In den
verschiedenen Bibelausgaben steht gewöhnlich über dem heutigen
Evangelium: „Heilung des Dieners eines heidnischen Hauptmannes“.
Nicht verkehrt, aber auch nicht gut!
Denn das
zentrale Thema dieses Evangelium ist gar nicht die Heilung.
Im
Mittelpunkt steht vielmehr das überaus große Vertrauen des Hauptmannes.
Jesus
muss gar nicht selber kommen und seinen Diener berühren.
Er muss
ihn nicht einmal sehen, sagt sich der Hauptmann. Ein Wort von ihm
genügt.
„Sprich nur ein Wort und mein Diener wird gesund!“
Jesu
Reaktion ist Staunen und Bewunderung:
„Einen solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.“
Jesus ist
erstaunt über den Glauben eines Heiden!
Es gibt
kaum ein Wort des Evangeliums, das so oft im Gottesdienst gesprochen und
wiederholt wird, wie das Wort, mit dem der Hauptmann einerseits voll
Demut seine Unwürdigkeit gegenüber Jesus zum Ausdruck bringt und
andererseits im selben Atemzug sein Vertrauen bekennt, seinen Glauben an
die heilende und rettende Macht Jesu.
Die Worte
des heidnischen Hauptmanns sind uns sehr vertraut.
Wir
sprechen sie – leicht abgewandelt – in jeder heiligen Messe direkt vor dem
Kommunionempfang. Wir machen seine Worte zu unseren Worten.
Es gibt
allerdings auch einige Unterschiede. Anders als der Hauptmann, der erst
eine jüdische Gesandtschaft schickt und dann seine Freunde, machen wir
uns selbst auf den Weg zum Gottesdienst, wo wir Gottes Wort hören, Gott
loben und preisen und wo er im Mahl der Liebe zu uns kommt und sich
selbst uns schenkt im Zeichen des Brotes.
Und noch
etwas ist anders. Im Evangelium heilt Jesus aus der Ferne. Er begegnet
weder dem Hauptmann noch bekommt er seinen kranken Diener zu Gesicht.
Wenn wir
die heilige Kommunion empfangen, den Leib Christi, dann kommt Jesus uns
näher als wir uns selbst kommen können. Er macht sich ganz klein. Er
kehrt bei uns ein. Er geht uns sozusagen in Fleisch und Blut über.
Da gilt
wirklich: Du in mir und ich in Dir.
Welche
Freude, welche Kraft geht da von ihm aus!
Und wie
viel Licht, wie viel Heil, wie viel Gnade und Segen!
Wie reich
sind wir beschenkt! Vergessen wir das nicht oft?
Sollten
wir uns nicht um einen wirklich ehrfurchtsvollen und andächtigen Empfang
der hl. Kommunion bemühen?
Manchmal
habe ich den Eindruck, der Kommunionempfang geschieht so oberflächlich
und beiläufig wie wir auch oft gedankenlos Weihwasser nehmen, die
Kniebeuge machen oder das Kreuzzeichen.
Es ist
erfreulich, dass der Kommunionempfang in den letzten Jahrzehnten
zugenommen hat. Aber besteht nicht die Gefahr, dass er nun für viele „allzu selbstverständlich“ ist?
Mir und
vielen Seelsorgern, aber auch anderen Mitfeiernden der heiligen Messe
wird es manchmal unbehaglich zu sehen, wie bei Trauungen oder bei
Beerdigungen die „Besucher“ unisono zur Kommunionbank gehen, obwohl sie
vorher monatelang, vielleicht sogar jahrelang keinen Gottesdienst mehr
mitgefeiert, geschweige denn das Bußsakrament empfangen haben.
„Herr, ich bin nicht würdig!“
Es ist
wahr: Vor Gott sind wir alle fehlbar, schuldig, unwürdig.
Wir
brauchen nicht nach links und rechts schauen.
Wir
brauchen nicht vergleichen und urteilen.
Wir
müssen immer wider an unsere eigene Brust klopfen, um Reinigung und
Heilung und um Stärkung unseres schwachen Glaubens bitten.
Und doch
ist auch zu große Angst vor der heiligen Kommunion fehl am Platz. Wir
dürfen uns trauen zu kommen.
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“,
ruft Jesus einmal aus, „ich will euch erquicken“.
Er lädt
uns ein, bei ihm zu sein. Und er will bei uns sein.
Er will
eins werden mit uns. Er will uns stärken und beleben.
Er will
uns durch seine Nähe und Gegenwart Licht und Leben, Heil und Hoffnung
schenken.
„Aber
sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
Der
heidnische Hauptmann hatte keine Ahnung von Liturgie.
Er wusste
nichts von Eucharistie und den anderen Sakramenten.
Er kannte
unser Credo nicht. Er war ein Heide. Aber er war ein Mensch voll Güte,
voll Freundlichkeit, voll Erbarmen.
Und er
hatte, mehr als viele Christen, die große Haltung der Ehrfurcht, der
Demut und ein ganz großes, ich möchte sagen, ein unbändiges
Gottvertrauen.
Auf Jesus
hat dieser Hauptmann großen Eindruck gemacht.
Jedenfalls hat Jesus diesen heidnischen Hauptmann den Juden und seinen
eigenen Jüngern als Vorbild hingestellt.
Sein
Beispiel hat nichts von seiner Strahlkraft verloren.
Dieser
Mann kann uns auch heute noch ein Vorbild sein.