EVANGELIUM
So tat Jesus sein erstes Zeichen - in Kana in Galiläa
+Aus
dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit
1 fand
in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.
2 Auch
Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
3 Als
der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
4 Jesus
erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht
gekommen.
5 Seine
Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
6 Es
standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der
Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
7 Jesus
sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum
Rand.
8 Er
sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl
verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.
9 Dieser
kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein
kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er
den Bräutigam rufen
10 und
sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu
viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt
aufbewahrt.
11 So
tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine
Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
„Sie
haben keinen Wein mehr“ sagt Maria zu Jesus bei der
Hochzeit zu Kana. – Hochzeit und kein Wein! Das Bild
eines leeren, ausgetrockneten Lebens. Wer von uns kennt
das nicht? Keine Kraft mehr, keine Energie, kein
Schwung. Keine Phantasie und keinen Humor. Wir fühlen
uns leer, erschöpft, ausgebrannt.
Auch im geistlichen Leben
können die Krüge leer sein: Trockenheit, Lustlosigkeit, Müdigkeit. Das
Gebet ist nur noch Pflicht, Pensum, Routine. Und Gott ist so weit weg.
Wenn die Krüge unseres Lebens leer sind, wenn unsere Möglichkeiten
ausgeschöpft sind, was tun?
Liebe Schwestern und
Brüder!
Im Evangelium wird
ausdrücklich erwähnt, dass die Mutter Jesu bei der Hochzeit zu Kana
dabei war. Und sie scheint sehr aufmerksam gewesen zu sein. Sie bemerkt
offensichtlich als erste den Mangel. Sie sieht und weiß, wo es fehlt.
Sie kennt die Not der Menschen und nimmt Anteil. Sie interveniert. Sie
wendet sich an ihren Sohn und macht ihn auf die prekäre Situation
aufmerksam. „Sie haben keinen Wein mehr.“
Maria ist nicht nur spürig,
fühlig, aufmerksam. Sie nimmt nicht nur die Not und Verlegenheit wahr.
Sie sinnt auch auf Hilfe. Sie wird aktiv. Sie ergreift die Initiative.
Sie traut sich, auszusprechen und hinzuweisen auf den Mangel, aufmerksam
zu machen auf das, was fehlt.
Jesus erwidert: „Was
willst du von mir Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Jesus
verhält sich zunächst seltsam reserviert gegenüber seiner Mutter. Er
distanziert sich von ihr. Es ist, als wolle er ihr klar machen, dass er
nicht mehr ihr, sondern einer anderen Macht untersteht.
Später wird Jesus einmal
fragen: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ Ihm
geht es nicht um die leibliche Verwandtschaft. Ihm geht es um das Reich
Gottes.
Schon als Zwölfjähriger
fragt er: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines
Vaters ist?“ Jesus weiß sich allein seinem Vater im Himmel
verpflichtet.
Interessant und
bemerkenswert ist, dass sich Maria angesichts der Reaktion ihres Sohnes
nicht pikiert in den Schmollwinkel zurückzieht. Sie fühlt sich
anscheinend nicht gekränkt. Sie ist nicht eingeschnappt. Sie denkt
nicht: „Rutscht mir doch alle den Buckel runter. Macht, was ihr
wollt.“
Trotz der schroff und
abweisend wirkenden Antwort Jesu spielt sie nicht die Beleidigte,
geschweige denn dass sie kontert, grollt oder nachträgt. Die Mutter
scheint zu wissen oder zumindest intuitiv zu ahnen, dass dieser ihr Sohn
mehr als nur ihr Sohn ist.
Und so lässt Maria stehen,
was Jesus sagt. Sie reagiert nicht unmittelbar. Aber sie bleibt dran.
Sie ist weiter aktiv und initiativ. Selbstbewusst tritt sie den Dienern
gegenüber auf und weist sie an, zu tun, was Jesus ihnen sagt.
Bei allem Schmerz des
Loslassens ist sie offen für das, was ER will und was ER sagt. Und sie
animiert und fordert auch die Diener zur Offenheit und Bereitschaft auf:
„Was er euch sagt, das tut!“
Liebe Schwestern und
Brüder!
Es ist das letzte Wort,
das Maria im Evangelium spricht. Es ist wie ein Vermächtnis. „Was er
euch sagt, das tut!“ Maria will gar nicht selbst bestimmen und im
Mittelpunkt stehen. Es geht ihr gar nicht um sich. Sie weist hin auf
IHN, auf ihren Sohn. Auf IHN schaut, auf IHN hört, an IHN glaubt.
„Was er euch sagt, das tut!“
Maria hofft und vertraut
und fordert auf zum Vertrauen.
„Was er euch sagt, das
tut!“
Liebe Schwestern und
Brüder!
Maria spielt eine
bedeutende Rolle bei der Hochzeit von Kana. Sie hat tätig Anteil an Jesu
Offenbarung seiner Herrlichkeit. Sie ist es, die ihn ins Spiel bringt.
Sie gibt den Anstoß für sein Wirken. Sie bringt sozusagen das Wunder in
Gang. Durch sie tut Jesus sein erstes Zeichen. Und seine Jünger glauben
an ihn.
All das zeigt: Maria, die
Mutter Jesu, ist mitbeteiligt, mit hinein genommen in das geheimnisvolle
Werk der Erlösung und des Heiles.
Nun, liebe Mitchristen,
sollte sie, die in ihrem irdischen Leben Mangel wahrgenommen, Not
gesehen, fürbittend eingetreten ist und auf Hilfe verschafft hat, sollte
sie nun im Himmel nicht für die Menschen da sein in ihren Nöten und
Sorgen? Jetzt kann sie es doch erst recht und viel mehr und umfassender,
wahrnehmen, wo es fehlt, besorgt sein um unser Heil und auf Rettung und
Hilfe sinnen.
Uns aber weist sie an, zu
tun, was Jesus, ihr Sohn, uns sagt. Hören auf SEIN Wort, befolgen SEINES
Wortes, leben nach SEINER Weisung, leben nach dem Evangelium.
Wer das Wort Gottes hört
und danach handelt, der gehört, so sagt es Jesus selber einmal, zu
seiner Familie, der ist für ihn „Bruder, Schwester und Mutter“. |