Am 9.
April 2003 geht ein Bild um die Welt:
Amerikanische Truppen stürzen die Saddam-Statue in Bagdad.
Nicht nur
in der westlichen Welt gilt dies als ein Zeichen des Triumphes über das
Böse. Nicht wenige hatten damals gehofft, jetzt würde die Demokratie und
mit ihr eine neue Zukunft anbrechen. Was für ein fataler Irrtum. Der
Irak ist heute ein kaputtes und gefährliches Land.
Die
Kirche erinnert heute an ein Bild, das uns fast 2000 Jahre
zurückversetzt: Jesus zieht in Jerusalem ein – auf einem Esel.
Auch
damals hatten nicht wenige gehofft, er würde die Besatzer endlich aus
dem Land jagen. Er würde Unrecht vertreiben und alles würde gut werden.
Allein, Jesus hat sich nicht blenden lassen. Er wusste, dass Gewalt,
Terror und Leid sich niemals aus der Welt schaffen lassen.
Es ist
verlockend zu glauben: wenn erst einmal die Husseins, Assads, Erdogans
usw. aus ihrer Macht vertrieben sind, dann würde sich alles zum Guten
wenden. Nicht wenige sind überzeugt, man müsste nur diejenigen in die
Wüste jagen, die sie für alles Böse verantwortlich machen: das
Establishment, die Ausländer, die Muslime, die korrupten Politiker…,
dann würde sich alles zum Guten wenden. Sie täuschen sich schwer.
Wir
können eine Statue stürzen. Wir können einen Diktator töten. Aber wir
werden nicht der Liebe und dem Frieden dienen, wenn unsere Herzen nicht
von Liebe begleitet sind. – Jesus wusste: Manchmal kann man Leid nur
aushalten und durchstehen. Er hat nicht zugelassen, dass sein Einsatz
für das Gute die Liebe in ihm ausgelöscht hat.
Zwei Bilder: Der Sturz der Statue Saddam Husseins und Jesus auf dem
Esel. – Sie sind eine Einladung für uns, in der Karwoche, in das Leid
hineinzugehen. Es auszuhalten, kreativ damit umzugehen, ihm mit Liebe
und Fantasie zu begegnen. – Sie sind Mahnung, niemals zu meinen, wir
könnten das Leid aus der Welt kämpfen. – Wir können nur lieben. Trotzdem
lieben. Erst recht lieben. Immer wieder lieben. Bis zum Tod lieben. So
wie Jesus von Nazareth.
(aus: Die Botschaft heute 2/2017) |