Die
Speisung der Fünftausend (Evangelium vom letzten Sonntag) hat die
Menschen tief beeindruckt. Sie wollen Jesus zum König machen.
Er aber
zieht sich zurück. Er will nicht ihr Brot-König sein.
Doch die
Leute bleiben Jesus auf der Spur. Sie suchen ihn und finden ihn
schließlich am anderen Ufer in Kafarnaum.
Hier
spricht Jesus zu den Menschen in der Synagoge.
Es
handelt sich um die Rede vom Brot des Lebens (Joh 6), die uns auch an
den nächsten Sonntagen weiter zu Gehör gebracht wird.
Die
Menschen haben noch nicht genug vom Wunder der Brotvermehrung. Sie
erwarten mehr. Sie hoffen auf Wiederholung und Fortsetzung. Brot für
immer. Sie sehen in Jesus einen Wundertäter und wünschen sich eine Art
Schlaraffenland.
Jemanden
zu haben, der Konsumgüter im Überfluss bereitstellt, der das leibliche
Wohlbefinden sichert, von jeder Krankheit und allen Übeln befreit, das
wär’s, das hat etwas total Faszinierendes.
Jesus
weiß, dass die Menschen ihn vor allem deshalb suchen, weil sie ein
Wunder erlebt haben und noch andere erhoffen.
Frank und frei sagt er ihnen ins Gesicht:
„Ihr
sucht mich weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden
seid.“
Jesus
weiß aber auch, dass Sattsein allein noch nicht glücklich macht.
Man kann
sich jeden Tag satt essen und doch an Hunger leiden.
Da, wo
außen alles da ist, bleibt noch ein innerer Hunger.
Hunger
ist immer zugleich Hunger nach Zuwendung und Liebe, auch danach
Anerkennung und Verständnis zu finden, ein gutes Wort, ein Lächeln.
Menschen
hungern nach dem „Ja des Seindürfens“ (Martin Buber), sie hungern
nach Geborgenheit, nach Sinn und Ziel, nach Glück und Gelingen. Menschen
hungern danach, in Frieden leben zu können.
Liebe
Mitchristen!
Wir
Menschen sind Wesen der Sehnsucht und machen die schmerzliche Erfahrung,
dass uns nichts in der Welt letztlich ganz und dauerhaft erfüllt. Keine
Mahlzeit sättigt uns für immer, kein irdisches Glück genügt uns, kein
Angebot der Welt erfüllt uns ganz.
Tucholsky bringt es auf den Punkt, wenn er sagt:
„Die Welt ist eine Nummer zu klein geraten.“
Und so
bleiben wir Menschen Suchende und Hungrige.
Nur der
unendliche Gott vermag unsere maßlose Sehnsucht zu stillen.
Der hl.
Augustinus hat das in das bekannte und oft zitierte Wort gebracht:
„Du
hast uns zu dir hin geschaffen und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe
findet in dir.“
In seiner
Rede in der Synagoge von Kafarnaum zeigt Jesus, der die Not des Menschen
ernst nimmt wie kein anderer und der uns im Vaterunser lehrt, um das
tägliche Brot zu bitten, er zeigt seinen Zuhörern auf, dass es ihm
letztlich nicht um das Brot geht, das verdirbt, nicht um eine
vergängliche Speise, sondern um das „wahre Lebensbrot“, um die
Speise, „die zum ewigen Leben bleibt“ und die er selber ist.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Die
Brot-Rede Jesu im heutigen Evangelium endet und gipfelt auf in einem
Ich-Bin-Wort Jesu, von denen es noch weitere im Johannesevangelium gibt
und in denen Jesus sich selbst offenbart.
Das
heute lautet: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer
zu mir kommt, wird nie mehr hungern und wer an mich glaubt, wird nie
mehr Durst haben.“
Jesus
sagt uns zu, dass er selber das Brot ist, das unseren oft so
schmerzlichen Hunger und Durst nach Leben zu stillen vermag, jetzt und
über den Tod hinaus. Zu ihm kommen und an ihn glauben, das ist es, darum
geht es. Zu ihm eine innige Beziehung haben, immer mehr eins werden mit
ihm, mit ihm verbunden sein und bleiben, auf ihn hoffen und auf ihn
vertrauen, der uns geliebt und sich – wie Brot – für uns hingegeben hat.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Jesus,
das wahre Lebensbrot, wird uns gereicht in der Eucharistie. Nicht
umsonst wird die Rede Jesu vom Brot des Lebens auch „eucharistische
Rede“ und das sechste Kapitel des Johannesevangeliums „Eucharistiekapitel“ genannt.
Die
Eucharistie finden wir vorgebildet in der heutigen alttestamentlichen
Lesung. Das Evangelium nimmt Bezug darauf.
Die
Israeliten leiden unter den Strapazen des Wüstenzuges. Das Volk hat
Hunger und Durst. Es denkt nur noch an die Fleischtöpfe Ägyptens.
Vergessen
ist die Sklaverei, die Unfreiheit. Vergessen ist Unterdrückung und
Drangsal. In der gegenwärtigen Not verklären sich Leid und Elend der
Vergangenheit. Es bleiben nur die schönen Seiten in Erinnerungen.
Doch Gott
erhört die Bitten seines Volkes. Er gibt ihm das Manna in der Wüste.
Gott gibt
ihm, was es zu Leben braucht, nicht ein für alle Mal, sondern Tag für
Tag.
Gott
nimmt sich seines Volkes an.
„Unsere Väter“,
so sagen die Menschen heute im Evangelium, „haben das Manna in der
Wüste gegessen“. Und es wird ein Psalmwort zitiert: „Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.“
Jesus erwidert ihnen: „Amen, ich sage euch:
Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt
euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom
Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“
Liebe
Mitchristen!
In der
Eucharistie begegnet uns Jesu über alle Grenzen von Raum und Zeit hinweg
als das „Brot des Himmels“.
Wir
feiern seine Heilsgegenwart, empfangen und teilen das „Manna des
neuen Bundes“ – Orientierung, Kraftquelle und Wegzehrung des
Gottesvolkes auf seiner Pilgerschaft mitten in der Welt.
So
erfahren wir, dass Gott uns nicht allein lässt. Er kommt uns entgegen.
Er liebt uns. Er geht mit uns auf unseren Wegen.
Mit
den Menschen im heutigen Evangelium wollen wir bitten: „Herr, gib uns immer dieses Brot!“
Wir
wollen uns von ihm heiligen und wandeln lassen. Wir wollen leben aus
seiner Kraft.
In einem
modernen Gedicht zitiert Wilhelm Wilms eine alte Frau.
Sie wurde
gefragt, warum sie jeden Sonntag in die Kirche gehe und was ihr die
kleine Hostie bringt, die sie da bekommt.
Die Frau
gab zur Antwort:
„hinter diesem stückchen brot
steckt
meine letzte hoffnung
dass
ich noch einmal gesättigt werde
ich
habe eine gute rente
sagte
die alte frau
und
kann mir viel brot kaufen
und
kann jeden tag ins cafe gehen
aber
das
will ich ihnen sagen
ich
habe noch kein brot gefunden
das
mich satt macht
aber
dieses weiße scheibchen
ist
meine hoffnung
denn
da steckt
ungeheuer viel dahinter
ein
mann
ein
mensch wie wir
der
hat sich selbst weggegeben
der
wurde selbst brot
wissen
sie
sagte
die alte
so
einer
der
sich selbst weggibt
so
etwas ist meine hoffnung…“ |