Ein Vormittag im Advent: Das
Wartezimmer ist fast leer. Nur ein Stuhl ist belegt. Ich
setzte mich und warte. Nach kurzer Zeit holt die
Zahnarzthelferin meine Sitznachbarin zur Behandlung ab. Ich
warte. Je länger ist warte, desto mehr ärgere ich mich, dass
ich hier einfach sitze und warte. Ich warte und ärgere mich
– vor allem über meinen Ärger. Nach knapp 45 Minuten hat das
Warten ein Ende, die Behandlung eines anderen Patienten
hatte länger gedauert als erwartet!
Auch der Advent ist eine
Wartezeit; eine ganz andere als die beim Zahnarzt. Die eine
Wartezeit fühlt sich leer an, die andere ist vollgestopft
mit scheinbar besinnlichem Betrieb.
In der einen Wartezeit warte
ich darauf, dass etwas passiert, in der anderen warte ich
auf Ruhe. Keine von beiden stellt mich wirklich zufrieden.
Helfen kann Paulus mit seinem Appel „Freut euch zu jeder
Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles!“
Es geht um die Perspektive:
Schaue ich auf das, was gerade fehlt, oder setze ich die „paulinische
Brille“ von Freude, Gebet und Dankbarkeit auf?
Die „paulinische Brille“
verkürzt weder die Wartezeit beim Zahnarzt noch streicht sie
adventliche Termine aus meinem Kalender. Aber sie kann
meinen Blick schärfen: Die Freude darüber, im Wartezimmer
endlich mal wieder lesen zu können und hier Zeit für Ruhe
und Gebet zu haben. Dankbarkeit, dass meine Behandlung
problemlos verlief und für die vielen Beziehungen, die mir
besonders im Advent wieder bewusst werden.
Freude und Dankbarkeit helfen
mir ins Gebet zu kommen. Es sind die Augenblicke in denen
Gott auf mich wartet. Egal ob im Wartezimmer oder im vollen
Terminkalender – Gott sucht seine Wege, um an meine Tür zu
klopfen. Nur ihm öffnen, fällt manchmal hinten über. Freude,
Gebet und Dankbarkeit können Türöffner sein für den Gott,
der wartet und klopft. Worauf warte ich noch?
Dag Heinrichowski SJ
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