Erste Lesung
Immer mehr wurden im
Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen
Lesung
aus der Apostelgeschichte
12Durch die Hände
der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk. Alle kamen
einmütig in der Halle Sálomos zusammen.
13Von den Übrigen
wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; aber das Volk schätzte sie
hoch.
14Immer mehr
wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen.
15Selbst die
Kranken trug man auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und
Liegen, damit, wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf
einen von ihnen fiel.
16Auch aus den
Städten rings um Jerusalem strömten die Leute zusammen und brachten
Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle wurden geheilt.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Haben Sie noch die erste
Lesung im Ohr, die aus der Apostelgeschichte? Da hat es zu Beginn
geheißen: „Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und
Wunder im Volk.“ Und am Schluss wird festgestellt: „Und alle
wurden geheilt.“
Man muss sich das mal
vorstellen und sich hineinversetzen, was sich da in Jerusalem und
Umgebung abgespielt hat, was da in Bewegung und im wahrsten Sinne des
Wortes los war. Da heißt es: „Die Kranken trug man auf die Straßen
hinaus und legte sie auf Betten und Liegen, damit, wenn Petrus
vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel.“ Und
weiter: „Aus den Städten rings um Jerusalem strömten die Leute zusammen
und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle
wurden geheilt.“
Dass es nicht um Zeichen
und Wunder an sich geht, sondern um den Glauben an Jesus Christus, das
macht der Satz deutlich: „Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn
geführt, Scharen von Männern und Frauen.“ Letztlich geht es um Jesus
Christus, um den Glauben an ihn, der auferstanden ist, der aber den
Aposteln auch – unter anderem – die Vollmacht zu heilen gegeben hat.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Auch unsere Zeit ist
geprägt von einer tiefen Heillosigkeit. Es gibt viele Verwundete –
verwundet von Krankheit, einer Behinderung oder vom Tod, verwundet von
der Vergangenheit, der Nichtannahme seiner selbst, verwundet von Hass
und Angst, gescheiterten Beziehungen und verweigerter Vergebung. Man
könnte die Liste sicherlich noch fortsetzen. Kein Wunder, dass die
Sehnsucht nach Heil und Heilung groß ist und immer größer wird. Wie
Pilze schießen mehr oder weniger seriöse „Heilsangebote“ aus dem Boden.
Die Nachfrage nach Beratung, nach Resilienz, nach Stärkung, nach Hilfe
und Heilung ist groß.
Kehren wir wieder zurück
zur Bibel. Da begegnen wir Menschen, die genauso nach Heilung suchen wie
wir. Das Neue Testament ist voll von Heilungsberichten. Meist ist es
Jesus selbst, der die Menschen durch sein Wort und seine Berührungen
heilt. Es heißt dort, dass von Jesus eine Kraft ausging, die alle
heilte. In seiner Gegenwart gingen ihnen die Augen, Ohren und Herzen
wieder auf, das Lähmende fiel von ihnen ab, und sie konnten sich und die
anderen mit neuen Augen sehen. – Auffallend ist, dass die meisten
Heilungen mit Berührungen verbunden waren. So geschieht es auch in
unserem Text. Die Liebe Jesu zu den Menschen war menschlich
hand-greiflich.
Allein dem Berühren einer
anderen Person, auch ohne Worte, wohnt schon eine heilende Kraft inne.
Berührung schenkt Angenommensein, Nähe, Zärtlichkeit; Berührung, die von
Herzen kommt, reicht tiefer; sie rührt das sehnsüchtige und verwundete
Herz an und ist in der Lage, es zu heilen und zu trösten.
Wir können heute keine
großen Wunder wirken. Darum geht es auch gar nicht. Aber schon mit
kleinen Zeichen und manchmal ohne Worte können wir Gutes bewirken. Wie
wohltuend ist es doch, wenn einem Sterbenden die Hand gereicht wird oder
wenn einem Kranken über den Kopf gestreichelt wird.
Auch ohne Worte können wir
heilende Wirkung verbreiten. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir
heute keinen Wunderdoktoren oder außergewöhnliche Medizinmänner
brauchen. – Schon die Nähe, die Hand oder ein gutes Wort eines Menschen
können auf andere eine heilende Wirkung haben. Und darum geht es im
mitmenschlichen Zusammenleben und auch im Christsein.
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