Jeder Mensch hat
etwas, das ihm heilig ist.
Einem Menschen ist etwas
heilig. Was heißt das?
Woran erkennt man das?
Wie wirkt sich das aus?
Wenn ich sage: „Das
ist mir heilig“, dann steht fest:
-
Das ist mir eine
Herzensangelegenheit.
-
Daran halte ich
fest.
-
Das lasse ich mir
nicht nehmen.
-
Das ist für mich
unantastbar.
-
Daran lasse ich
nicht rühren.
-
Das wird gehütet
und gehegt.
Was einem Menschen
heilig ist, kann alles Mögliche sein:
Handfeste, konkrete
Dinge, Zeiten, Orte, Veranstaltungen, Tätigkeiten, Ideen und vor allem
Personen.
Einem Kind kann ein
Spielzeug heilig sein,
einem Autonarren sein
Wagen (= „heilig‘s Blechle“),
einem Fußballfan sein
Verein, was zur Folge hat, dass ihm auch die Spielzeit oder die Zeit der
Sportschau heilig ist.
Vielen Menschen ist ihr
Bankkonto mehr oder weniger ein Heiligtum. Daran lassen wir nicht gerne
rühren; darauf lassen wir nicht gerne jemanden zugreifen.
Auch Erinnerungen
können einem heilig sein:
Kindheits- und
Familienerinnerungen, Erinnerungen an Orte und Beziehungen. Wenn jemand
abschätzig darüber redet, es in Frage stellt oder kritisiert, reagieren
wir gereizt, allergisch. Wir fühlen uns verletzt.
Was mir heilig ist,
das halte ich in Ehren, darauf lasse ich nichts kommen, dafür setze ich
mich ein, das lasse ich wir etwas kosten, dafür nehme ich Mühen in Kauf.
Wir alle brauchen
etwas, das uns heilig ist.
Denn das, was uns heilig
ist, gibt unserem Leben Inhalt und verleiht ihm Sinn. Es ist etwas, von
dem her oder auf das hin wir leben.
Wer etwas hat, das für
ihn heilig ist, wird dafür auch kämpfen.
Er ist bereit, notfalls
dafür zu leiden – und, wenn es sein muss, sogar dafür zu sterben.
Es ist also nicht
gleichgültig, was uns heilig ist.
Jeder möge sich
Rechenschaft geben, was es bei ihm oder bei ihr ist. Denn wir sind
selbst zuständig und verantwortlich für das, was sich in unserem Herzen
einnistet und was wir darin hegen und pflegen.
Was also ist es wert,
dass es uns heilig ist, dass es unser Heiligtum wird?
Dazu gibt uns die heilige
Schrift Weisung und Orientierung.
Die neutestamentliche
Lesung aus dem 1. Petrusbrief beginnt heute: „Haltet in eurem Herzen
Christus, den Herrn, heilig.“
Es ist eine Art
Kurzformel für das, was ein Christ ist:
ein Mensch, dem Christus
heilig ist und der Christus heilig hält.
Das ist kein weltfremdes
Motto für fromme Seelen im stillen Kämmerlein. Wenn wir Christus heilig
halten, werden Kräfte frei und Energien erzeugt, die in die Welt
hineinwirken.
Christus ist kein
privates Heiligtum,
keine geheime Verschlusssache, die andere nichts angehen würde.
Das streicht der Apostel
eigens heraus, weil es manchmal missverstanden wird: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der
nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“
Wer Christus als Herrn
heilig hält in seinem Herzen, hat eine Hoffnung auch dort, wo es
hoffnungslos aussieht.
-
Wenn wir Christus
heilig halten, werden wir widerstandsfähig gegenüber Götzen,
Verführern, Mächten und Gewalten, die täglich nach uns greifen und
sich festsetzen wollen in unserem Herzen.
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Wenn jemand Christus
heilig hält, wird ihm auch der leidende, der kranke, der behinderte,
der bedürftige, der alte Mensch „heilig“ sein, der geringste Bruder,
die geringste Schwester, die das Antlitz Christi tragen.
-
Weil uns und wenn uns
Christus, der Herr, heilig ist, ist uns auch der Sonntag als der
„Herrentag“ heilig.
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Und wenn wir Christus
heilig halten, wird uns auch die Stunde der Messfeier heilig sein,
die Wort- und Mahlfeier zu seinem Gedächtnis.
Es gibt vieles, was sich
uns aufdrängt und sich in unserem Herzen einnisten will.
Achten wir also darauf,
dass wir Christus, den Herrn, in unserem Herzen heilig halten.
(Diese Predigtgedanken
basieren auf einer Vorlage von Otto Schwankl)