Exerzitien mit P. Pius

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Das Weinwunder von Kana

(2. Sonntag - Lesejahr C, Joh 2, 1 - 12)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

So tat Jesus sein erstes Zeichen - in Kana in Galiläa

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit

1fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.

2Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

3Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

4Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

5Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

6Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.

7Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.

8Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.

9Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen

10und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.

11So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

 

 

 

Der Abstand zum Weihnachtsfest wird fühlbar größer. Auch liturgisch befinden wir uns bereits seit einer Woche im „grünen“ Jahreskreis. Und doch hat der heutige Sonntag noch einmal Epiphaniecharakter. Noch einmal fällt ein weihnachtlicher Glanz in diese gottesdienstliche Feier.

Wie in Betlehem bei der Huldigung der Sterndeuter und wie am Jordan bei der Taufe Jesu, so scheint auch bei der Hochzeit in Kana Jesu göttliche Herrlichkeit auf. „Er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“

 

Doch zunächst fäll etwas anderes auf und es fasziniert mich:

Jesu öffentliches Wirken beginnt nicht im Tempel und auch nicht in einer Synagoge, sondern im Rahmen eines Festes, bei einer Hochzeit. Und Jesus mittendrin, ebenso Maria, seine Mutter, sowie seine ersten Jünger.

Jesus auf einer Hochzeitsfeier! Und das nicht als Moralprediger, der dem Hochzeitspaar Ermahnungen und gute Ratschläge mit auf dem Weg gibt, sondern als einer der mitfeiert, der sich freut, der es genießt, mit Freunden, Verwandten und anderen Hochzeitsgästen zusammen zu sein. Ich glaube nicht, dass Jesus auf der Hochzeit nur Wasser getrunken hat. Er wird gut mitgefeiert haben – wie später auch bei den Gastmählern, wenn er zusammen mit Zöllner und Sündern isst und trinkt.

Das erste Zeichen, das Jesus setzt, geschieht auf einer Hochzeit. Und die erste Tat, mit er sich in der Öffentlichkeit zeigt, ist ein Weinwunder! Wer hätte das gedacht! Spannend, nicht wahr?!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Hochzeit feiern war zur Zeit Jesu und ist auch heute noch etwas vom Größten und Schönsten, was Menschen feiern. Das lassen sich Paare nach wie vor etwas kosten. Damals zur Zeit Jesu in Palästina konnte eine Hochzeit Tage lang gefeiert werden, ja sie konnte eine ganze Woche lang dauern. Es geschah auch nicht im engsten Familienkreis. Die ganze Verwandtschaft, die ganze Sippe von beiden Seiten, ja die ganze Dorfgemeinschaft war eingeladen und konnte mitfeiern.

 

Im Rahmen eines solchen Festes kommt es zum ersten von sieben Zeichen, die Jesus im Johannesevangelium wirkt: Wasser wird in Wein verwandelt. Das Hochzeitsfest wird gewissermaßen zur Bühne der Offenbarung der Herrlichkeit Jesu.

Das ist kein Zufall. Denn das Hochzeitsmahl gilt in der Bibel als Bild des Reiches Gottes, an dem alle gemeinsam am Tisch sitzen und festlich Mahl halten in Fülle und Überfluss. Und der Wein ist schon im Alten Testament das Zeichen der Freude und der Heilszeit.

 

Doch dann geht der Wein aus. Was für eine Blamage! Hochzeit und kein Wein. Eine Katastrophe! Albtraum jedes Gastgebers. Da hat sich „der für das Festmahl Verantwortliche“, der „Speisemeister“ hieß eine frühere Übersetzung, heute würden wir sagen der Wedding-Planer, ganz schön verrechnet. Da sind wohl mehr gekommen als angenommen und es wurde mehr getrunken als gedacht. Kein Wein mehr. Wie peinlich! Das Fest droht zu platzen.

 

Und wer bemerkt den Notstand? Maria. Sie erkennt den Ernst der Lage. Sie sieht, wo‘s fehlt. Maria ist aufmerksam und besorgt. Nicht nur das. Sie kümmert sich auch. Sie wird aktiv. Sie agiert und interveniert. Sie weiß, wohin sie mit ihrem Anliegen gehen muss. Sie vertraut Jesus. Sie nimmt ihm auch seine schroffe Antwort nicht übel. Sie zieht sich nicht pikiert zurück, sie fühlt sich nicht beleidigt, geschweige denn, dass sie kontert, grollt oder nachträgt. Maria scheint zu wissen oder zumindest intuitiv zu ahnen, dass dieser ihr Sohn mehr als nur ihr Sohn ist. Und sie glaubt an ihn. Sie traut ihm das Wunder zu.

So bleibt sie dran. Sie gibt den entscheidenden Anstoß. Zu den Dienern sagt sie: „Was er euch sagt, das tut!“ Maria bringt das Wunder gleichsam in Gang.

Dann überlässt sie Jesus das Feld. Und das Unglaubliche geschieht: Das Wasser in den sechs steinernen 100 Liter-Krügen wird zu vorzüglichem Wein. Das Fest ist gerettet und dem Hochzeitspaar die Blamage erspart.

 

Mir fallen einige Dingen auf, Besonderheiten, teils verblüffend, teils seltsam:

Erstens: Jesus und Maria und die Jünger bei einem Fest. Sollte man nicht meinen, sie hätten Dringenderes und Wichtigeres zu tun?

Zweitens: Jesus geizt nicht. 600 Liter! Wenn er schenkt, schenkt er in Überfülle. Später wird er sagen: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10, 10)

Drittens: Der gewandelte Wein war kein billiger Tafelwein. Es war bester Qualitätswein, ein Spitzenwein, kein Vergleich zu dem, was das Hochzeitspaar bisher seinen Gästen vorzusetzen hatte.

Viertens: Sonderbar wie Jesus sich seiner Mutter gegenüber verhält! Recht reserviert, sehr distanziert. Es ist als wolle er ihr klar machen, dass er nicht mehr ihr, sondern einer anderen Macht untersteht. Schon als Zwölfjähriger fragt er: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ Jesus weiß sich allein seinem Vater im Himmel verpflichtet.

Fünftens: Maria lässt stehen, was Jesus sagt. Bei allem Schmerz des Loslassens ist sie offen für das, was ER will und was ER sagt. Und sie animiert und fordert auch die Diener zur Offenheit und Bereitschaft auf: „Was er euch sagt, das tut!“

Sechstens: „Was er euch sagt, das tut!“ – Es ist das letzte Wort, das die Evangelien von Maria überliefern. Für mich ist es wie ein Vermächtnis, wie ein Testament. Tun, was er sagt. Das klingt so einfach. Und ist doch eine täglich neue und lebenslange Aufgabe.

Siebtens: Noch einmal Maria. Schon bei der Hochzeit zu Kana zeigt sich ihre besondere Stellung im Heilsplan Gottes. Schon hier zeigt sich Maria als Mittlerin und Fürsprecherin. Schon hier ist Maria Bild der fürbittenden und sorgenden Kirche.

 

Ich frage mich: Sollte sie, die in ihrem irdischen Leben Mangel wahrgenommen, Not gesehen, fürbittend eingetreten ist, Hilfe erhofft und verschafft hat, sollte sie – nun im Himmel – nicht für die Menschen da sein in ihren Nöten und Sorgen? Jetzt kann sie es doch erst recht. Jetzt kann sie doch noch viel mehr und umfassender wahrnehmen, wo‘s fehlt, besorgt sein um unser Heil und in Nöten und Gefahren auf Rettung und Hilfe sinnen.

Mich wundert es nicht, dass Maria schon von frühester Zeit an als Mittlerin und Fürsprecherin von der Kirche angerufen wurde. Das älteste erhaltene Gebet zu Maria – es stammt aus dem 4. Jahrhundert – lautet: „Unter den Schutz deiner vielfachen Barmherzigkeit fliehen wir, Gottesgebärerin. Verachte nicht unsere Bitten in unseren Nöten, rette uns vielmehr aus allen Gefahren, du allein Gesegnete.“ Wir kennen das Gebet bis heute und wollen es nun zum Schluss miteinander beten: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir…" (GL. 5, 7).

 

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