Maria Magdalena ist eine
meiner Lieblingsheiligen.
Wer war diese Frau? – Sie
stammte aus Magdala, einer Stadt am See Genesareth. Darum nennt sie das
Neue Testament „Maria von Magdala“, auch um sie von anderen
Marien zu unterscheiden, denn „Maria“ war zur Zeit Jesu in
Galiläa ein sehr beliebter Name.
Oft
ist sie gleichgesetzt worden mit Maria von Betanien, der Schwester der
Marta und des Lazarus, oder auch mit der Sünderin, die im Haus des
Pharisäers Jesus die Füße salbt, sich darüber ausweint und sie mit ihren
Haaren trocknet. Sogar mit der Ehebrecherin, die man vor Jesus
hinschleppte, wurde sie identifiziert. – Später hat man in ihr
die große Büßerin gesehen.
Als solche wurde sie oft
in der Kunst dargestellt.
Die Heilige Schrift
berichtet von ihr, dass Jesus sie von 7 Dämonen befreit hat, bösen
Geister (Lk 8, 2; Mk 16, 9). Wir können auch sagen Zwänge, Ängste,
vielleicht auch Süchte, verkehrten Leidenschaften und falschen
Abhängigkeiten, die sie besetzt und gefangen hielten.
Jedenfalls
war diese Frau psychisch schwer krank. Ihr Leben lag danieder. Jesus hat
sie geheilt, aus Verstrickungen und Verkettungen befreit. Er hat ihr
ihre Würde wiedergegeben und ihr Leben zum Guten gewendet.
Dann
hat sich Maria von Magdala Jesus angeschlossen und ist zusammen mit
anderen Frauen ihm gefolgt von Galiläa hinauf nach Jerusalem (Lk 8, 3).
Maria von Magdala
war eine der treuesten Anhängerinnen Jesu.
Während die Jünger
allesamt flohen, finden wir Maria bei Jesus unter dem Kreuz und bei
seiner Grablegung.
Auf vielen
Kreuzbildern
ist sie dargestellt. Gewöhnlich kniet sie weinend am Fuß des Kreuzes und
umfasst den Stamm und die Füße Jesu mit ihren Händen. Ihr Schmerz war
riesig und ihre Trauer groß. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen.
Sie hatte den verloren, dem sie so viel zu verdanken hatte und den sie
über alles liebte.
Interessant ist auch,
dass Maria von Magdala, wenn im Neuen Testament von den Frauen in der
Nachfolge Christi die Rede ist, immer als erste genannt wird, was darauf
hinweist, dass sie in der frühen Kirche eine ähnliche Stellung gehabt
haben muss wie Petrus, der bei den Apostelaufzählungen immer an erster
Stelle steht.
Für mich
ist Maria von Magdala vor allem die erste Osterzeugin, die Kronzeugin
der Auferstehung – und erste Osterbotin.
Sie ist es, die den
verzagten Aposteln im Auftrag Jesu die Frohe Botschaft bringt, dass
Jesus lebt.
Im letzten Sommer habe
ich mich sehr gefreut.
Da hat nämlich Papst
Franziskus Maria von Magdala offiziell zur „Apostolin“ erhoben.
Er hat sie damit den Aposteln gleichgestellt. Und aus ihrem Gedenktag am
22. Juli hat er ein Fest gemacht.
Das ist auch ein großer
Schritt für die Anerkennung und Wertschätzung der Frauen in der Kirche.
„Apostolin der
Apostel“
nennt die neue Festtagspräfation die erste Verkünderin der
Osterbotschaft.
Als „Apostolin der
Apostel“ haben bereits die Kirchenväter Hieronymus und Augustinus,
später auch der große Theologe Thomas von Aquin die Frau aus Magdala
bezeichnet.
Ich mag Maria von
Magdala
nicht nur weil sie die erste Auferstehungszeugin ist, sondern wegen
ihres Lebensschicksals, wegen ihrer leidvollen Lebensgeschichte und vor
allem wegen ihrer großen Liebe zu Jesus.
Mir scheint,
dass sie von Anfang an Jesus und seine Sendung, mehr und besser
verstanden hat als die Jünger und Apostel.
Diese
streiten, wer von ihnen der Größte ist. Sie fordern im Reich Gottes für
sich die ersten Plätze. Sie geloben hochheilig Treue. Und wenn es darauf
ankommt, kriegen sie kalte Füße, distanzieren sich von Jesus, fliehen
oder verleugnen ihn sogar.
Maria von Magdala
bleibt, sie steht zu Jesu. Am Ostermorgen ist sie die erste am Grab. Und
sie begegnet Jesus als erste nach seiner Auferstehung.
Es ist für mich
eine der schönsten und dichtesten Erzählungen im Neuen Testament, die
Begegnung der Maria Magdalena mit Jesus.
Zunächst
erlebt sie Überraschendes. Der Stein ist weggewälzt. Das Grab ist leer.
Zwei Engel sprechen sie an. Dann fragt sie den vermeintlichen Gärtner
nach dem Leichnam Jesu.
Da berührt sie eine
Stimme und ruft ihren Namen, liebevoll-zärtlich: „Maria“ –
Keine Belehrung, keine Ermahnung, nur „Maria“, das ist alles. Das
kommt von Herzen und das geht zu Herzen. – „Rabbuni“
antwortet sie voll Ehrfurcht und Verehrung: „Mein lieber Meister!“
– Antwort der Liebe!
Unsagbare Freude erfüllt
sie, Glück und Seligkeit! Es wird wieder hell in ihrem Herzen. Todesleid
wandelt sich in Osterfreude.
Am Schluss der
Begegnung steht Sendung.
„Geh, sag meinen
Brüdern…!“ Maria verkündet den Jüngern die österliche Botschaft,
dass der Herr lebt und sich ihr gezeigt hat.
So
wird Maria Botin des neuen Lebens, erste Osterzeugin, Verkünderin der
Osterfreude, Evangelistin und Apostolin der Apostel. „Ich habe den
Herrn gesehen“, bekennt sie und richtet ihnen aus, was er ihr gesagt
hat: „Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu
eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“
Liebe Schwestern und
Brüder!
-
Jesus ruft auch uns
mit Namen. Er kennt uns. Er weiß um uns. Er liebt uns und nimmt uns
an.
-
Jesus begegnet auch
uns in seinem Wort und Sakrament. Er schenkt uns seine Gnade, sein
Heil und seinen Segen.
-
Jesus hat auch einen
Auftrag und eine Sendung für uns.
Er will dass wir
Werkzeuge seines Friedens sind, Zeugen des Glaubens und Boten und
Botinnen seiner Liebe.
Liebe Mitchristen!
Wenn
nicht das Dunkel siegt, sondern das Licht, wenn nicht der Tod das letzte
Wort hat, sondern das Leben, wenn nicht die Ungerechtigkeit und
Brutalität des Karfreitags triumphiert, sondern die Klarheit und das
Heil der Auferstehung, dann ist das für uns alle Grund genug,
Zeugnis zu geben von unserem Glauben und Rechenschaft von unserer
Hoffnung, dann ist das Grund genug, von Herzen dankbar und froh
Ostern zu feiern, das Fest der Auferstehung.
„Christus lebt, mit ihm auch ich!“
Ostern
will uns ermutigen als österliche Menschen zu leben und aus dem Licht
des Osterglaubens unser Leben zu wagen.
Maria von Magdala,
Apostolin der Apostel
O hätten wir doch ihren
Glauben! O hätten wir doch ihre Tränen!
O hätten wir doch ihre
Glut und ihren Mut – und vor allem ihre große Liebe zu Jesus!