Am 11. Februar 1858
sah Bernadette Soubirous in der Grotte Massabielle bei Lourdes zum
ersten Mal „eine Dame“. Diese Erscheinungen wiederholten sich an
siebzehn weiteren Tagen bis zum 16. Juli.
Am Fest
der Verkündigung des Herrn offenbarte die schöne Frau ihren Namen: „die Unbefleckte Empfängnis“ und bat um Gebet, Buße und Wallfahrt zu
diesem Ort.
Am Fuß der Grotte entsprang eine Quelle,
deren Wasser vielen Menschen Heil und Segen brachte.
Heute
ist Lourdes einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Kirche. Jedes
Jahr kommen mehr als fünf Millionen Menschen nach Lourdes, in dieses
kleine Städtchen am Fuße der Pyrenäen. Sie beten, waschen sich an der
Quelle und hoffen auf Heilung an Leib und Seele.
2008
feierte der Wallfahrtsort sein 150 jähriges Jubiläum.
Im gleichen Jahr durfte ich selbst an
einer Wallfahrt der Erzdiözese Freiburg nach Lourdes teilnehmen.
Ich habe Lourdes zweigeteilt erlebt.
Einerseits
viele Hotels, Läden und Shops, einen neben dem anderen, voll mit
Andachtsgegenständen und Souvenirs aller Art, Kunst und Kitsch.
Andererseits
der „Heilige Bezirk“, das geistliche Zentrum von Lourdes, mit
seinen Plätzen und Kirchen, mit dem Fluss Gave und Wiesen und vor allem
der Grotte (dem Erscheinungsort), wo man große Andacht und inniges
Gebet, Sammlung und Stille, tiefe Frömmigkeit und echte christliche
Spiritualität finden kann.
Lourdes
hat mich beeindruckt wegen seines internationalen Charakters.
Hier wird Kirche als weltweite Glaubensgemeinschaft erfahrbar. Die
gottesdienstlichen Feiern in vielen Sprachen zusammen mit Pilgern aus
aller Welt prägen den Wallfahrtsort.
Lourdes
ist vor allem ein Gnadenort der Kranken.
Auffallend viele behinderte und kranke
Menschen, viele Rollstuhlfahrer und ihre Begleiter, Pfleger, Helfer
prägen das Bild. Sie werden in Lourdes überaus wertgeschätzt und
bevorzugt behandelt.
Die Menschen
suchen aber nicht nur äußere Heilung, sondern ersehnen viel mehr noch
die innere Heilung.
Sie suchen
Trost und Kraft und inneren Frieden, um den Alltag wieder gestärkt und
mit gläubiger Zuversicht meistern zu können. Auch dem Empfang des
Bußsakramentes wird viel Raum gegeben.
In Lourdes
wird den Armen in Wort und Tat die Frohe Botschaft verkündet. Wie viele
unsichtbare Wunder, Heilungen der Seele, mögen an diesem
Gnadenort schon geschehen sein!
Ich habe Lourdes als einen
Gnadenort
mit ganz eigener Atmosphäre erfahren, eine Atmosphäre, die mich
zunehmend in Bann zog.
Besonders in der Nähe der Grotte, wo
hunderte von Kerzen brennen, da hatte ich den Eindruck, dem Himmel ein
Stück näher zu sein.
Hier
durfte das Mädchen Bernadette die Gottesmutter Maria schauen. Hier hat
sich ein Stück weit wirklich der Himmel aufgetan. Hier hat sich der
Himmel der Erde genähert. Hier fällt es leichter als anderswo, sich Gott
zu öffnen und von seinem Licht und seiner Liebe erfüllt zu werden.
Da gibt es
in der Tat Momente, glauben Sie mir, wo einem das Heilige berührt und
ergreift, Momente, wo Ewigkeit gleichsam zum Jetzt wird und das Jetzt
zur Ewigkeit.
Über Lourdes, über allen Gottesdiensten,
Prozessionen, Gebeten und Liedern steht das Wort Marias, das sie bei der
Hochzeit zu Kana gesprochen hat:
„Was er euch sagt, das tut!“
Vordergründig ist Lourdes marianisch
geprägt.
Doch im letzten
geht es um Gott, um Jesus Christus.
Lourdes ist zutiefst biblisch und
eucharistisch ausgerichtet und letztlich auf Christus bezogen,
christuszentriert.
So wie auch
Maria bei der Hochzeit zu Kana auf Jesus verweist: „Was er, nämlich Jesus, euch sagt, das tut!“
Auch die Botschaft, liebe Schwestern und
Brüder, die die Gottesmutter dem Mädchen Bernadette Soubirous ans Herz
legte, ist keine andere als das Anliegen Jesu: „Kehrt um und glaubt“.
Papst Johannes Paul II.
erklärte den 11. Februar zum Welttag der Kranken. – Kurz vor
seinem Tod war er, selbst schwer krank, noch nach Lourdes gepilgert.
So wollen wir heute
in dieser Messfeier, liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen, besonders die
Kranken, alle an Leib und Seele Kranken und Notleidenden, in unser Gebet
einschließen und sie auf die Fürsprache der Gottesmutter voll Vertrauen
ihrem Sohn Jesus Christus anempfehlen, der von sich selbst gesagt hat:
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“.
Und: „Ich
bin gekommen, um zu suchen, was verloren war und zu heilen, was
verwundet ist."
Zur Aussetzung
des Allerheiligsten am Ende der hl. Messe werden wir dann das Lied
singen, in dem wir nicht mehr nur für andere, die arm und krank sind,
beten, sondern uns selbst als arm und schwach, als bedürftig und krank
bekennen. (Gl 873)
In der letzten Strophe heißt es:
„Als ein Kranker komm ich hier, der
verzagt am Leben; meine Schwachheit klag ich dir, du kannst Kraft mir
geben. – Du bist Arzt, der Hilfe schafft: heile meine Wunden, gib mir
neue Lebenskraft, lass mich recht gesunden.“
Jesus lädt uns ein:
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen
habt“ (F. Stier übersetzt: Ihr Übermüdeten und Überbürdeten), „ich will euch erquicken“, erfrischen, stärken, Ruhe verschaffen.
In Lourdes
werden nur wenige körperlich geheilt, aber viele, sehr viele werden
geistig, seelisch gestärkt.
Kommen wir also
immer wieder gern und vertrauensvoll mit Maria zu Jesus, auch hier am
Gnadenort in Zell!
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