Exerzitien mit P. Pius

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Wartezeit

zur 2. Lesung am 3. Adventssonntag im Lesejahr B; 1 Thess 5, 16 - 24

 

 

Ein Vormittag im Advent: Das Wartezimmer ist fast leer. Nur ein Stuhl ist belegt. Ich setzte mich und warte. Nach kurzer Zeit holt die Zahnarzthelferin meine Sitznachbarin zur Behandlung ab. Ich warte. Je länger ist warte, desto mehr ärgere ich mich, dass ich hier einfach sitze und warte. Ich warte und ärgere mich – vor allem über meinen Ärger. Nach knapp 45 Minuten hat das Warten ein Ende, die Behandlung eines anderen Patienten hatte länger gedauert als erwartet!

Auch der Advent ist eine Wartezeit; eine ganz andere als die beim Zahnarzt. Die eine Wartezeit fühlt sich leer an, die andere ist vollgestopft mit scheinbar besinnlichem Betrieb.

In der einen Wartezeit warte ich darauf, dass etwas passiert, in der anderen warte ich auf Ruhe. Keine von beiden stellt mich wirklich zufrieden. Helfen kann Paulus mit seinem Appel „Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles!“

Es geht um die Perspektive: Schaue ich auf das, was gerade fehlt, oder setze ich die „paulinische Brille“ von Freude, Gebet und Dankbarkeit auf?

Die „paulinische Brille“ verkürzt weder die Wartezeit beim Zahnarzt noch streicht sie adventliche Termine aus meinem Kalender. Aber sie kann meinen Blick schärfen: Die Freude darüber, im Wartezimmer endlich mal wieder lesen zu können und hier Zeit für Ruhe und Gebet zu haben. Dankbarkeit, dass meine Behandlung problemlos verlief und für die vielen Beziehungen, die mir besonders im Advent wieder bewusst werden.

Freude und Dankbarkeit helfen mir ins Gebet zu kommen. Es sind die Augenblicke in denen Gott auf mich wartet. Egal ob im Wartezimmer oder im vollen Terminkalender – Gott sucht seine Wege, um an meine Tür zu klopfen. Nur ihm öffnen, fällt manchmal hinten über. Freude, Gebet und Dankbarkeit können Türöffner sein für den Gott, der wartet und klopft. Worauf warte ich noch?

 

Dag Heinrichowski SJ

 

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