… nur
dann, wenn alle, alle mitmachen: der Weingärtner, die Weinstöcke und die
Reben. Das Gesamtpaket muss stimmen, da darf keiner ausfallen. Sprich:
Alle zusammen sollten wir das schaffen, worum es Jesus geht. Nachdem wir
davon ausgehen können, dass Gott und Jesus sicherlich ihre Pflicht tun
werden, scheinen wir Jünger, die Reben, wohl die einzigen
Unsicherheitsfaktoren bei Gottes Weinbauprojekt zu sein. Vielleicht
deshalb der deutliche Hinweis: „Ihr seid die Reben!“ Man möchte
Jesus hier fast die Worte in den Mund legen: „Damit das klar ist: Ich
mach das hier nicht ohne euch! Bei allem, was ich tue, seid ihr mit im
Boot, und glaubt mir, es kommt nicht nur auf mich, es kommt auch auf
euch an!“ So sehr hat Jesus, hat Gott sich mit uns verbunden, dass er
auf uns nicht verzichten will, wenn es darum geht, seinen Auftrag in
dieser Welt zu erfüllen. Was aber kommt denn heraus bei diesem ganzen
Weinbauprojekt? Ich möchte an dieser Stelle einen Irrtum korrigieren. Es
ist schlicht und ergreifend falsch, dass die Reben Wein hervorbringen.
Das, was wir Reben da produzieren, das ist noch lange nicht fertig. Wir
produzieren Saft. Einen Saft allerdings, der es in sich hat. Nicht
umsonst sind Flaschen mit neuem Wein nur dann richtig verschlossen, wenn
sie eben nicht richtig verschlossen sind. Die Kraft, die von neuem Wein
ausgeht, ist gewaltig. Sie kann Flaschen explodieren lassen oder wie
Jesus es damals ausdrückte, alte Schläuche zerreißen. Ich wünsche uns
Mut, unausgegoren zu leben, im Vertrauen darauf, dass unser Weingärtner,
dass Gott es selbst ist, der aus uns guten Wein werden lässt.
Siegfried Reissing
in
„Aufbruch für die Seele“, @ 2021 - St. Benno Verlag |