Exerzitien mit P. Pius

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Heiliger Augustinus (28. August)

 

„Vom Playboy zum Bischof“, so könnte das Leben von Aurelius Augustinus überschrieben werden. Ein Leben mit allen Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann, facettenreich, spannend, leidenschaftlich.

In seinen „Bekenntnissen“ breitet er seinen abenteuerlichen Lebensweg offen und ohne Scheu vor uns aus: die stürmischen Empfindungen seiner Seele und das geheimnisvolle, überwältigende Wirken der Gnade Gottes – eine große, erschütternde Lebensbeichte, eine Tiefenschau seiner Seele.

 

Joseph Wittig (1879 - 1949) hat einmal gesagt: „Viele Wege führen zu Gott, einer auch durch die Sünde und das ist vielleicht der kürzeste.“ Ein kühnes Wort. Doch für wohl kaum einen Heiligen trifft dieses Wort mehr zu als für Augustinus, einen der vier großen lateinischen Kirchenlehrer.

 

Augustinus wurde 354 im nordafrikanischen Tagaste geboren, einer kleinen Stadt in Numidien, dem heutigen Algerien, damals eine wohlhabende römische Provinz. Er hatte noch einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester, von denen wir allerdings nicht viel wissen.

Augustinus trug ein doppeltes Erbgut in sich: das seines zügellosen und aufbrausenden Vaters Patricius, der Heide war und erst auf dem Sterbebett sich taufen ließ und Christ wurde und das Erbgut seiner tiefgläubigen christlichen Mutter Monika. Augustinus wurde nicht getauft, aber von der Mutter christlich erzogen.

 

Eine Lebenserfahrung sagt: „Alles Erste im Kind ist ewig.“

Das trifft auch auf Augustinus zu. Monika hat im Herzen ihres Kindes tiefe Spuren gelegt, zu denen er nach vielen Abwegen und Irrwegen später wieder zurückfand. Im ersten Abschnitt seines Lebens versuchte er zwar das Vorbild seiner Mutter in sich auszulöschen und ihrem Einfluss zu entfliehen. Aber das gelang ihm nur teilweise, jedenfalls nicht dauerhaft und nicht wirklich.

 

Der hochbegabte, sehr kluge und gescheite Augustinus erhielt eine gute Ausbildung. Nach der Grundschule in Tagaste kam er nach Madaura an eine höhere Schule für Rhetorik (Redekunst). In Madaura lebte er in einer heidnischen Umwelt und seine Mutter hatte keinen Einfluss mehr auf ihn. Später wechselte er an die Hochschule in Karthago, dem Mittelpunkt der römisch-afrikanischen Welt.

 

Der junge Augustinus war schulisch gesehen ein „Überflieger“.

Er lernte und begriff sehr schnell. Er war äußerst intelligent, geistig sehr rege, aber auch leicht erregbar, sehr sensibel, eitel, eingebildet, triebhaft und führte ein ausschweifendes Leben. Statt zu studieren, feierte er viele Feste mit seinen Freunden.

Er erlebte die ungeheure Macht der Sinne und verfiel ihr, wurde dann aber auch wieder von der Liebe zur Wahrheit und Weisheit heraus- und emporgerissen. Einerseits konnte er unerbittlich und tagelang über die letzten Fragen des Daseins grübeln, andererseits war er ein liebeshungriger und erlebnisstarker Romantiker mit einem begeisterungsfähigen, flammenden Herzen.

 

Den Schönen seiner nordafrikanischen Heimat war er sichtlich zugetan. Mit 16 Jahren lachte er sich – zum Missfallen seiner frommen Mutter – eine rassige Afrikanerin an, die, ohne sie zu heiraten, seine treue „Lebensgefährtin“ wurde.

Augustinus hatte sein 16. Lebensjahr noch nicht vollendet, da wurde er Vater eines Kindes, dem er den Namen „Adeodatus“ (= von Gott geschenkt) gab. Mutter Monika versuchte ihren Sohn von der Lebensgefährtin wegzubekommen, jedoch vergeblich.

 

Mit 20 Jahren war Augustinus in Tagaste, später in Karthago Professor für Rhetorik (Redekunst). In diesen Jahren entstand seine Freundschaft mit Alypius, einem Landsmann, der mit Augustinus in den folgenden Jahren alle inneren und äußeren Wandlungen und Wanderungen mitmachte.

 

Ein Buch von Cicero, genannt „Hortensius“, weckte in Augustinus ein großes Verlangen nach der Wahrheit. Die Leere und Ausgelassenheit des Studenten wich einer Betrachtung der entscheidenden Fragen des Lebens. Er griff auch nach dem Evangelium, aber es kam ihm zu simpel, zu einfach vor.

Sein Suchen führte ihn vielmehr zu den Manichäern, die das Leben als ewigen Kampf zwischen „Licht“ und „Finsternis“ deuten.

Aber bald erkennt er die Oberflächlichkeit des Manichäismus und wendet sich langsam innerlich von dieser Irrlehre ab. Als der Kaiser Zwangsnahmen gegen die Sekte der Manichäer anordnete, flüchtete Augustinus mit seiner Freundin und seinem Sohn Adeodatus 384 nach Rom. Es dauerte nicht lange, da reiste auch seine sorgende Mutter ihm nach Italien nach, was Augustinus gar nicht recht war.

 

Der Aufenthalt in Rom war nur von kurzer Dauer. Schon bald wird ihm eine Professur für Rhetorik in Mailand angeboten, der damaligen Hauptstadt des römischen Reiches.  Seine Geliebte, sein Sohn und seine Mutter folgen ihm wiederum.

Die Lehrtätigkeit in Mailand wurde für sein leidenschaftliches Herz und seinen suchenden Geist entscheidend. Hier warf Gott das führerlose Steuer seines Lebens herum. Augustinus erlebt in Mailand eine fundamentale Wende seines Lebens, eine Kurskorrektur um 180 Grad. Er lernte den berühmten Bischof Ambrosius kennen, dessen Persönlichkeit ihn stark beeindruckte. Gern hörte er seinen Predigten zu und war hingerissen vom Zauber einer Sprache. Zunächst interessierte ihn die Redekunst des Bischofs, das „Wie“ seiner Predigten. Doch blieb es nicht aus, dass seine eindrucksvollen Worte nicht nur an seine Ohren drangen, sondern auch sein Herz berührten. Er selbst sagt: „Während ich darauf aufmerkte, wie beredt er sprach, prägte sich mir auch ein, wie wahr er sprach.“

 

Eines Tages entdeckt er die Schriften der Neuplatoniker, die in ihm eine tiefe Sehnsucht nach Gott hervorrufen. Die Lektüre der Paulusbriefe rüttelt ihn auf und lässt seinem Gewissen keine Ruhe mehr. Als er eines Tages im Garten seines Hauses mit sich ringt, hört er eine Kinderstimme rufen: „Nimm und lies! Nimm und lies!“ Unverzüglich greift er zur heiligen Schrift, schlägt sie auf und trifft auf eine Stelle im Römerbrief (Röm 13, 12 - 14): „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichtes. Lasst uns ehrenhaft wandeln wie am Tage, nicht in Schwelgerei und Gelagen, nicht in Wollust und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht. Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht so, dass es lüstern wird.“ Augustinus erkannt, dass diese Worte genau in seine Lebenssituation hineingesprochen sind. Eine Art überirdisches Licht durchströmt ihn. Gott selbst ist ihm mit seiner Gnade gewissermaßen auf den Versen geblieben und hat ihn gestellt. Die unverdiente, allein wirksame Gnade wird fortan zum großen leidenschaftlichen Thema in seinem Leben.

 

In der Osternacht des Jahres 387 empfing Augustinus mit seinem Sohn Adeodatus und seinem Freund Alypius aus der Hand des Mailänder Bischofs Ambrosius das Sakrament der Taufe.

 

Von seiner Lebensgefährtin, die ihn 16 Jahre geliebt und begleitet hat, trennt er sich. Er lässt auch von seiner Karriere und seinem Besitz und kehrt im Jahr 388 nach Tagaste zurück. Dort errichtet er auf dem väterlichen Erbe ein Kloster und beginnt mit einigen Freunden ein klosterähnliches Leben zu führen. Vor der Überfahrt nach Afrika stirbt seine Mutter Monika in Ostia.

 

Nach jahrzehntelangem Suchen, nach vielen Irrwegen, Umwegen und Abwegen hat Augustinus erkannt: Der Sinn des menschlichen Lebens erfüllt sich weder in sexuellen Erlebnissen noch in einer renommierten Kariere. Allein Gott ist die Erfüllung und Beglückung des menschlichen Herzens.

 

Der weitere Lebensweg des jungen Christen Augustinus verläuft im innerkirchlichen Bereich. Bei einem Besuch in Hippo rief das Volk beim Gottesdienst: „Wir wollen Augustinus als Priester.“

Er wehrte sich dagegen, aber es half nichts. 391 wurde er zum Priester geweiht. 4 Jahre später proklamierten ihn die Gläubigen zum Bischof von Hippo. Trotz seines durchaus bekannten „Vorlebens“ wurde er auf Grund des Votums des Volkes Nachfolger des verstorbenen Bischofs Valerius. Auch als Bischof lebte er mit einigen Klerikern zusammen, für die er eine Regel schrieb. Als Bischof war Augustinus ein guter Seelsorger. Seine Tür war für Hilfesuchende stets offen. Die Menschen fanden in ihm einen Hirten mit einem verstehenden und mitfühlenden Herzen. Er war geprägt von glühender Gottesliebe und aufopfernder Nächstenliebe. Gleichzeitig entwickelte sich Augustinus zu einem eifrigen Prediger, zu einem großen Schriftsteller und zum führenden Theologen der nordafrikanischen Kirche. Er bekämpfte in Wort und Schrift die zahlreichen Irrlehren seiner Zeit. Sein Bischofsamt in Hippo hat er fast 35 Jahre innegehabt. Ein Wort von ihm lautet: „Nicht den Vorsitz führen, sondern dienen muss der Bischof.“

Die Theologie ist ein einziges betendes Besinnen auf Gott und auf die von Gott dem Menschen geschenkte Gnade. Augustinus war der berühmteste Gelehrte seiner Zeit. Bis ins 13. Jahrhundert hinein, bis zu Thomas von Aquin und Bonaventura gab es keinen Theologen, der sich ihm auch nur annähern konnte. Seine Lehre beeinflusst die ganze Kirche bis zum heutigen Tag.

 

Es ist schon erstaunlich, dass Augustinus neben der intensiven Seelsorgsarbeit immer noch Zeit fand oder sich Zeit nahm, um Bücher, Aufsätze und Kommentare zu schreiben. Aus seinem großen schriftstellerischen Werk ragen seine (um 400 niedergeschriebenen) autobiographischen „Bekenntnisse“ (Confessiones) hervor, seine umfangreichen theologischen Abhandlungen (15 Bücher) über die Dreifaltigkeit (De trinitate) und die 22 Bücher über den „Gottesstaat“ (De civitate dei). Ein großer Reichtum sind seine Briefwechsel und seine Predigten. 276 Briefe zeugen von seiner kaum erreichbaren Seelengröße. Er versteht den Geist zu öffnen, zu trösten, aufzurichten und die Wege Gottes im Leben des Menschen aufzuzeigen. Circa tausend Predigten können wir heute noch nachlesen. Sie enthalten seine ganze Theologie. Seine Predigten sind nicht zu hoch oder die Köpfe hinweg, eher einfach, aber nie banal, vulgär. Er verkürzt das Wort Gottes auch nicht auf das, was ankommt oder der eigenen Eitelkeit schmeichelt.

 

Augustinus starb am 28. August 430 nach Christus, als die Vandalen unter ihrem König Geiserich Hippo belagerten.

 

Seit dem 8. Jahrhundert hat Augustinus seine letzte Ruhestätte in Pavia gefunden. Dorthin sind seine sterblichen Überreste durch den Langobardenkönig Luitprant aus Afrika überführt worden.

Der Orden der Augustiner-Eremiten führt sich auf Augustinus zurück.

Augustinus wird als Kirchenlehrer meistens mit einem Herzen dargestellt, das von einem Pfeil durchbohrt wird.

 

Ein großer Verehrer des heiligen Augustinus war Papst Benedikt XVI.

In einer Predigt hat er einmal gesagt: „Wenn ich die Schriften des heiligen Augustinus lese, habe ich nicht den Eindruck, dass es sich um einen Mann handelt, der vor mehr als 1600 Jahren gestorben ist, sondern ich spüre ihn wie einen Menschen von heute: einen Freund, einen Zeitgenossen, der…mit seinem frischen und aktuellen Glauben zu uns spricht.“ – Es ist der Glaube, an den durch die Jahrhunderte hindurch lebendigen Christus, der Weg, Wahrheit und Leben ist; der die Unruhe des Herzens kennt und der Mensch geworden ist, um diesem Herzen durch seinen Heiligen Geist Ruhe zu schenken in der Liebe des Vaters."

 

Zum Schluss noch einige spirituell ganz tiefe Gebete bzw. Aussprüche des Heiligen.

Ganz berühmt, oft zitiert und unübertroffen schön ist ein Satz am Anfang seiner „Bekenntnisse“: „Du selbst willst es so: Wir sollen dich loben aus fröhlichem Herzen. Denn du hast uns auf dich hin geschaffen und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

Dieses kurze Gebet lässt etwas ahnen von der Tiefe seines Herzens und von seinem Verlangen, Gott, den Urgrund und das Ziel allen Lebens, mit ganzer Hingabe zu suchen und ihm in Freude aufrichtig zu dienen.

 

In den „Bekenntnissen“ ist auch folgendes Gebet zu finden:

„Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit, so alt und so neu, spät habe ich dich geliebt. – Wie konnte das geschehen: Du warst in mir, doch ich war außer mir, und dort draußen suchte ich dich… Du warst mit mir, dich war nicht mit dir.  – Du hast mich gerufen, und laut gerufen und meine Taubheit bezwungen. Du erstrahltest, und dein Glanz hat meine Blindheit verjagt. Du hast deinen Duft ausgeströmt, und ich habe ihn eingeatmet, und lechze nun nach dir. Ich habe dich gekostet und hungere und dürste nach dir. Du hast mich anrührt, und ich entbrannte nach deinem Frieden.“

 

„Das unruhige Herz ist die Wurzel der Pilgerschaft. Im Menschen lebt eine Sehnsucht, die ihn hinaustreibt aus dem Einerlei des Alltags und aus der Enge seiner gewohnten Umgebung. Immer lockt ihn das andere, das Fremde. Doch alles Neue, das er unterwegs sieht und erlebt, kann ihn niemals ganz erfüllen.

Seine Sehnsucht ist größer. Im Grunde seines Herzens sucht er ruhelos den ganz Anderen, und alle Wege, zu denen der Mensch aufbricht, zeigen ihm an, dass sein ganzes Leben ein Weg ist, ein Pilgerweg zu Gott.“

 

„Singe und wandere“, so beschreibt Augustinus seine Glaubenserfahrung. „Gott steht am Ende der Straße.“

 

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