Exerzitien mit P. Pius

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Vertrauen in Gott vertreibt die Furcht

12. Sonntag im Lesejahr A; Mt 10, 26 - 33

 

Evangelium

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:

26Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.

27Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern!

28Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle verderben kann!

29Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.

30Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.

31Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

32Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.

33Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt Worte, die bleiben hängen, die vergisst man nicht.

Für mich ist so ein Wort ein Satz von Papst Johannes Paul II.

Vor fast 45 Jahren hat er – bei seiner Inthronisation im Oktober 1978 – den Menschen zugerufen: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“ – Dieser Satz hat mich damals tief berührt, der ist reingegangen. Und er klingt noch heute in meinen Ohren.

Allerdings: „Habt keine Angst!“ Das ist leicht gesagt. Niemand bleibt von Ängsten verschont. Angst gehört zu unserem Leben wie das Gesicht zum Kopf, wie die Kette zum Fahrrad oder wie das Wasser zum Fisch. – Neben Stunden, in denen wir froh, unbekümmert und glücklich sind, gibt es in unserem Leben immer wieder auch Stunden, wo wir voller Angst und Sorge sind.

 

Natürlich ändern sich die Ängste im Laufe des Lebens. War es in der Kindheit vielleicht die Angst vor dem dunklen Keller, die Angst vor dem Zahnarzt oder Angst vor Spinnen, so ist es in der Blüte des Lebens vielleicht die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder die Angst um das Wohl der Kinder, vielleicht auch Flugangst oder Angst vor engen Aufzügen.

Und welche Angst kann im Alter aufkommen? Vielleicht die Angst, dass die Rente nicht reicht? Die Angst vor Einsamkeit? Vielleicht auch die Angst, dass alles vergeblich war?

Und wenn wir in die Welt blicken, gibt es dann nicht noch viel mehr Gründe, Angst zu haben? Ich nenne nur die Kriege, den Terror, das Flüchtlingselend und die drohende Klimakatastrophe.

Angst hat aber auch etwas Positives: Sie macht vorsichtig, im besten Fall sogar besonnen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

„Fürchtet euch nicht!“ – Dieser kurze Satz kommt im heutigen Evangelium gleich dreimal vor. Anstatt „Fürchtet euch nicht!“ kann man den ursprünglichen griechischen Text auch so übersetzen: „Ängstigt euch nicht!“ Oder: „Habt keine Angst!“

 

„Habt keine Angst!“ Jesus gibt diese Ermutigung seinen Jüngern mit auf den Weg, als er sie aussendet, um der Welt die frohe Botschaft zu verkünden: die frohe Botschaft von der Liebe Gottes zum Menschen, die frohe Botschaft von der Vergebung unserer Schuld und die frohe Botschaft, dass wir eine Zukunft haben, eine Zukunft, die über den Tod hinausreicht.

 

Aber die Jünger, die Jesus aussendet, werden nicht überall auf offene Türen stoßen. Sie werden nicht immer Zustimmung und Aufnahme finden. Sie müssen auch mit Widerstand rechnen, mit Ablehnung, mit Angriffen und teilweise auch mit Verfolgung. Ja, sie werden sogar um ihr Leben fürchten müssen. Je offener und offensiver sie die Botschaft verkünden, umso eher wird es Menschen geben, die versuchen sie mundtot zu machen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Für die Jünger in der Nachfolge Jesu ging es darum, als Ausgesendete im Dienst der frohen Botschaft die Angst vor Verfolgung zu überwinden. – Auch wir, jede und jeder einzelne von uns, ist ausgesendet, um Zeugnis abzulegen von dieser Botschaft, jede auf ihre, jeder auf seine Weise, je nach dem wie Gott uns befähigt hat und je nach dem, wo wir leben. Dabei werden wir hierzulande und in gegenwärtigen Zeiten kaum Angst haben müssen, verfolgt zu werden. Es ist vielleicht eher das vermeintliche Gerede der anderen, das uns davon abhält, offen zu unserer christlichen Überzeugung und heutzutage auch zur Kirche zu stehen. Und es sind vielleicht auch die Zweifel, die in unserem eigenen Innern nagen.

 

Allerdings, liebe Schwestern und Brüder, Sie wissen, dass es in anderen Ländern und Kontinenten anders aussieht.

Da werden Christen vielfach diffamiert, schikaniert, diskriminiert. Da bedeutet das Bekenntnis zum christlichen Glauben ständige Bedrohung, Anfeindung, Ablehnung, ja, auch Verfolgung und Folter. Und immer wieder kostet es auch Menschenleben. Wer meint, Christenverfolgung, das sei ein Phänomen der frühen Kirche, unter Kaiser Nero z.B. oder Diokletian, der irrt sich gewaltig. Christen sind heute weltweit die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft! Und die Zahl steigt stetig.

 

„Habt keine Angst“, sagt Jesus den Jüngern damals. Und so sagt er auch uns. Habt keine Angst vor den Menschen, die euch nachstellen. Habt keine Angst vor Enttäuschungen! Und habt auch keine Angst vor der Stimme, die ihr vielleicht in eurem Inneren vernehmt und die euch Angst einjagen will. Denn ihr seid unendlich kostbar vor Gott, kostbarer als jeder kleine Vogel in der Luft. – Gott hat so sehr acht auf euch, dass er um jedes einzelne Haar auf eurem Kopf weiß. Er kennt euch besser als ihr euch selbst kennt. Er ist eurem Inneren näher als ihr selbst. Er umfasst und birgt euch mehr als eine Mutter ihr Kind. Was für eine wunderbare Zusage!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Jemand hat einmal gesagt: „Jeder Mensch, auch der Geringste, ist so in Gottes Hand, als wäre er Gottes einzige Sorge.“ – Ja, wir sind in Gottes Hand, egal was geschieht! Und wir können nicht tiefer fallen als in Gottes gute Hände. – Wenn wir das glauben könnten! Menschenskind, was könnte da abfallen an Angst und Sorge, an Menschenfurcht und Resignation, an Missmut und Traurigkeit! Und was könnte wachsen an Vertrauen und Zuversicht, an Mut und Hoffnung!

 

„Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“

Ganz ehrlich, ich höre das immer wieder gern. Es tröstet und ermutigt. Es stärkt und befreit.

 

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