Erste Lesung
Naaman kehrte zum Gottesmann
zurück und bekannte sich zum Herrn
Lesung
aus dem zweiten Buch der Könige
In jenen Tagen
14ging Náaman,
der Syrer, zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann
Elíscha befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes und
er war rein von seinem Aussatz.
15Nun kehrte er
mit seinem ganzen Gefolge zum Gottesmann zurück, trat vor ihn hin und sagte:
Jetzt weiß ich, dass es nirgends auf der Erde einen Gott gibt außer in Israel.
So nimm jetzt von deinem Knecht ein Dankgeschenk an!
16Elíscha
antwortete: So wahr der Herr lebt, in dessen Dienst ich stehe: Ich nehme nichts
an. Auch als Náaman ihn dringend bat, es zu nehmen, lehnte er ab.
17Darauf sagte
Náaman: Wenn es also nicht sein kann, dann gebe man deinem Knecht so viel Erde,
wie zwei Maultiere tragen können; denn dein Knecht wird keinem andern Gott mehr
Brand- und Schlachtopfer darbringen als dem Herrn allein.
Evangelium
Ist keiner umgekehrt, um Gott
zu ehren, außer diesem Fremden?
+
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
11Es
geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien
und Galiläa.
12Als
er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie
blieben in der Ferne stehen
13und
riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
14Als
er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah:
Während sie hingingen, wurden sie rein.
15Einer
von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit
lauter Stimme.
16Er
warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war
ein Samaríter.
17Da
sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?
18Ist
denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?
19Und
er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.
Zwei Heilungsgeschichten
haben wir gehört, eine in der ersten Lesung, die andere soeben im Evangelium.
Geographisch, zeitlich und kulturell liegen die beiden Geschichten weit
auseinander. Und doch sind sie durch ein starkes Band verbunden, nämlich das
Wunder der Heilung und vor allem durch die Antwort darauf, eine Antwort des
Herzens, nämlich Dankbarkeit.
In der ersten Lesung ist es
Naaman, ein syrischer Feldherr, der an Aussatz erkrankt ist. Ein mächtiger
Mann, aber machtlos gegenüber seiner Krankheit. Erst auf Rat eines
israelitischen Mädchens und durch den Propheten Elischa wird er geheilt. Nicht
durch große Gesten – wie erwartet -, sondern durch das demütige, siebenmalige
Eintauchen in den Jordan.
Und was tut Naaman? Er kehrt
zurück, um zu danken. Er erkennt aber: Nicht der Prophet Elischa hat ihn vom
Aussatz befreit, nicht er ist der eigentliche Heiler, sondern der Gott Israels.
Naaman wird ein Jahwe-Gläubiger. ER nimmt sogar Erde mit, um künftig auf
„heiligem Boden“ beten und den Gott Israels verehren zu können. Seine Heilung
führt ihn zur Dankbarkeit und darüber hinaus zum Glauben und zur Anbetung.
Im Evangelium sind es zehn
Aussätzige, die Jesus um Hilfe anflehen, um Erbarmen bitten. Auch sie werden
geheilt – alle zehn. Doch nur einer kehrt zurück, um zu danken und Gott die Ehre
zu geben. Nur an ihm ist das Wunder ganz und vollständig geschehen. Und dieser
eine ist ein Samariter, ein Andersgläubiger, ein Fremder, ein Außenseiter,
einer, der aus jüdischer Sicht als unrein galt. Jesus fragt: „Wo sind die
übrigen neun?“ Nun, diese waren bestimmt auch heilfroh und überglücklich,
gesund zu sein. Endlich wieder dazu zu gehören, endlich wieder gemeinschafts-
und gesellschaftsfähig sein, endlich den Ehepartner wieder umarmen können und
die Kinder herzen und drücken. Vielleicht haben sie innerlich sogar „Gott sei
Dank“ gesagt, als sie merkten, dass der Aussatz verschwunden war. Wahrscheinlich
sind sie auch noch zu den Priestern gegangen, wie Jesus es ihnen geboten hatte.
Es war ihnen gewiss daran gelegen, ihre Heilung bestätigen zu lassen. Aber dann
haben sie keine Zeit. Sie haben Nachholbedarf, Ansprüche an das Leben. Den aber,
der ihnen das wirkliche Leben geben könnte, an den denken sie nicht mehr. Jesus
scheinen sie schon vergessen zu haben.
Was verbindet diese beiden
Geschichten? Es ist nicht nur die Heilung, sondern die Reaktion darauf:
Dankbarkeit. Dankbarkeit nicht nur als ein höflicher Akt, sondern als eine
geistliche Haltung. Dankbarkeit als Ausdruck der Beziehung zu Gott. Die Heilung
Naamans und die des Samariters ist nicht nur körperlich, sondern auch geistlich.
Beide wurden nicht nur von einer Krankheit befreit, sondern in eine neue
Beziehung zu Gott hineingerufen.
Die anderen neun im Evangelium
sind auch gesund, ja – aber sie verpassen das eigentliche Wunder: die Begegnung
mit dem Heiland. Sie nehmen das Geschenk, aber vergessen den Geber. – Zu dem
einen, der zurückkehrt, sagt Jesus: „Dein Glaube hat dich gerettet“. Ihm
ist nicht nur geholfen, er ist nicht nur gesund, sondern er erfährt wahrhaft
Rettung! Er ist wirklich heil, von Grund auf heil. – Was der Engel den Hirten
von Betlehem verkündet: „heute ist euch der Retter geboren“ – an diesem
Mann ist es geschehen. Jesus ist für ihn zum Heiland, zum Retter geworden.
Liebe Schwestern und Brüder!
Was bedeutet das für uns heute?
Nun, wir leben in einer Welt, in
der vieles selbstverständlich erscheint: Gesundheit, Wohlstand, Sicherheit, aber
auch Freundschaft, Vertrauen, Treue, ein neuer Anfang und vieles mehr. Oft
nehmen wir all das und vieles andere als gegeben hin. Halten wir aber auch inne,
um zu danken? Kehren wir um wie Naaman und der Samariter? Oder gehen wir achtlos
und gedankenlos weiter, als wäre nichts geschehen?
Die Frage ist: Sehen wir
hinter den Gaben auch den Geber? Erkennen wir hinter dem Guten den Ursprung von
allem Guten? Erkennen wir auch in den Ereignissen unseres Lebens, aber auch in
den kleinen Dingen des Alltags, das Wirken Gottes, seine Fügung und seine
Führung?
Dankbarkeit ist nicht nur eine
höfliche Geste. Sie ist eine geistliche Haltung, die uns verwandelt. Sie öffnet
unser Herz für die Gegenwart Gottes. Sie macht uns empfänglich für seine Liebe
und führt uns – wie Naaman und den Samariter – in eine tiefere Beziehung zu ihm.
Liebe Schwestern und Brüder!
Lassen wir uns heute von Naaman
und dem dankbaren Samariter inspirieren, nicht nur zu bitten, sondern auch zu
danken. Schauen wir nicht nur auf das, was fehlt, sondern auf das, was geschenkt
ist. Und kehren wir immer wieder zurück zu Gott, mit einem dankbaren Herzen!
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