Exerzitien mit P. Pius

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Fürbittendes Gebet

17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Gem 18, 20 - 32; Lk 11, 1 - 13

 

Erste Lesung

Herr, zürne doch nicht, wenn ich mit dir rede

Lesung

aus dem Buch Génesis

In jenen Tagen

20sprach der Herr zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomórra, ja, das ist angeschwollen und ihre Sünde, ja, die ist schwer.

21Ich will hinabsteigen und sehen, ob ihr verderbliches Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist, oder nicht. Ich will es wissen.

22Die Männer wandten sich ab von dort und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn.

23Abraham trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?

24Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte?

25Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?

26Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.

27Abraham antwortete und sprach: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.

28Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde.

29Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.

30Da sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde.

31Darauf sagte er: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie nicht vernichten um der zwanzig willen.

32Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Er sprach: Ich werde sie nicht vernichten um der zehn willen.

 

 

Evangelium

Bittet und es wird euch gegeben

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

1Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!

2Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.

3Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen!

4Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung!

5Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote;

6denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!

7wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?

8Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.

9Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.

10Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.

11Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange

12oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?

13Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

 

waren Sie schon mal auf einem orientalischen Bazar? Dort wo keine Preisschilder an den Waren stehen, sondern wo man handeln und feilschen muss? Da kann es Ihnen passieren, dass Sie ohne Ware weggeschickt werden, wenn Sie gleich das Geld für den Preis auf den Tisch legen, den der Verkäufer Ihnen genannt hat – denn nicht zu handeln, das heißt: Ich habe kein Interesse an Dir; Du bist für mich kein Partner. Ich erwarte kein Entgegenkommen von dir - und das ist schon eine Beleidigung.

 

Wir haben in der Lesung gehört, dass Abraham so mit Gott feilscht und handelt. Die 50 Gerechten, die notwendig sind, um die Stadt zu retten, handelt er auf 10 herunter. Ja, Abraham tritt mutig ein für die Menschen in dieser Stadt. Fürbittendes Gebet ist das sozusagen.

 

Spannend, dass uns das Buch Genesis uns eine solche Art des Betens schildert.

 

Damit will das Buch uns wohl sagen: Gott und Mensch sind Partner, wenn es um die Dinge des Lebens geht. Da ist der Mensch diesem Gott nicht hilflos ausgeliefert, sondern er kann mit ihm verhandeln; der Mensch darf Gott sagen, was er von ihm erwartet. Und Gott kommt uns bestimmt entgegen.

 

Und so lehrt uns dieses Buch, dass das Beten im Grunde das Gespräch mit einem Freund ist. Hier geht es nicht um schöne Worte, die ich mir ausdenke, sondern um das, was mir wichtig ist.

 

Es geht nicht um Reimverse und nicht um „Gedichtchen“, die ich vor Gott aufsagen müsste, wenn ich bete – und je mehr, umso besser.

 

Nein, diesen Gott interessieren vermutlich auch keine Gedichte, sondern den interessiert das, was mir auf dem Herzen brennt, worunter ich leide – und das ich ihm dann auch hinhalten und vortragen kann wie einem guten Freund – wie einem Menschen, von dem ich dann auch etwas erwarte: nämlich Hilfe, Trost und Unterstützung.

 

Vielleicht werden Sie sagen: Das ist alles schön und gut – aber es funktioniert nicht immer. Wie oft habe ich schon um etwas gebetet, wie oft schon Gott mein Herz hingehalten – und es hat nichts genützt, manchmal ist eher sogar das Gegenteil von dem gekommen, um was ich gebetet habe.... Eine Erfahrung, die wir sicher alle schon oft genug gemacht haben.

 

Was war da los? Haben wir dann doch nicht richtig gebetet? Nicht lange genug? Oder hat Gott nicht hingehört?

 

Nun, vielleicht haben wir ja einfach nicht um „das Rechte“ gebetet. Vielleicht war das, was ich da von Gott wollte, einfach nur sehr egoistisch -- wo jeder gute ehrliche Freund und jede gute ehrliche Freundin uns vielleicht auch gesagt hätte: Nein, da mache ich nicht mit. Was du da willst, das ist nämlich nicht in Ordnung. Da denkst du nur an dich.

 

Oder wo sie auch einem Freund gesagt hätten: Was du da willst, das kannst Du eigentlich ganz gut selbst tun; da musst du mich nicht drum bitten.

 

Und wo Sie vielleicht auch irgendwann mal gesagt hätten: Versuch doch nicht dauernd deine Umwelt und deine Mitmenschen zu ändern, sondern ändere dich doch mal selbst, damit du hinein passt in diese Welt. Und damit die anderen nicht immer für Dich da sein müssen, sondern damit Du auch mal für andere da sein kannst.

 

Denn Gott ist für alle da, aber doch nicht für alles.

 

Von Dietrich Bonhoeffer stammt das treffende Wort „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber er erfüllt seine Verheißungen“. Und Gottes Verheißungen sind wohl größer als unsere Vorstellungen; sie sind weiter als unser Herz und –Gott sei Dank- viel heilbringender als unsere Gedanken und unsere Gebete es oft sind.

 

Deshalb lauten wohl auch die zentralen Worte in jenem Gebet, dass Jesus seine Jünger lehrt: Vater, Dein Reich komme – und Dein Wille geschehe.

 

Und das will sagen: Es geht zwar um unsere Wünsche, um das, was wir uns ersehnen und erbitten, aber wir sollen es Gott so anvertrauen, dass er es auch erfüllen kann, dass es auch Seinem Willen entspricht, seiner Liebe zu den Menschen, seiner Liebe zu dieser Welt.

 

Und die wird sich sicher hin und wieder sehr unterscheiden von unserer Sicht der Dinge – denn er ist großmütig und barmherzig – und unendlich geduldig – geduldiger und barmherziger als wir.

 

Vater, Dein Reich komme, so betet Jesus – und das heißt wohl: Nicht unsere kleine enge Welt, in der wir so oft meinen, wir seien der Mittelpunkt, ist die Erfüllung, sondern sein Reich, das Gottes Reich mit all seiner Weite und Größe.

 

Dein Wille geschehe, lehrt Jesus – und nicht unser Wille, denn der ist oft so kurzsichtig und kleinkariert, dass man sich vielleicht schon eine Stunde nach unserem Gebet schämen muss wegen der Dinge, die wir da von Gott gewollt haben.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

 

diese beiden Lesungen von heute sind eine Einladung zum Lernen. Die Einladung, noch einmal in die Schule zu gehen, in die Gebetsschule zu gehen - bei Abraham und Jesus.

 

Von Abraham das mutige Eintreten für andere zu lernen – das fürbittende Gebet, und von Jesus zu lernen, um das Rechte zu beten, so zu beten, dass Gott es auch erfüllen kann: damit in dem, was wir wollen, auch wirklich Sein Reich kommen – und Sein Wille geschehen kann.

 

Aber lernen wir auch, dass wir – selbst im Gebet – von den anderen nicht mehr erwarten dürfen, als wir selbst zu tun bereit sind. Denn in jedem Vaterunser geben wir ja selbst den Maßstab an, nach dem Gott an uns handeln soll:

 

So wie auch wir handeln – und so wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

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