„Sie haben keinen Wein mehr“
sagt Maria zu Jesus bei der Hochzeit zu Kana. – Hochzeit und kein Wein!
Das Bild eines leeren, ausgetrockneten Lebens. Wer von uns kennt das
nicht? Keine Kraft mehr, keine Energie, kein Schwung. Keine Phantasie
und keinen Humor. Wir fühlen uns leer, erschöpft, ausgebrannt.
Auch im geistlichen Leben können die Krüge leer sein: Trockenheit,
Lustlosigkeit, Müdigkeit. Das Gebet ist nur noch Pflicht, Pensum,
Routine. Und Gott ist so weit weg. Wenn die Krüge unseres Lebens leer
sind, wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, was tun?
Liebe Schwestern und Brüder!
Im Evangelium wird ausdrücklich erwähnt, dass die Mutter Jesu bei der
Hochzeit zu Kana dabei war. Und sie scheint sehr aufmerksam gewesen zu
sein. Sie bemerkt offensichtlich als erste den Mangel. Sie sieht und
weiß, wo es fehlt. Sie kennt die Not der Menschen und nimmt Anteil. Sie
interveniert. Sie wendet sich an ihren Sohn und macht ihn auf die
prekäre Situation aufmerksam. „Sie haben keinen Wein mehr.“
Maria ist nicht nur spürig, fühlig, aufmerksam. Sie nimmt nicht nur die
Not und Verlegenheit wahr. Sie sinnt auch auf Hilfe. Sie wird aktiv. Sie
ergreift die Initiative. Sie traut sich, auszusprechen und hinzuweisen
auf den Mangel, aufmerksam zu machen auf das, was fehlt.
Jesus erwidert: „Was willst du von mir Frau? Meine Stunde ist noch
nicht gekommen.“ Jesus verhält sich zunächst seltsam reserviert
gegenüber seiner Mutter. Er distanziert sich von ihr. Es ist, als wolle
er ihr klar machen, dass er nicht mehr ihr, sondern einer anderen Macht
untersteht.
Später wird Jesus einmal fragen: „Wer ist meine Mutter und wer sind
meine Brüder?“ Ihm geht es nicht um die leibliche Verwandtschaft.
Ihm geht es um das Reich Gottes.
Schon als Zwölfjähriger fragt er: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem
sein muss, was meines Vaters ist?“ Jesus weiß sich allein seinem
Vater im Himmel verpflichtet.
Interessant und bemerkenswert ist, dass sich Maria angesichts der
Reaktion ihres Sohnes nicht pikiert in den Schmollwinkel zurückzieht.
Sie fühlt sich anscheinend nicht gekränkt. Sie ist nicht eingeschnappt.
Sie denkt nicht: „Rutscht mir doch alle den Buckel runter. Macht, was
ihr wollt.“
Trotz der schroff und abweisend wirkenden Antwort Jesu spielt sie nicht
die Beleidigte, geschweige denn dass sie kontert, grollt oder nachträgt.
Die Mutter scheint zu wissen oder zumindest intuitiv zu ahnen, dass
dieser ihr Sohn mehr als nur ihr Sohn ist.
Und so lässt Maria stehen, was Jesus sagt. Sie reagiert nicht
unmittelbar. Aber sie bleibt dran. Sie ist weiter aktiv und initiativ.
Selbstbewusst tritt sie den Dienern gegenüber auf und weist sie an, zu
tun, was Jesus ihnen sagt.
Bei allem Schmerz des Loslassens ist sie offen für das, was ER will und
was ER sagt. Und sie animiert und fordert auch die Diener zur Offenheit
und Bereitschaft auf: „Was er euch sagt, das tut!“
Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist das letzte Wort, das Maria im Evangelium spricht. Es ist wie ein
Vermächtnis. „Was er euch sagt, das tut!“ Maria will gar nicht
selbst bestimmen und im Mittelpunkt stehen. Es geht ihr gar nicht um
sich. Sie weist hin auf IHN, auf ihren Sohn. Auf IHN schaut, auf IHN
hört, an IHN glaubt. „Was er euch sagt, das tut!“
Maria hofft und vertraut und fordert auf zum Vertrauen.
„Was er euch sagt, das tut!“
Liebe Schwestern und Brüder!
Maria spielt eine
bedeutende Rolle bei der Hochzeit von Kana. Sie hat tätig Anteil an Jesu
Offenbarung seiner Herrlichkeit. Sie ist es, die ihn ins Spiel bringt.
Sie gibt den Anstoß für sein Wirken. Sie bringt sozusagen das Wunder in
Gang. Durch sie tut Jesus sein erstes Zeichen. Und seine Jünger glauben
an ihn.
All das zeigt: Maria,
die Mutter Jesu, ist mitbeteiligt, mit hinein genommen in das
geheimnisvolle Werk der Erlösung und des Heiles.
Nun, liebe
Mitchristen, sollte sie, die in ihrem irdischen Leben Mangel
wahrgenommen, Not gesehen, fürbittend eingetreten ist und auf Hilfe
verschafft hat, sollte sie nun im Himmel nicht für die Menschen da sein
in ihren Nöten und Sorgen? Jetzt kann sie es doch erst recht und viel
mehr und umfassender, wahrnehmen, wo es fehlt, besorgt sein um unser
Heil und auf Rettung und Hilfe sinnen.
Uns aber weist sie
an, zu tun, was Jesus, ihr Sohn, uns sagt. Hören auf SEIN Wort, befolgen
SEINES Wortes, leben nach SEINER Weisung, leben nach dem Evangelium.
Wer das Wort Gottes
hört und danach handelt, der gehört, so sagt es Jesus selber einmal, zu
seiner Familie, der ist für ihn „Bruder, Schwester und Mutter“.