„Christi Himmelfahrt“:
Ein altes christliches Fest!
Doch wer weiß noch etwas
damit anzufangen? Die einen feiern Vatertag. Für andere ist es
willkommene Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende oder sogar für
einen Kurzurlaub.
Aber was bedeutet dieser
Tag? Was feiern wir heute?
Klingt – im Zeitalter der
Weltraumfahrt – nicht allein schon der Name „Himmelfahrt“
sonderbar? Als ob da einer vor 2000 Jahren - wie bei einem Raketenstart
- vom Boden abgehoben hätte, in die Wolken geschwebt und jenseits
entschwunden wäre.
Um es vorweg zu sagen: Die
Frage nach der Himmelfahrt Christi ist keine Frage der Geografie oder
Astronomie. Der Himmel, in denen Jesus eingegangen ist, hat nichts mit
dem Weltall zu tun, in das wir Menschen immer tiefer eindringen. Der
Himmel, in den Jesus aufgenommen wurde, ist weder irgendwo über unseren
Köpfen, noch hinter irgendwelchen Wolken.
Nun denken Sie vielleicht:
Aber es heißt doch, dass Jesus vor den Augen seiner Jünger emporgehoben
wurde, dass eine Wolke ihn aufnahm und ihn ihren Blicken entzog (Apg. 1,
9). Stimmt!
Allerdings, die Erzählungen
von der Himmelfahrt Jesu in der Bibel wollen keinen historischen Vorgang
schildern. Sie wollen nicht sagen: Genau so war es. Genauso müsst ihr es
glauben! Es sind vielmehr Bilder, Symbole aus der damaligen Zeit und
entsprechend der orientalischen Umgebung. So ist z. B. auch die
„Wolke“ nichts anderes als ein Bild für die besondere Nähe Gottes,
ein Bild, das auch sonst in der Bibel oft die Gegenwart Gottes
symbolisiert.
„Christi Himmelfahrt“,
ein missverständliches Wort.
Gemeint ist: Jesus ist
heimgekehrt zum Vater. Die Liturgie spricht auch von „Erhöhung“
zum Vater. Gott hat Jesus, seinen Sohn an seine Seite genommen. Christus
thront zur Rechten des Vaters. Das bedeutet: Jesus Christus ist der
Herr. Sein ist das Reich und die Kraft, sein ist die Macht und die
Herrlichkeit.
Aber was bedeutet die
Rückkehr Jesu zum Vater für die Jünger und Jüngerinnen Jesu? Was
bedeutet sein Heimgang zum Vater für die Kirche? Und was hat das heutige
Fest mit uns zu tun?
Zwei Aspekte sind mir
wichtig und auf diese möchte ich noch hinweisen:
Erstens: Der menschgewordene,
der gekreuzigte und auferstandene Christus, der jetzt im Licht und in
der Herrlichkeit Gottes ist, er ist und bleibt den Seinen, der Kirche
und auch uns dennoch nahe. Seine Aufnahme in den Himmel, sein Heimgang
zum Vater war nur äußerlich gesehen ein Fortgehen, ein Abschied, ein
Verlust. In Wirklichkeit war und bedeutet sein Weggang für die Seinen
damals und auch für uns heute eine neue Form der Gegenwart.
Christus ist gegenwärtig,
wo Menschen sich in seinem Namen versammeln. Zwei oder drei genügen
schon. – Christus ist gegenwärtig, wenn wir sein Wort hören. Er sagt uns
die Frohe Botschaft. – Christus ist gegenwärtig, wenn wir das Brot
brechen und das Mahl der Liebe feiern. Er kommt zu uns und schenkt sich
uns in der heiligen Kommunion. – Christus ist gegenwärtig, wenn wir in
der Tiefe des Herzens beten.
Nicht zuletzt begegnet
Jesus uns im Nächsten, im Bruder und der Schwester, vor allem in dem,
der unsere Hilfe braucht. Was wir einem von ihnen getan haben, das haben
wir ihm getan.
Noch ein Zweites, liebe
Mitchristen:
Bei den Erzählungen vom
Heimgang Jesu zum Vater ist fast immer auch die Rede von der Sendung des
Heiligen Geistes und vom Zeugnisgeben. – Bevor Jesus die Seinen
verlässt, verheißt er ihnen den Heiligen Geist, den Beistand, die Kraft
von oben. Und er bestellt sie zu seinen Zeugen.
Sehen Sie: Es ist Jesus ein
Anliegen, dass wir uns zu ihm bekennen und für ihn in Wort und Tat
Zeugnis ablegen.
Das ist aber nur möglich
im Heiligen Geist. Und um diesen Geist und seine Gaben wollen und sollen
wir in den kommenden Tagen der Pfingstnovene ganz besonders kräftig und
inständig beten.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Himmelfahrt und Pfingsten
sind sozusagen das Startsignal für Sendung, für Mission, für
Evangelisierung. Und das ist nicht nur Auftrag für die Hauptamtlichen in
der Kirche. Das ist Sache und Aufgabe jedes Getauften.
„Christus hat keine Hände,
nur unsere Hände, um anderen zu helfen, zu heilen, um Gutes zu tun. Er
hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keinen Mund, nur unseren Mund, um den Menschen von ihm zu
erzählen. Christus hat kein anderes Herz als unser Herz, um die Menschen
zu lieben.“
So können wir bereits hier
und jetzt ein Stück Himmel schaffen, indem wir für andere da sind, indem
wir helfen, wo „Not am Mann“ ist. Wir können einen Hauch von
Himmel spürbar werden lassen, indem wir andere an unserem Glauben und
Hoffen teilhaben lassen. Wir können etwas vom Himmel erfahrbar machen,
indem wir einander mit Offenheit und Liebe begegnen.
„Ihr seid meine Zeugen!“
sagt Jesus. Sind wir es?
Jesus will durch uns sein
Heilswerk heute fortsetzen.
Er will durch uns seine
Liebe zu den Menschen bringen.
Er sucht keine
Museumswärter. Er sucht Zeugen. Er sucht Menschen, die sich zu ihm
bekennen und in seinem Namen handeln.
Als seine Zeugen aber
können und dürfen wir gewiss sein:
„Ich bin bei euch alle
Tage bis zum Ende der Welt!“ |