EVANGELIUM
Ich bin gütig
und von Herzen demütig
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Matthäus
25In
jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,
weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart
hast.
26Ja,
Vater, so hat es dir gefallen.
27Alles
ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der
Vater, und niemand kennt den Vater, nur der
Sohn und der, dem es der Sohn
offenbaren will.
28Kommt
alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.
29Nehmt
mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig;
und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.
30Denn
mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Liebe Schwestern und Brüder!
Auf der
Rangliste der Jesusworte, die mich besonders ansprechen, steht eines ganz oben:
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch
erquicken.“
Noch viel
unmittelbarer und berührender ist meines Erachtens der Herzschlag Jesu in der
Übersetzung von Friedolin Stier zu spüren: „Heran zu mir alle, ihr Mühenden
und Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen lassen.“
Was für
ein Wort, dieser „Heilandsruf“! Kein Bußruf, keine Durchhalteparolen, kein
Appell zur Selbstoptimierung, sondern ein „Lockruf“, eine Einladung, eine
regelrechte Wohltat. Meines Erachtens eines der schönsten Jesusworte überhaupt.
Eine Perle des Evangeliums.
Mir fällt
auf: Jesus wendet sich nicht an eine bestimmte Gruppe von Geplagten und
Beladenen, sondern an alle. Alle werden eingeladen, zu ihm zu kommen, um bei ihm
Ruhe zu finden und gestärkt zu werden. – So können auch wir, ganz gleich was den
Einzelnen plagt und belastet, dem Ruf Jesu folgen, seine Nähe suchen und bei ihm
Ruhe und Frieden finden. Oder brauchen wir das nicht?
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich kann mir
nicht vorstellen, dass irgendjemand unter uns ist, der sagen könnte, bei ihm
laufe immer alles glatt, es gäbe da gar keine Sorgen, gar keine Schwierigkeiten.
– Nach außen zeigen wir es meistens nicht. Wir überspielen und verstecken unsere
Not und unser Leid. Doch – Hand aufs Herz – hat nicht jeder sein „Päckchen“ oder
sogar „Paket“ zu tragen?
Ich denke
an die Last einer Krankheit, an die Last des Alters. – Einsamkeit kann zur
Last werden, Depressionen, ständiger Unfriede in der Familie, Mobbing am
Arbeitsplatz, das Gefühl der Überforderung, Leistungszwang, Stress, aber auch
Arbeitslosigkeit, Misserfolg, Verleumdung, Verachtung, Angst vor der Zukunft und
vieles mehr. Eine Partnerschaft, in der man sich auseinandergelebt hat, kann zur
Last werden, der Verlust eines lieben Menschen und, und, und.
Was für Lasten drücken Sie?
Verstehen
wir Jesus, wenn er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere
Lasten zu tragen habt“?
Er lädt
uns ein, seine Nähe zu suchen und unseren Lebensruck bei ihm abzustellen. Er
lädt uns ein, bei ihm auszuruhen, aufzuatmen, neue Kraft zu schöpfen. Wenn uns
Lasten niederdrücken, wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir physisch oder
psychisch am Ende sind, dann ist er da für uns wie ein guter Vater und eine
liebende Mutter für ihr Kind.
Alles
dürfen wir dann ihm geben: alle Sorgen, die uns quälen, alle Not, die wir
erleiden, alle Last, die uns bedrückt. Alles dürfen wir zu ihm tragen und in
seine Hände legen. Gottes Hände sind gute Hände und heilende Hände.
Ja, uns
selbst dürfen wir ihm anvertrauen, so wie wir sind: gestresst, fertig mit den
Nerven, am Ende mit unserer Kraft.
Jesus
sagt: „Komm! Ruh dich bei mir aus. Ich nehme dich an, so wie du bist, arm
und schwach, müde und beladen. Vertraue mir! Ich trage mit dir. Ich bin bei dir.
Ich habe ein Herz für dich. In meiner Liebe berge ich dich.“
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen
seid! Ich will euch erquicken.“
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir lassen
uns von so vielen Dingen verlocken, warum eigentlich nicht auch von diesem
Lockruf? Probieren Sie es einmal, dieses Wort in ihr Leben hineinzunehmen und es
umzusetzen im Alltag!
Die Last
ändert sich vielleicht nicht. Sie wird nicht einfach abgenommen. Aber in der
Nähe Jesu wird sie leichter. Not und Sorge sind zwar nicht schlagartig weg. Aber
in der Zuflucht bei Gott, in der Nähe Jesu, in seiner Gegenwart, unter dem Blick
seiner Liebe verliert das Schwere seine Wucht.
Wie heißt
es in einem Lied: „Du Träger aller Bürd und Last, du aller Müden Ruh und
Rast, du Trost in allem Leiden.“
Es ist wie
bei einem Kind, das tieftraurig, mit klopfendem Herzen auf dem Schoß seiner
Mutter „hineingetröstet“ wird in Ruhe und Geborgenheit, in Stille und inneren
Frieden.
Die
Verzagtheit schwindet, Vertrauen gewinnt wieder die Oberhand. Man spürt wieder
Boden unter den Füßen.
„Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf
dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“
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