Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Herrenfeste Dreifaltigkeit: Gott- über uns - mit uns - in uns

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Dreifaltigkeit: Gott - über uns - mit uns - in uns

Im direkten Anschluss an die Osterzeit feiert die Kirche – heute, am Sonntag nach Pfingsten – das Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Es ist gewiss eines der schwierigsten Feste im Kirchenjahr. Denn ein Ereignis wie zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten finden wir in der Bibel an Dreifaltigkeit nicht. Doch deswegen ist dieses Fest nicht unbiblisch und die Dreifaltigkeit keine Erfindung späterer Generationen oder ein Konstrukt des Nachdenkens und Forschens von Theologen.

 

In der heiligen Schrift klingt die Dreifaltigkeit immer wieder an.

Im Matthäusevangelium sagt Jesus zum Beispiel, dass wir „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ taufen sollen.

Und der Apostel Paulus beendet seinen Brief an die Korinther mit den Worten: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes (des Vaters) und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“

 

Dennoch bleibt das Fest rätselhaft. Es stellt uns vor Fragen, die nur schwer oder vielleicht auch gar nicht zu beantworten sind. Auch die Theologie stößt an ihre Grenzen, wenn es darum geht, das innerste Wesensgeheimnis Gottes zu erklären.

 

Die ersten Konzilien der Kirche haben lange darum gerungen, bis sie für das Glaubensbekenntnis die richtigen Worte fanden, die uns heute ganz leicht von den Lippen gehen. Vor allem in der Liturgie und in unserem Beten gebrauchen wir oft und wie selbstverständlich Formulierungen, die die Dreifaltigkeit benennen und ausdrücken.

Wenn wir zum Beispiel Weihwasser nehmen und uns bekreuzigen. Wenn wir die heilige Messe und viele unserer Gebete mit „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ beginnen. Wenn wir beim Stundengebet am Ende eines Psalmes oder auch nach jedem Gesätz beim Rosenkranz das „Ehre sei dem Vater …“ beten. Wenn wir im Namen des dreifaltigen Gottes am Schluss der heiligen Messe oder auch der Wort-Gottes-Feiern den Segen empfangen.

 

Es ist schon irgendwie paradox: So geläufig und gewohnheitsmäßig wir die Dreifaltigkeit in unserem Beten und Singen im Munde führen, so selbstverständlich - und oft, ohne viel dabei zu denken - wir trinitarische Formulierungen gebrauchen, so unfassbar und geheimnisvoll bleibt sie doch zugleich.

 

Es ist schon etliche Jahre her, da besuchte ein Theologieprofessor mit seinen Studenten die damals neue Moschee in Mannheim. Nachdem der Mullah ihnen dargelegt hatte, was wesentlich sei für den Glauben im Islam, fragte er spontan seine Besucher nach dem dreifaltigen Gott. Ganz zurecht ging er davon aus, dass das die Spitzenwahrheit des christlichen Glaubens ist, und dass diese Wahrheit uns Christen vom Islam und vom jüdischen Glauben unterscheidet. Die Theologen kamen jedoch in große Verlegenheit. Sie konnten dies und das stottern, waren aber nicht in der Lage, etwas Klares und Überzeugendes und zugleich Einfaches vorzubringen. Der Mullah war enttäuscht. Es kam ihm vor, als ob ihn diese Studenten und ihr Professor nicht für dialogwürdig hielten …

 

Vom Hans Küng habe ich gelesen, dass er es im Dialog mit den Moslems anders machte. Er sagte schlicht: Gott ist als Geheimnis über uns; Gott ist in Jesus Christus mit uns; Gott ist im Heiligen Geist in uns. – Wenn das so ist, hätten die Moslems daraufhin gesagt, dann ist der christliche Glaube gar nicht so kompliziert und absurd, wie wir dachten.

 

Die Formulierung von Küng gefällt mir: Gott über uns – mit uns – in uns. Das ist so einfach, dass es sogar ein Kind ahnungsweise verstehen kann. Vermutlich hat Hans Küng das als kleines Kind auf dem Schoß seiner Mutter gelernt, als sie ihn lehrte, andächtig mit der Hand das Kreuzzeichen zu machen.

Bei jedem Kreuzzeichen können wir nachvollziehen:

Gott als Vater über mir – in Liebe auf mich schauend, auf mich sein Kind. Gott als Sohn neben mir und mit mir – mich wie ein Bruder begleitend und ermutigend.

Gottes Geist in mir – mich innerlich anregend, belebend und anfeuernd.

Diese Dreiheit ist aber nicht als drei verschiedene „Götter“ zu verstehen, sondern als die Aktivität und Wirksamkeit des einen Gottes, des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, den wir als Monotheisten mit Juden und Moslems gemeinsam verehren.

 

So gesehen, liebe Mitchristen, ist heute nicht der Tag, um über das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu spekulieren und angestrengt nachzudenken. Wir wollen uns vielmehr hinknien, um anbetend das bleibende Geheimnis Gottes zu loben und zu preisen.

  • Wir preisen den Gott über uns, den wir liebevoll „Vater“ nennen, der uns von Anbeginn umfangen hält und ins Dasein gerufen hat.

  • Wir loben den Gott mit uns, Jesus Christus, unseren Erlöser, der mit uns geht, uns zur Seite steht und uns auf all unseren Wegen schützt.

  • Wir danken Gott in uns, dem Heiligen Geist, der uns im Innersten belebt, beseelt und stärkt.

Ich schließe mit einem Gebet von Romano Guardini (gestorben 1968):

 

Heiligste Dreifaltigkeit.

Du bist über alles Denken und Begreifen.

Du bist die Fülle der Wahrheit,

Du, der Ursprung der Liebe,

Du, die unendliche Schönheit,

Du bist das Leben,

Du die Gemeinschaft,

o selige Dreieinigkeit.

Ich neige mich vor Dir.

Ich bete Dich an.

Dein ist die Macht und die Ehre

und die Herrlichkeit.

Amen.

   Druckansicht

 

Seitenanfang