Du machst das Zeichen des
Kreuzes, machst es richtig.
Kein hastiges, verkrüppeltes,
von dem man nicht weiß, was es bedeuten soll,
sondern ein richtiges
Kreuzzeichen, langsam, groß,
von der Stirn zu Brust, von
einer Schulter zur anderen.
Fühlst du, wie es dich ganz
umfasst?
Sammle dich recht;
alle Gedanken und dein ganzes
Gemüt sammle in dieses Zeichen,
wie es geht von der Stirn zur
Brust, von Schulter zur Schulter.
Dann fühlst du: ganz umspannt
es dich, Leib und Seele;
nimmt dich zusammen, weiht
dich, heiligt dich.
Warum?
Es ist das Zeichen des Alls —
und ist das Zeichen der Erlösung.
Am Kreuz hat unser Herr alle
Menschen erlöst; die Geschichte, die Welt.
Durch das Kreuz heiligt Er
den Menschen, ganz,
bis in die letzte Faser
seines Wesens.
Darum machen wir es vor dem
Beten, damit es uns ordne und sammle,
Gedanken und Herz und Willen
in Gott fasse.
Nach dem Gebet, damit in uns
bleibe, was Gott uns geschenkt hat.
In der Versuchung, dass Er
uns stärke.
In der Gefahr, dass Er uns
schütze.
Beim Segen, auf dass Gottes
Lebensfülle
in alles hereingenommen werde
in die Seele,
und alles darinnen befruchte.
Denke daran, so oft du das
Kreuzzeichen machst.
Es ist das Zeichen einfachhin,
das Zeichen Christi.
Mache es recht: langsam,
groß, mit Bedacht.
Dann umfasst es dein ganzes
Wesen, Gestalt und Seele,
deinen Gedanken und deinen
Willen, Sinn und Gemüt, Tun und Lassen,
und alles wird dann gestärkt,
gezeichnet, geweiht,
in der Kraft Christi, im
Namen des dreieinigen Gottes.
Diese tiefgreifende
Meditation über das „Kreuzzeichen“ stammt von dem Theologen
und Professor Romano Guardini und ist seinem auch
heute noch lesenswerten Büchlein „Von heiligen Zeichen“
entnommen, das 1922/1923 erstmals erschienen ist. |