Exerzitien mit P. Pius

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Welttag der Kranken

zur 1. Lesung (Lev 13, 1 – 2.43ac.44ab.45 – 46) bzw.

zum Evangelium (Mt 1,40 - 45) am 6. Sonntag im Lesejahr B

 

 

Erste Lesung

Der Aussätzige soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers

Lesung

aus dem Buch Levítikus

1Der Herr sprach zu Mose und Aaron:

2Wenn sich auf der Haut eines Menschen eine Schwellung, ein Ausschlag oder ein heller Fleck bildet und auf der Haut zu einem Anzeichen von Aussatz wird, soll man ihn zum Priester Aaron oder zu einem seiner Söhne, den Priestern, führen.

43acDer Priester soll ihn untersuchen. Stellt er eine hellrote Aussatzschwellung fest, die wie Hautaussatz aussieht,

44abso ist der Mensch aussätzig; er ist unrein. Der Priester muss ihn für unrein erklären.

45Der Aussätzige mit dem Anzeichen soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungekämmt lassen; er soll den Bart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein!

46Solange das Anzeichen an ihm besteht, bleibt er unrein; er ist unrein. Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten.

 

Evangelium

Der Aussatz verschwand und der Mann war rein

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit

40kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen.

41Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein!

42Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.

43Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an

44und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis.

45Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

 

 

Heute, am 11. Februar, begeht die Kirche den Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes. Die liturgische Feier dieses Gedenktages fällt allerdings in diesem Jahr aus, weil er auf einen Sonntag fällt. Nichtsdestoweniger begeht die Kirche am 11. Februar den „Welttag der Kranken“. Und dieses Anliegen passt gut zu den sonntäglichen Lesungen heute, am 6. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), vor allem zur ersten, der alttestamentlichen Lesung, und zum Evangelium, wo Jesus einen Aussätzigen heilt.

 

Was „Aussatz“ konkret bedeutete, beschreibt die Lesung aus dem Buch Levitikus: Der Kranke wurde für „unrein“ erklärt. Er musste eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungepflegt lassen. Von den Gesunden hatte er sich fern zu halten. Wenn sich ihm jemand näherte, sollte er rufen: „Unrein, unrein!“

 

Wenn wir uns diese Situation anschaulich vorstellen, können wir mitempfinden, wie dem Aussätzigen zumute ist, der vor Jesus auf die Knie fällt und um Hilfe bitte.

Weder der Aussätzige noch Jesus halten sich an die Vorschriften des mosaischen Gesetzes. Der Aussätzige nimmt wohl den letzten Mut der Verzweiflung zusammen und geht auf Jesus zu. Und Jesus geht ihm nicht nur nicht aus dem Weg, sondern tut das Verbotenste, das er in dieser Situation tun konnte: Er streckt seine Hand aus, berührt den Aussätzigen und heilt ihn. Und diese – natürlich nicht erklärbare – plötzliche Heilung bewegt die Menschen zutiefst, die von überall her zu Jesus strömen.

 

Der Welttag der Kranken am 11. Februar ermuntert zu einem Blick auf die Marienerscheinungen in Lourdes, in deren Folge sich ähnliche Szenen abspielten, wie das Evangelium aus dem Leben Jesu berichtet. Die Lebensgeschichte Jesu spiegelt sich im Leben der Heiligen.

 

Am 11. Februar 1858 war die erste von achtzehn Marienerscheinungen. Bernadette Soubirous war damals vierzehn Jahre alt. Sie gehörte zur ärmsten Familie des Ortes, die in einem ehemaligen Gefängnis wohnte. Die Häftlinge hatte man ausquartiert, weil „das Loch“ – so nannte man es – zu ungesund war, zu kalt und zu feucht. Bernadette war ihr ganzes Leben hindurch krank. Und das Asthma spürte sie bereits, als sie am Morgen des 11. Februar zum Fluss Gave geht, um für die Familie Holz zu sammeln. Während die beiden Gefährtinnen barfuß das Wasser durchqueren, sucht sie – wegen ihres Asthmas – nach einer Gelegenheit, auf Steinen über den Fluss zu gelangen. – Da wird die auf einmal von einem plötzlichen Windstoß überrascht. Es rauscht in den Zweigen eines wilden Rosenstrauchs über einer Grotte, in der sie ein sanftes Licht sieht und eine junge Frau, in Weiß gekleidet, die ihr zulächelt. Bernadette macht das Kreuzzeichen und betet den Rosenkranz, den sie auch in den Händen der Erscheinung sieht.

 

Am 18. Februar bittet die Erscheinung sie, vierzehn Tage lang täglich zur Grotte zu kommen. Am 25. Februar entspringt dort eine Quelle, in deren Wasser viele Kranke Heilung finden.

 

Am 1. März geschieht dort das erste Wunder, das später kirchlich anerkannt wird: Eine junge Mutter, die im neunten Monat schwanger ist, bricht gemeinsam mit zwei kleinen Kindern mitten in der Nacht zur Grotte hin auf, die sieben Kilometer entfernt ist. Anderthalb Jahre zuvor war sie auf eine Eiche gestiegen, um mit einer Stange Eicheln abzuschlagen als Futter für die Schweine. Da stürzte sie ab. Der Arzt konnte zwar ihren Arm einrenken, aber zwei Finger blieben krumm und gelähmt, und das ausgerechnet an der rechten Hand. Sie konnte nicht mehr spinnen und stricken, und die Hausarbeit war eine Tortur. Während der Erscheinung am 1. März, taucht sie – einer spontanen Eingebung folgend – ihre rechte Hand in die Quelle, und eine große Ruhe überkommt sie. Die steifen Finger haben auf einmal ihre Beweglichkeit wiedergefunden. Sie dankt von Herzen und eilt mit ihren Kindern nach Hause zurück, wo sie ohne Hilfe niederkommt und eine glückliche Geburt hat.

 

Am 25. März stellt, am Fest der Verkündigung des Herrn, sich die „Dame“ vor als die „Unbefleckte Empfängnis“. Maria ruft auf zum Gebet und zur Buße. Außerdem bittet sie darum, eine Kirche zu errichten und zum Ort der Erscheinungen Prozessionen zu veranstalten. Die letzte Erscheinung findet statt am 16. Juli 1858, am Fest unserer Lieben Frau vom Berge Karmel.

 

Die Erscheinungen werden später vom zuständigen Bischof anerkannt. Und Lourdes wird einer der bekanntesten Wallfahrtsorte. Etwa fünf Millionen Menschen suchen jährlich das kleine Städtchen in Südwestfrankreich auf. Vor allem die Kranken finden dort großzügige Aufnahme und hoffen auf Heilung an Leib und Seele. In beeindruckenden Gottesdiensten und Ritualen wird die frohe Botschaft verkündet: im Wasser, das die Menschen aus der Quelle schöpfen und trinken oder sogar darin eintauchen und sich waschen; durch den Felsen, an dem für viele greifbar ist, dass sich hier Himmel und Erde berührt haben; im Schein der abendlichen Kerzenprozession sowie der unzähligen Kerzen, die Pilger entzünden und als Ausdruck ihres Betens zurücklassen.

 

Es gibt in Lourdes ein internationales Ärztebüro, das die medizinisch unerklärlichen Heilungen aufzeichnet und untersucht. Von den vielen tausend Heilungen haben die für die Kranken jeweils zuständigen Bischöfe, nach sorgfältiger Untersuchung der Ärzte, bislang 69 als Wunder bestätigt. Die strengen Kriterien verlangen, dass die Heilung plötzlich und vollständig erfolgt; sie ist medizinisch nicht erklärbar und ein Zeichen für die Wirksamkeit Gottes in dieser Welt. – Was zur Zeit Jesu möglich war, nämlich die Heilung von Kranken durch den Sohn Gottes, gibt es auch heute, zumal auf die Fürsprache der Gottesmutter.

 

Das hauptsächliche Ziel der Erscheinungen ist freilich nicht die Heilung von körperlicher Krankheit, sondern die Förderung der inneren Gemeinschaft mit Gott.

Das sehen wir sehr gut am Leben der heiligen Bernadette, die selbst nicht von ihrem Asthma geheilt wurde, sondern bereits mit 35 Jahren schwerkrank gestorben ist. Aber auch hier zeigt sich ein Sinn, der mit der Krankheit im Plan Gottes verbunden ist.

 

Zwei Jahre nach den Erscheinungen hat Bernadette einen schweren Asthmaanfall und kommt darum in Lourdes in ein Hospiz, das von Ordensschwestern geführt wird. Dort lernt sie lesen und schreiben. Nach sechs Jahren Hospiz und Armenschule entschließt sie sich bei den Schwestern in deren Kloster in Nevers einzutreten. Als sie 1867 mit 43 Mitnovizinnen die Ordensgelübde ablegt, teilt der Bischof jeder Schwester eine Aufgabe zu. Am Ende steht nur noch Bernadette da – jetzt Schwester Maria Bernarda. Der Bischof fragt: „Und Sie?“ Die Oberin gibt zur Antwort: „Sie taugt zu nichts.“ Und der Bischof zu Bernadette gewendet: „Dann sei das Gebet ihr Beruf.“

Die Heilige notiert dazu: „Ich bin wie ein Besen, dessen sich die Jungfrau bedient hat. Was macht man mit einem Besen, wenn man ihn nicht mehr braucht? Man stellt ihn in eine Ecke. Da ist mein Platz. Da fühle ich mich wohl.“

 

Diese Demut zeigt sich in einer großen Bereitschaft, die ihr möglichen Aufgaben anzunehmen und alle ihr auferlegten Prüfungen zu durchleiden. Sechs Jahre lang wirkt sie als Hilfskrankenschwester. Danach ist sie selbst an das Krankenlager gefesselt. Auf dem Sterbebett leidet sie unbeschreiblich. Sie sagt: „Ich werde zermahlen wie ein Weizenkorn.“

 

Nach einem qualvollen Ringen mit dem Tod stirbt sie am 16. April 1879 nachmittags um 3 Uhr. Ihre letzten Worte sind: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für mich arme Sünderin.“

 

Im Jahre 1909, dreißig Jahre nach ihrem Tod, wird ein Verfahren zur Überprüfung ihrer Heiligkeit eingeleitet. Dabei wird der Leichnam exhumiert. Zum großen Erstaunen der Ärzte ist er unverwest. 1925 wird Bernadette seliggesprochen, und am 8. Dezember 1933, dem Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens, folgt die Heiligsprechung. Ihr unversehrter Leichnam steht heute bis heute in einem Glassarg in Nevers.

 

Ein solches Zeichen ist gleichsam ein Wink des Himmels, das auf die vorbildliche Heiligkeit der Seherin weist und auf das zukünftige Leben, das über Krankheit und Tod hinaushebt. Das Wirken Gottes kann sich ausnahmsweise im Wunder der Heilung zeigen, aber viel öfter bzw. meistens erweist es sich in der geistlichen Kraft, die teilhat an Christi Leiden und Auferstehung.

 

 

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