Es
geht hierbei um Formen des freiwilligen Verzichtes, eine Übung des
Nichthabenmüssens mit dem Ziel, innerlich frei und offen zu werden, das
eigene Bewusstsein zu stärken und zu sensibilisieren für das, was den
Sinn im menschlichen Miteinander ausmacht.
In
der christlichen Tradition war das Fasten zunächst ein Zeichen der
Buße, der Bekräftigung des Gebetes und eine Form der Gottfindung und
Gottesverehrung.
Im
Alten Testament (und auch in anderen Religionen) findet sich die
Dreiheit Beten – Fasten – Almosen.
Beten
umfasst den ganzen Bereich der Frömmigkeit und Gottesverehrung. Almosen
steht für Solidarität, tätige Nächstenliebe und das Engagement für
Gerechtigkeit. Fasten bedeutet Verzicht und Selbsterfahrung sowie den
Beweis der eigenen Glaubwürdigkeit.
Im
Neuen Testament berichten Matthäus und Lukas, dass Jesus sein
öffentliches Leben mit einem 40tägigen Fasten begann. – Er wehrte sich
allerdings gegen das Fasten der Pharisäer: „Wenn ihr fastet, dann
macht es nicht wie die Heuchler!“ Jesus will kein rein äußerliches
oder gar zur Schau getragenes Fasten, sondern eines aus einem inneren
Anliegen heraus, so wie es die Urchristen praktizierten. Bei ihnen
geschah das Fasten nicht um des Fastens willens, als bloße
Gesetzeserfüllung, sondern es war immer mit einem Ziel verbunden. So
fasteten sie z.B. für verfolgte Mitchristen und für ihre Verfolger.
Romano Guardini sagt: „Beim Fasten geht etwas Innerliches vor
sich. Der Körper wird gleichsam aufgelockert. Der Geist wird freier… Der
Raum des Möglichen wird weiter, der Geist wird frühliger. Das Gewissen
wird hellhöriger, feiner, mächtiger. Das Gefühl für geistige
Entscheidungen wächst.“
Pater
Pius Kirchgeßner, OFMCap |