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Der Heilandsruf als Lockruf 14. Sonntag im Lesejahr A; Mt 11, 25 - 30
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Evangelium Ich bin gütig und von Herzen demütig + Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 25In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 26Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
28Kommt
alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 30Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Liebe Schwestern und Brüder! Auf der Rangliste der Jesusworte, die mich besonders ansprechen, steht eines ganz oben: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ Noch viel unmittelbarer und berührender ist meines Erachtens der Herzschlag Jesu in der Übersetzung von Friedolin Stier zu spüren: „Heran zu mir alle, ihr Mühenden und Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen lassen.“
Was für ein Wort, dieser „Heilandsruf“! Kein Bußruf, keine Durchhalteparolen, kein Appell zur Selbstoptimierung, sondern ein „Lockruf“, eine Einladung, eine regelrechte Wohltat. Meines Erachtens eines der schönsten Jesusworte überhaupt. Eine Perle des Evangeliums.
Mir fällt auf: Jesus wendet sich nicht an eine bestimmte Gruppe von Geplagten und Beladenen, sondern an alle. Alle werden eingeladen, zu ihm zu kommen, um bei ihm Ruhe zu finden und gestärkt zu werden. – So können auch wir, ganz gleich was den Einzelnen plagt und belastet, dem Ruf Jesu folgen, seine Nähe suchen und bei ihm Ruhe und Frieden finden. Oder brauchen wir das nicht?
Liebe Schwestern und Brüder! Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand unter uns ist, der sagen könnte, bei ihm laufe immer alles glatt, es gäbe da gar keine Sorgen, gar keine Schwierigkeiten. – Nach außen zeigen wir es meistens nicht. Wir überspielen und verstecken unsere Not und unser Leid. Doch – Hand aufs Herz – hat nicht jeder sein „Päckchen“ oder sogar „Paket“ zu tragen?
Ich denke an die Last einer Krankheit, an die Last des Alters. – Einsamkeit kann zur Last werden, Depressionen, ständiger Unfriede in der Familie, Mobbing am Arbeitsplatz, das Gefühl der Überforderung, Leistungszwang, Stress, aber auch Arbeitslosigkeit, Misserfolg, Verleumdung, Verachtung, Angst vor der Zukunft und vieles mehr. Eine Partnerschaft, in der man sich auseinandergelebt hat, kann zur Last werden, der Verlust eines lieben Menschen und, und, und.
Was für Lasten drücken Sie?
Verstehen wir Jesus, wenn er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt“?
Er lädt uns ein, seine Nähe zu suchen und unseren Lebensruck bei ihm abzustellen. Er lädt uns ein, bei ihm auszuruhen, aufzuatmen, neue Kraft zu schöpfen. Wenn uns Lasten niederdrücken, wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir physisch oder psychisch am Ende sind, dann ist er da für uns wie ein guter Vater und eine liebende Mutter für ihr Kind.
Alles dürfen wir dann ihm geben: alle Sorgen, die uns quälen, alle Not, die wir erleiden, alle Last, die uns bedrückt. Alles dürfen wir zu ihm tragen und in seine Hände legen. Gottes Hände sind gute Hände und heilende Hände.
Ja, uns selbst dürfen wir ihm anvertrauen, so wie wir sind: gestresst, fertig mit den Nerven, am Ende mit unserer Kraft.
Jesus sagt: „Komm! Ruh dich bei mir aus. Ich nehme dich an, so wie du bist, arm und schwach, müde und beladen. Vertraue mir! Ich trage mit dir. Ich bin bei dir. Ich habe ein Herz für dich. In meiner Liebe berge ich dich.“
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir lassen uns von so vielen Dingen verlocken, warum eigentlich nicht auch von diesem Lockruf? Probieren Sie es einmal, dieses Wort in ihr Leben hineinzunehmen und es umzusetzen im Alltag!
Die Last ändert sich vielleicht nicht. Sie wird nicht einfach abgenommen. Aber in der Nähe Jesu wird sie leichter. Not und Sorge sind zwar nicht schlagartig weg. Aber in der Zuflucht bei Gott, in der Nähe Jesu, in seiner Gegenwart, unter dem Blick seiner Liebe verliert das Schwere seine Wucht.
Wie heißt es in einem Lied: „Du Träger aller Bürd und Last, du aller Müden Ruh und Rast, du Trost in allem Leiden.“
Es ist wie bei einem Kind, das tieftraurig, mit klopfendem Herzen auf dem Schoß seiner Mutter „hineingetröstet“ wird in Ruhe und Geborgenheit, in Stille und inneren Frieden.
Die Verzagtheit schwindet, Vertrauen gewinnt wieder die Oberhand. Man spürt wieder Boden unter den Füßen.
„Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“
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