Was fällt ihnen, liebe
Schwestern und Brüder, zu Barnabas ein?
In unseren Breiten ist es
eher ein seltener Name.
„Barnabas“ heißt zu
deutsch „Sohn des Trostes“ (Apg 4, 63).
Es
ist der Beiname des heutigen Tagesheiligen, des heiligen Barnabas, der
ursprünglich Josef hieß, zum Stamm Levi gehörte und aus Zypern stammte,
sich aber in Jerusalem niedergelassen hatte.
Im Vergleich zu anderen
Gestalten der ersten christlichen Generation ist von Barnabas viel die
Rede, vor allem in der Apostelgeschichte. Er war einer der ersten
Gläubigen, die nach der Auferstehung Jesu das Christentum angenommen
hatten.
In der Jerusalemer
Urgemeinde muss er eine bedeutende Stellung eingenommen haben. Obwohl er
keiner der Zwölf war, wird er in der Apostelgeschichte „Apostel“
genannt.
Die Apostelgeschichte
beschreibt ihn als einen „trefflichen Mann, erfüllt vom Heiligen
Geist und voll des Glaubens“ (Apg 11, 23). Auch seine Hochherzigkeit
wird gerühmt. Es wird nämlich von ihm berichtet, dass er einen Acker,
der ihm gehörte, verkaufte und den Erlös den Aposteln für die
Bedürfnisse der Kirche gab (Apg 4, 37).
Barnabas ist wohl vor und
neben Paulus der bedeutendste Missionar der jungen Kirche. Noch vor
Paulus hat er sich der Arbeit unter den Heiden zugewandt.
Als die Jünger Jesu aus
Jerusalem vertrieben wurden, war ein Teil von ihnen nach Antiochien
geflohen. So entstand in der drittgrößten Stadt des römischen Reiches
eine christliche Gemeinde. Sie versteckten ihren Glauben nicht, sondern
bezeugten ihn freimütig. Zahlreiche Heiden zeigten Interesse am
christlichen Glauben. Sie schlossen sich der christlichen Gemeinde an,
die schnell anwuchs. In Antiochien erhielten die Jesus-Gläubigen zum
ersten Mal einen eigenen Namen. Sie wurden nämlich „christianoi“,
das heißt „Christen“, genannt
Barnabas wurde von der
Urgemeinde von Jerusalem nach Antiochien geschickt, um nach dem Rechten
zu sehen.
Er sah in der Bekehrung
der Heiden eine Fügung Gottes und gab den „Christen“ grünes
Licht, in der eingeschlagenen Richtung weiterzumachen und weiterzugehen.
Als Barnabas merkte, dass
es für die Gemeinde- und Missionsarbeit gut wäre, Verstärkung zu haben,
suchte er Paulus in Tarsus auf, um ihn als Helfer und Mitarbeiter zu
gewinnen.
Paulus hatte sich
offensichtlich nach seiner Bekehrung erst noch zurückgehalten und sich
in seine Heimat zurückgezogen.
Es ist Barnabas zu
verdanken, dass Paulus in die verängstigte und dem ehemaligen Verfolger
gegenüber misstrauischer Jerusalemer Gemeinde aufgenommen und von dieser
als Heidenmissionar anerkannt wurde. Man tat sich nämlich zunächst
schwer, den raschen Sinneswandel des bislang extremen Pharisäers und
rasenden Christenhassers Saulus zum „Jünger“ und Kämpfer für das
Evangelium Jesu Christi nachzuvollziehen und für wahr zu halten. – Über
ein Jahr arbeiteten Barnabas und Paulus in Antiochien zusammen.
Barnabas und Paulus
unternahmen zusammen auch die erste größere Missionsreise. Barnabas
wählte seine Heimat Zypern als erstes Missionsfeld und einige Städte im
südlichen Kleinasien, in denen es jüdische Diasporagemeinden gab (vgl.
Apg 13 - 14).
Barnabas nahm auch seinen
Vetter Markus mit. Dieser hielt allerdings nicht durch und begab sich
vorzeitig wieder nach Jerusalem, was ein unliebsames „Nachspiel“ haben
sollte.
Barnabas und Paulus aber
konnten trotz manchen Anfeindungen, Misshandlungen, Kerkerhaft und
Vertreibungen in vielen Städten kleine christliche Gemeinden gründen.
Nach ihrer Rückkehr von
ihrer Missionsreise nach Antiochia kamen Judaisten in diese Stadt. Sie
forderten, die Heidenchristen müssten sich durch Beschneidung in das
Judentum eingliedern lassen (Apg 15, 1 - 6). Das brachte Unruhe,
Spannungen und Konflikte in die jungen und wachsenden Gemeinden.
In diesen großen
Auseinandersetzungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen, standen
Barnabas und Paulus von vornherein auf der Seite der „Progressiven“, die
sich vehement dagegen wehrten, dass den aus dem Heidentum kommenden
Christen die Gesetze der Juden aufgebürdet würden.
Beide, Barnabas und
Paulus, wurden als Vertreter der Gemeinde von Antiochien zum sogenannten
Apostelkonzil nach Jerusalem (um 50) geschickt, wo sie sich dafür
einsetzten, dass den Heiden, die Christen werden wollen, nicht das
mosaische Gesetz auferlegt wird. Und sie hatten Erfolg. Nach eingehenden
Erörterungen und Aussprachen beschloss man, das Christentum vom Brauch
der Beschneidung zu befreien.
Bald nach dem
Apostelkonzil, zu Beginn der zweiten Missionsreise, kam es zu einem
„bitteren Zwist“ zwischen Barnabas und Paulus. Das führte – zumindest
für die nächste Zeit – zu einer Trennung der beiden Missionare (Apg 15,
36 - 41). Die Auseinandersetzung entzündete sich an Markus. Barnabas
wollte seinen Vetter auf die zweite Missionsreise mitnehmen, Paulus
jedoch war strikt dagegen. Er hatte dem jungen Markus noch nicht
verziehen, dass er sie auf der ersten Missionsreise im Stich gelassen
hatte. Es kam zum Bruch. Und so ging jeder für sich auf Missionsreise.
Barnabas reiste mit Markus nach Zypern, um sich dort erneut der
Missionsarbeit zu widmen.
Liebe Mitchristen!
Wir sehen, es kann auch
unter Heiligen zu Meinungsverschiedenheiten, Auseinandersetzungen und
Streitigkeiten kommen. – Ich finde das sehr tröstlich. Es zeigt, dass
Heilige auch Menschen sind wie wir, Menschen mit Ecken und Kanten,
Menschen mit Fehlern und Schwächen.
Heiligkeit besteht nicht
darin, sich niemals zu irren, sich niemals verfehlt, niemals gesündigt
zu haben. Heiligkeit wächst mit der Fähigkeit zur Bekehrung, zur Reue,
mit der Bereitschaft, neu anzufangen und vor allem mit der Fähigkeit zur
Versöhnung und zur Vergebung.
So findet sich Paulus, der
sich Markus gegenüber eher streng und hart verhalten hat, am Ende wieder
mit ihm zusammen.
In dem letzten Brief des
heiligen Paulus an Philemon und im 2. Brief an Timotheus tauchte gerade
Markus als „Mitarbeiter“ auf.
Später soll Barnabas auch
in Griechenland und Rom missioniert haben. Ja, es gibt sogar eine
Tradition, die in Barnabas den Apostel Mailands sieht und in ihm den
ersten Bischof dieser Stadt.
Barnabas soll in der
zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Salamis den Märtyrertod durch
Steinigung erlitten haben.
Dem altkirchlichen
Schriftsteller Tertullian zu Folge war Barnabas der Verfasser des
Hebräerbriefes. Und seit dem 11. Jahrhundert steht sein Name im
römischen Messkanon.
Eines ist klar, darüber
gibt es keinen Zweifel: Barnabas gehört zu den großen Gestalten der
ersten Stunde des jungen Christentums. Er zählt zu den herausragenden
urkirchlichen Verkündern des Evangeliums Jesu Christi. Zusammen mit
Paulus hat er die Weichen für die weltweite Ausbreitung des Christentums
gestellt.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Auch wir sind Apostel,
Gesandte Jesu. Auch wir haben eine Sendung, einen Auftrag. Es ist die
Sendung, weiterzugeben, was wir selbst empfangen haben. Es ist die
Sendung, heute, in unserer Zeit und in unserer Welt die Frohe Botschaft
zu verkünden, Zeugen Christi zu sein in Wort und Tat, vor allem auch
durch unser Leben, durch unser Beispiel. Denn Worte belehren, Beispiele
reißen mit. Und nur Ergriffene ergreifen. |