„Ich will frei sein“, sagte das Blatt,
löste sich vom Baum – und verwelkte. Freiheit kann der Mensch nur in der
Bindung an seinen Ursprung gewinnen, so wie das Blatt nur am Baum frei
ist, nicht dann, wenn es vom Winde verweht wird.
Was soll ein Rebzweig, der sich vom
Weinstock löst?
Er verdorrt und wird zum Brennholz
geworfen. Ohne Verbindung mit dem Stamm wird er saft- und kraftlos. Der
Lebensstrom ist an den Wurzelgrund gebunden, an den festen Standort.
Die lebensentscheidenden Realitäten wie
das Leben selbst, wie Liebe und Vertrauen, können wir uns nicht selbst
schaffen. Sie sind uns geschenkt.
Das Heil können wir uns nicht machen, es
ist uns geschenkt. Es kommt nicht von uns, sondern zu uns.
Es ist dadurch vorgegeben, dass Jesus für
uns da ist, für uns gelebt hat und lebt. Er hat uns diese Möglichkeit
eröffnet. Ohne ihn ist sie nicht zu haben.
Darum die dringliche Mahnung, in ihm zu
bleiben.
Das bedeutet nicht introvertierte
Selbstgenügsamkeit, sondern ruft zur Tat, das Empfangene weiterzugeben,
die empfangene Güte andere erfahren zu lassen.
Es gibt kein Bleiben in Jesus ohne
Fruchtbringen, wie es kein Fruchtbringen gibt ohne bleiben in ihm. Das
Bleiben ist das treue Durchhalten in der einmal getroffenen
Entscheidung.
Es geht um die Treue zum Inhalt des
Wortes Gottes.
In Jesus bleiben heißt dann: in der
Bewegung der Liebe bleiben, die mit ihm begonnen hat. Wer da „dran“
bleibt, wird Kraft schöpfen und kann sie weitergeben wie eine reife
Frucht. Wer da nicht „dran“ bleibt, der ist nicht mehr „in“, sondern
„out“. – Was soll ein Christentum ohne Christus? Es ist ein einziger
Betrug.
Franz Kamphaus
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