Am
Sonntag saß ich im Gottesdienst und fühlte mich plötzlich ertappt. … Wer
mir ein schlechtes Gewissen bereitete und das, obwohl ich (noch)
überhaupt nichts gemacht hatte? Der Evangelist Lukas.
Ich
gebe zu, ich hab´s nicht so mit Ankündigungen des Weltuntergangs und
Endzeitstimmung. Schon gar nicht im Advent! Da will ich es heimelig und
gemütlich. Aber dieser eine Satz hat mich berührt: „Nehmt euch in Acht,
dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht
beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht“ (Lk 21,
34). Das saß. Weil diese Aufforderung nicht nur etwas mit
apokalyptischen Szenarien zu tun hat. Ich erinnerte mich vielmehr an all
die vergangenen Adventszeiten, die von zu viel Hektik im Büro, zu vielen
Sorgen, ob ich rechtzeitig für jeden das passende Geschenk finden würde,
zu viel Glühwein, Bratwurst und Baumstriezel auf dem Weihnachtsmarkt –
insgesamt einfach zu viel – geprägt gewesen waren. Dabei hatte ich oft
den eigentlichen Sinn des Advents als Zeit der Vorbereitung, der
Besinnlichkeit, des Wartens aus dem Blick verloren. Und so wurde ich
tatsächlich manchmal von Weihnachten „überrascht“: Die Geschenke waren
eingepackt, die Krippe aufgestellt, der Christbaum geschmückt – aber ich
selbst war innerlich noch nicht so weit. … „Wäre Christus tausend Mal in
Bethlehem geboren und nicht in dir, du bliebest ewiglich verloren.“, hat
der Dichter Angelus Silesius gesagt. Das klingt hart, passt aber
irgendwie zum Lukasevangelium.
Ich
habe die Kirche jedenfalls mit dem festen Vorsatz verlassen, den Advent
dieses Jahr als Zeit der Vorbereitung zu begehen – nicht als
Vorbereitung für die Feiertage mit all ihren Ritualen und Traditionen,
sondern auf das Kommen Gottes. Ich will bereit sein, wenn er bei mir
anklopft, und nicht pappsatt auf der Couch sitzen oder dem Wahnsinn nahe
durch die Innenstadt hetzen. Ich werde da sein, Gott. Ich warte auf
dich.
unbekannt
in „Aufbruch für
die Seele – Der Adventskalender 2021“, @ 2021 - St. Benno Verlag |