1542/43
entdeckten die Portugiesen Japan. Sechs Jahre später, 1549, beginnt der
große Missionar Franz Xaver in diesem Land zu arbeiten.
Angesichts der hochentwickelten japanischen Kultur sucht er zusammen mit
seinen Mitarbeitern ein Christentum einzupflanzen, das nicht europäisch
geprägt war. Die Missionare glichen sich stark der japanischen
Mentalität und Kultur an.
Diese
Missionsmethode hat Erfolg. Um 1580 gibt es in Japan etwa 160.000
Christen. 1590, zehn Jahre später, sind es bereits über eine halbe
Million. Es war zudem ein Glück, dass das Evangelium ohne Schwert und
Gewalt in das Land der aufgehenden Sonne kam.
In dieser
Zeit beteiligten sich Jesuiten und Franziskaner gemeinsam am Aufbau der
Kirche, gründeten Gemeinden und bauten Schulen und Krankenhäuser.
Der
damalige Herrscher tolerierte zunächst das Christentum aus
wirtschaftlichen Gründen. Er sah darin Vorteile für den Handel mit dem
Ausland.
Mitten in
den Frühling des Glaubens brach allerdings der Frost der Verfolgung ein.
Angesicht der Missionierung auf den Philippinen, die stark mit der
europäischen Kolonialisierung einherging, änderte der japanische
Herrscher seine tolerante Haltung den Christen gegenüber.
Den
Missionaren wurde ihre Tätigkeit massiv erschwert. 1587 wurde ein
allgemeines Predigtverbot erlassen und schließlich jede Missionsarbeit
untersagt. Die Missionare konnten nur noch aus dem Untergrund heraus
arbeiten.
Ein
Exempel statuierte der japanische Herrscher 1596 mit der Festnahme von
26 Christen in Oasaka: 3
japanische Jesuiten, zu denen der 33 jährige
Paul Miki gehörte, 6 spanische Franziskaner, unter ihnen Petrus Baptista,
und 17 japanische Franziskaner-Tertiaren, also Laien, die dem Dritten
Orden des heiligen Franziskus angehörten, darunter 3 Ministranten im Alter
von 12 bis 14 Jahren, also fast noch Kinder.
Sie
wurden verhaftet und zum Tod am Kreuz verurteilt, weil sie es – trotz
grausamer Folterungen – ablehnten, ihren Glauben zu verleugnen. Die
Hinrichtung sollte im knapp tausend Kilometer entfernten Nagasaki
stattfinden, wo damals die größte christliche Gemeinde lebte.
Einen
Monat lang wurden die Gefangenen barfuss durch den Schnee zur
Richtstätte geführt. Zuvor war jedem von ihnen – als traditionellem
Zeichen der Schande und Verachtung – das linke Ohrläppchen abgeschnitten
worden.
Auf der
langen Strecke hatten sie durch die Menschen am Wegrand viel Spott und
Hohn zu erleiden. In Nagasaki zogen sie Psalmen und Hymnen singend einen
Hügel hinauf, wo man sie auf Kreuze band, die in einer Linie
aufgerichtet wurden.
Paul Miki
predigte ein letztes Mal zu den anwesenden Menschen, ermutigte die
Christen zur Standhaftigkeit und zur Ausdauer, verzieh den Mördern und
dankte Gott für die Gnade, dass er im gleichen Alter wie sein Erlöser –
und wie er – am Kreuz sterben durfte.
Die
Berichte vom Martyrium der japanischen Christen ähneln auf ganz
verblüffende Weise dem, was wir über die Glaubenszeugen der frühen
Kirche wissen. Es gibt bei diesen Märtyrern keine Spur von Fanatismus.
Auch nicht eine Andeutung von Hass ist zu spüren. Aber auch keine Angst,
keine Zweifel, ob man nicht vielleicht doch auf den falschen Gott
gesetzt habe. Vielmehr gibt es eine große Gewissheit und eine gelöste
Heiterkeit.
Auf den
wohlgemeinten Versuch heidnischer Eltern, ihren 13-jährigen Sohn vom
Glauben abzubringen, antwortete dieser: „Wenn ich im Himmel vor
unserem Herrn erscheine, werde ich bestimmt für euch beten.“ – Als
er dann am Kreuz hing, erinnerte er den Priester daran, dass sie vom
Kreuz aus singen wollten. Und als der Priester nicht gleich anstimmte,
tat er es selber.
Die
Märtyrer, die am Kreuz sangen, hatten die große Freude gefunden. Sie
trugen sie unverlierbar in ihrem Herzen. Sie wussten, dass die Freude
den Tod überdauern würde, dass sie unzerstörbar, dass sie ewig ist.
Mit
dem jüngsten der Märtyrer, einen 12-Jährigen, empfand der Gouverneur
Mitleid und versuchte ihn vom Tod zu retten. Er versprach ihm alles
Mögliche, auch Ämter und große Ehren, um ihn vom Glauben abzubringen. Er
aber erwiderte: „Die Freuden und Ehren des
Lebens sind nur wie Schaum auf dem Wasser, wie das Morgentau auf den
Gräsern. Die Freuden und Ehren des Himmels dagegen sind unvergänglich.“
Als im
19. Jahrhundert christliche Missionare wieder nach Japan durften,
entdeckten sie Reste eines Untergrundchristentums, kleine Gemeinden von
Christen, die sich über diese lange Zeit erhalten hatten.
Trotz
langer Unterdrückung und trotz furchtbaren, blutigen Verfolgungen wurde
der christliche Glaube – ohne den Beistand von Priestern und ohne Hilfe
von außen (Japan hatte sich 200 Jahre lang hermetisch abgeriegelt) –
insgeheim bewahrt, gelebt und weitergegeben.
1862
wurden die 26 Märtyrer von Nagasaki heiliggesprochen.
Heute
erinnert am Ort der Kreuzigungen eine nationale Gedenkstätte an die
ersten christlichen Märtyrer von Japan. |