geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Paul Miki, Petrus Baptista und Gefährten

Märtyrer von Nagasaki (06.02.)

 

1542/43 entdeckten die Portugiesen Japan. Sechs Jahre später, 1549, beginnt der große Missionar Franz Xaver in diesem Land zu arbeiten.

Angesichts der hochentwickelten japanischen Kultur sucht er zusammen mit seinen Mitarbeitern ein Christentum einzupflanzen, das nicht europäisch geprägt war. Die Missionare glichen sich stark der japanischen Mentalität und Kultur an.

Diese Missionsmethode hat Erfolg. Um 1580 gibt es in Japan etwa 160.000 Christen. 1590, zehn Jahre später, sind es bereits über eine halbe Million. Es war zudem ein Glück, dass das Evangelium ohne Schwert und Gewalt in das Land der aufgehenden Sonne kam.

In dieser Zeit beteiligten sich Jesuiten und Franziskaner gemeinsam am Aufbau der Kirche, gründeten Gemeinden und bauten Schulen und Krankenhäuser.

Der damalige Herrscher tolerierte zunächst das Christentum aus wirtschaftlichen Gründen. Er sah darin Vorteile für den Handel mit dem Ausland.

 

Mitten in den Frühling des Glaubens brach allerdings der Frost der Verfolgung ein. Angesicht der Missionierung auf den Philippinen, die stark mit der europäischen Kolonialisierung einherging, änderte der japanische Herrscher seine tolerante Haltung den Christen gegenüber.

Den Missionaren wurde ihre Tätigkeit massiv erschwert. 1587 wurde ein allgemeines Predigtverbot erlassen und schließlich jede Missionsarbeit untersagt. Die Missionare konnten nur noch aus dem Untergrund heraus arbeiten.

 

Ein Exempel statuierte der japanische Herrscher 1596 mit der Festnahme von 26 Christen in Oasaka: 3 japanische Jesuiten, zu denen der 33 jährige Paul Miki gehörte, 6 spanische Franziskaner, unter ihnen Petrus Baptista, und 17 japanische Franziskaner-Tertiaren, also Laien, die dem Dritten Orden des heiligen Franziskus angehörten, darunter 3 Ministranten im Alter von 12 bis 14 Jahren, also fast noch Kinder.

 

Sie wurden verhaftet und zum Tod am Kreuz verurteilt, weil sie es – trotz grausamer Folterungen – ablehnten, ihren Glauben zu verleugnen. Die Hinrichtung sollte im knapp tausend Kilometer entfernten Nagasaki stattfinden, wo damals die größte christliche Gemeinde lebte.

Einen Monat lang wurden die Gefangenen barfuss durch den Schnee zur Richtstätte geführt. Zuvor war jedem von ihnen – als traditionellem Zeichen der Schande und Verachtung – das linke Ohrläppchen abgeschnitten worden.

Auf der langen Strecke hatten sie durch die Menschen am Wegrand viel Spott und Hohn zu erleiden. In Nagasaki zogen sie Psalmen und Hymnen singend einen Hügel hinauf, wo man sie auf Kreuze band, die in einer Linie aufgerichtet wurden.

Paul Miki predigte ein letztes Mal zu den anwesenden Menschen, ermutigte die Christen zur Standhaftigkeit und zur Ausdauer, verzieh den Mördern und dankte Gott für die Gnade, dass er im gleichen Alter wie sein Erlöser – und wie er – am Kreuz sterben durfte.

Die Berichte vom Martyrium der japanischen Christen ähneln auf ganz verblüffende Weise dem, was wir über die Glaubenszeugen der frühen Kirche wissen. Es gibt bei diesen Märtyrern keine Spur von Fanatismus. Auch nicht eine Andeutung von Hass ist zu spüren. Aber auch keine Angst, keine Zweifel, ob man nicht vielleicht doch auf den falschen Gott gesetzt habe. Vielmehr gibt es eine große Gewissheit und eine gelöste Heiterkeit.

 

Auf den wohlgemeinten Versuch heidnischer Eltern, ihren 13-jährigen Sohn vom Glauben abzubringen, antwortete dieser: „Wenn ich im Himmel vor unserem Herrn erscheine, werde ich bestimmt für euch beten.“ – Als er dann am Kreuz hing, erinnerte er den Priester daran, dass sie vom Kreuz aus singen wollten. Und als der Priester nicht gleich anstimmte, tat er es selber.

Die Märtyrer, die am Kreuz sangen, hatten die große Freude gefunden. Sie trugen sie unverlierbar in ihrem Herzen. Sie wussten, dass die Freude den Tod überdauern würde, dass sie unzerstörbar, dass sie ewig ist.

 

Mit dem  jüngsten der Märtyrer, einen 12-Jährigen, empfand der Gouverneur Mitleid und versuchte ihn vom Tod zu retten. Er versprach ihm alles Mögliche, auch Ämter und große Ehren, um ihn vom Glauben abzubringen. Er aber erwiderte: „Die Freuden und Ehren des Lebens sind nur wie Schaum auf dem Wasser, wie das Morgentau auf den Gräsern. Die Freuden und Ehren des Himmels dagegen sind unvergänglich.“

 

Als im 19. Jahrhundert christliche Missionare wieder nach Japan durften, entdeckten sie Reste eines Untergrundchristentums, kleine Gemeinden von Christen, die sich über diese lange Zeit erhalten hatten.

Trotz langer Unterdrückung und trotz furchtbaren, blutigen Verfolgungen wurde der christliche Glaube – ohne den Beistand von Priestern und ohne Hilfe von außen (Japan hatte sich 200 Jahre lang hermetisch abgeriegelt) – insgeheim bewahrt, gelebt und weitergegeben.

 

1862 wurden die 26 Märtyrer von Nagasaki heiliggesprochen.

Heute erinnert am Ort der Kreuzigungen eine nationale Gedenkstätte an die ersten christlichen Märtyrer von Japan.