geistliche Impulse

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von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Das Kreuzzeichen

 

Du machst das Zeichen des Kreuzes, machst es richtig.

Kein hastiges, verkrüppeltes, von dem man nicht weiß, was es bedeuten soll,

sondern ein richtiges Kreuzzeichen, langsam, groß,

von der Stirn zu Brust, von einer Schulter zur anderen.

 

Fühlst du, wie es dich ganz umfasst?

Sammle dich recht;

alle Gedanken und dein ganzes Gemüt sammle in dieses Zeichen,

wie es geht von der Stirn zur Brust, von Schulter zur Schulter.

Dann fühlst du: ganz umspannt es dich, Leib und Seele;

nimmt dich zusammen, weiht dich, heiligt dich.

 

Warum?

Es ist das Zeichen des Alls — und ist das Zeichen der Erlösung.

Am Kreuz hat unser Herr alle Menschen erlöst; die Geschichte, die Welt.

Durch das Kreuz heiligt Er den Menschen, ganz,

bis in die letzte Faser seines Wesens.

 

Darum machen wir es vor dem Beten, damit es uns ordne und sammle,

Gedanken und Herz und Willen in Gott fasse.

Nach dem Gebet, damit in uns bleibe, was Gott uns geschenkt hat.

In der Versuchung, dass Er uns stärke.

In der Gefahr, dass Er uns schütze.

Beim Segen, auf dass Gottes Lebensfülle

in alles hereingenommen werde in die Seele,

und alles darinnen befruchte.

 

Denke daran, so oft du das Kreuzzeichen machst.

Es ist das Zeichen einfachhin, das Zeichen Christi.

Mache es recht: langsam, groß, mit Bedacht.

Dann umfasst es dein ganzes Wesen, Gestalt und Seele,

deinen Gedanken und deinen Willen, Sinn und Gemüt, Tun und Lassen,

und alles wird dann gestärkt, gezeichnet, geweiht,

in der Kraft Christi, im Namen des dreieinigen Gottes.

 

 

Diese tiefgreifende Meditation über das „Kreuzzeichen“ stammt von dem Theologen und Professor Romano Guardini und ist seinem auch heute noch lesenswerten Büchlein „Von heiligen Zeichen“ entnommen, das 1922/1923 erstmals erschienen ist.