafft Gemeinschaft und Verbundenheit. – Brot miteinander teilen ist eine Urgeste. Sie spricht für sich. Da braucht es keine Erklärung.

 

Es war kurz nach dem Krieg, in der schlechten Zeit. In einem Eisenbahnabteil fährt eine Mutter mit ihrem dreijährigen Kind. Es schläft – von ihrem Mantel umhüllt – in ihrem Arm. Auf einmal rührt es sich und wacht auf. Die Mutter reicht ihm ein Stück Brot. Da blickt es strahlend auf und sagt „Danke“. Dann kuschelt es sich wieder in ihren Arm und knabbert an dem Brot. Und kostet es aus als wäre es ein Stück Liebe. Und in der Tat, für das Kind war das Brot „ein Stück Liebe“, die Liebe seiner Mutter!

Wer mit einem anderen Brot teilt, sagt ohne Worte: Ich teile ein Stück Leben mit dir.

 

Jesus war „ein Mensch wie Brot“. Sich verteilen wie Brot, sich hergeben, da sein für andere – das war seine Art, so war er gesinnt, so hat er gehandelt und gelebt.

 

So war es auch im Abendmahlsaal, als Jesus seinen Jüngern das Brot brach. In dieser Geste des Brotbrechens und in den Worten „für euch“, da fasst er sein ganzes Leben zusammen. Und nimmt bereits sein totales Sich-hingeben am Kreuz vorweg.

 

Als Jesus dann in Emmaus beim Mahl das Brot nimmt, es segnet und bricht und den beiden Jüngern gibt, da gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen ihn an dieser Geste: Es ist der Herr. Er lebt. Wir sind ihm begegnet.

 

Die ersten Christen nannten ihre Zusammenkünfte nach dieser Zeichenhandlung Jesu: „Brotbrechen“.

 

In jeder Eucharistiefeier bricht der Priester das Brot. Bei Gruppenmessen sage ich gerne dazu: „Wir brechen das Brot Jesu Christi. Er selbst ward zerbrochen von Menschen gleich uns. Und viel wird noch immer von Menschen zerbrochen an Glück und an Hoffnung. Wir teilen das Brot Jesu Christi. Viel wird geheilt, wenn jeder von uns sein Brot und sein Leben mit anderen teilt.“

 

In einem Lied von Lothar Zenetti heißt es:

„…So gab der Herr sein Leben, verschenkte sich wie Brot…“

Und: „Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot…“

Und schließlich: „Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt. Wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt.“

So ist es! Was bleibt und was zählt, ist die Liebe.

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