Exerzitien mit P. Pius

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zum Evangelium am 5. Ostersonntag, Lesejahr B – Joh 15, 1 - 8

 

… nur dann, wenn alle, alle mitmachen: der Weingärtner, die Weinstöcke und die Reben. Das Gesamtpaket muss stimmen, da darf keiner ausfallen. Sprich: Alle zusammen sollten wir das schaffen, worum es Jesus geht. Nachdem wir davon ausgehen können, dass Gott und Jesus sicherlich ihre Pflicht tun werden, scheinen wir Jünger, die Reben, wohl die einzigen Unsicherheitsfaktoren bei Gottes Weinbauprojekt zu sein. Vielleicht deshalb der deutliche Hinweis: „Ihr seid die Reben!“ Man möchte Jesus hier fast die Worte in den Mund legen: „Damit das klar ist: Ich mach das hier nicht ohne euch! Bei allem, was ich tue, seid ihr mit im Boot, und glaubt mir, es kommt nicht nur auf mich, es kommt auch auf euch an!“ So sehr hat Jesus, hat Gott sich mit uns verbunden, dass er auf uns nicht verzichten will, wenn es darum geht, seinen Auftrag in dieser Welt zu erfüllen. Was aber kommt denn heraus bei diesem ganzen Weinbauprojekt? Ich möchte an dieser Stelle einen Irrtum korrigieren. Es ist schlicht und ergreifend falsch, dass die Reben Wein hervorbringen. Das, was wir Reben da produzieren, das ist noch lange nicht fertig. Wir produzieren Saft. Einen Saft allerdings, der es in sich hat. Nicht umsonst sind Flaschen mit neuem Wein nur dann richtig verschlossen, wenn sie eben nicht richtig verschlossen sind. Die Kraft, die von neuem Wein ausgeht, ist gewaltig. Sie kann Flaschen explodieren lassen oder wie Jesus es damals ausdrückte, alte Schläuche zerreißen. Ich wünsche uns Mut, unausgegoren zu leben, im Vertrauen darauf, dass unser Weingärtner, dass Gott es selbst ist, der aus uns guten Wein werden lässt.

 

Siegfried Reissing 

 

in „Aufbruch für die Seele“, @ 2021 - St. Benno Verlag

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