Wir
wissen wenig von Gott. Aber Gott hat sich den Menschen immer wieder zu
erkennen gegeben.
Eines
seiner Zeichen ist der brennende Dornbusch.
Mose, so
erzählt die erste Lesung, sah in der Wüste einen Dornbusch. Dieser
brannte, aber er verbrannte nicht.
Aus dem
Feuer offenbarte Gott seinen Namen:
Ich
bin der ICH BIN DA.
Einst wurde ein Rabbi gefragt: „Warum wählte
Gott einen Dornbusch, um mit Mose aus ihm zu reden?“
Der
Rabbi antwortete: „Gott wählte den ärmlichen
Dornbusch, um dich zu belehren, dass es auf Erden keinen Platz gibt, an
dem Gott nicht anwesend sein könnte. Noch nicht einmal der Dornbusch in
der Wüste ist zu gering.“
Eine
andere jüdische Überlieferung erzählt:
„Gott
wählte den Dornbusch als Ort des Verweilens, den Strauch, der voller
Dornen und Stacheln war, weil er Israels Bedrängnis sah. Er nahm Anteil
an ihrer Not.“
Gott
wählt den Dornbusch und warf sein Feuer hinein.
Der
geringste Strauch, der hinterste Winkel, der letzte Platz ist gut genug
als Ort der Erscheinung, als Wohnung für Gott.
Später
wird Jesus als der mit Dornen Gekrönte in der Mitte seiner Schergen
stehen.
Der
Evangelist Matthäus schreibt: „Sie flochten einen Kranz aus Dornen.
Den setzten sie ihm auf … Sie verhöhnten ihn, indem sie riefen: „Heil dir,
König der Juden!“ (Mt 27, 29)
Der König
mit der Dornenkrone ist in Wahrheit unser Bruder in den Dornen, der
unsere Not teilen will.
Nun
können wir erfahren:
Selbst
dort, wo die „Dornen und Stacheln“, wo die Bedrängnisse und Nöte
des Lebens sind, da ist Gott.
Gott will
uns nahe sein.
Er
nennt sich selbst: Ich bin der ICH BIN DA!
Er stellt
sich zu uns, wo immer wir sind.
Er bleibt
bei uns, auch wenn wir uns verstrickt haben.
Gott
spricht:
In die Lichtblicke deiner Hoffnung und
in die Schatten deiner Angst; in die Enttäuschung deines Lebens und in
das Geschenk deines Zutrauens lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In das Dunkel deiner Vergangenheit und
in das Ungewisse deiner Zukunft; in den Segen deines Wohlwollens und in
das Elend deiner Ohnmacht lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In die Fülle deiner Aufgaben und in
die Leere deiner Geschäftigkeit; in die Vielzahl deiner Fähigkeiten und
in die Grenzen deiner Begabung lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In das Spiel deiner Gefühle und in den
Ernst deiner Gedanken; in den Reichtum deines Schweigens und in die
Armut deiner Sprache lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In das Gelingen deiner Gespräche und
in die Langeweile deines Betens; in die Freude deines Erfolgs und in den
Schmerz deines Versagens lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In das Glück deiner Begegnungen und in
die Wunden deiner Sehnsucht; in das Wunder deiner Zuneigung und in das
Leid deiner Ablehnung lege ich meine Zusage: ICH BIN DA
In die Enge deines Alltags, in die
Weite deiner Träume und in die Kräfte deines Herzens lege ich meine
Zusage: ICH BIN DA
Wenn
einer in den „Dornen“ festsitzt, und ein Mensch sagt:
„Ich bleibe bei dir. Ich lasse dich nicht im Stich. Ich bin für dich da
auch in deiner Not und Bedrängnis“,
dann handelt er wie Gott. |